
Land Hadeln Magazin Wingst 29
Wingst
Es gibt nur wenige Sportarten, in denen Frauen sich üblicherweise
auf Augenhöhe mit Männern im direkten Duell
messen können. Wie etwa Reiten oder Darts. Das gerne verkannte
sportliche Schießen fällt ebenfalls in diese Kategorie.
Der Schützenverein ist keine Männerdomäne. Der SSV
Wingst ist hier das beste Beispiel. Die Aktiven des SSV bestehen
zu 2/3 aus Frauen. Ebenso ist der Vorstand klar in
Frauenhand.
Marie Knust, aktive Sportschützin, die mit einem derzeitigen
Durchschnitt von 370 Ringen in der Bezirksoberliga auf
Startlistenplatz 1 für den SSV Wingst geführt wird, nimmt
dem Geschlechtervergleich gleich die Rivalität: „Es wird in
der Liga nach Leistung aufgestellt, Alter und Geschlecht
spielen keine Rolle. Es schießt Schütze gegen Schütze.“
stellt Marie klar.
Dies macht auch die besondere Attraktivität des Liga-Schießens
aus. Jeder macht seinen eigenen Wettkampf und versucht
den Einzelpunkt zu holen. Den Gegner fest im Blick
und mit jeder 10er-Serie kommt die „Wasserstandsmeldung“
wo man derzeit steht. Am Ende gibt jedoch das Team den
Ausschlag, ob der gesamte Wettkampf gewonnen konnte.
Die Saison 2021/22 lief für die Schützen des SSV Wingst
noch sehr verhalten, aber im letzten Wettkampf soll der
Klassenerhalt gesichert werden.
Ihre ersten Gehversuche machte die Finanzwirtin Marie
beim traditionellen Kinderkönigs-schießen auf dem Schützenfest
ihres Stammvereins, dem Schützenverein Westerhamm.
Beim Training mit dem Lichtpunktgewehr und später
mit dem Luftgewehr entwickelte sich Marie zu einer
erfolgreichen Schützin.
Ein besonderes Jahr war 2017, wo Marie die Würde der
Landesjugendkönigin erringen konnte. Mit dieser Leistung
qualifizierte sie sich zum Bundeskönigschießen in Frankfurt.
Hier konnte sie mit einem tollen 10. Platz aufwarten.
„Da war der Ehrgeiz entfesselt“. Das Feeling, mit dem Publikum
im Rücken und der Fernsehaufzeichnung. Dazu die
Lautsprecheransagen und die Musik im Hintergrund. Der
Schützenaufmarsch auf dem Römer, das alles war schon ein
Erlebnis.
Schießen ist absolut unbestechlich, da die Schießscheiben
elektronisch ausgewertet werden – je nach Wettbewerb sogar
mit Kommastelle. Erklärtes Ziel ist immer die perfekte
10 bzw. 10,9 zu treffen. Die kleinste falsche Regung oder
nur ein leichtes Zittern in der Hand kann beim Freihandschießen
das vermeintlich perfekte Ergebnis ins Negative
kippen.
Um im Schießsport erfolgreich zu sein, braucht es viele verschiedene
Fähigkeiten. Es gilt, die Nerven zu behalten und
stets das Beste zu geben. Damit umgehend korrigierend entgegengewirkt
werden kann, wenn aus der vermeintlich sicheren
10 nur eine 8 geworden ist. „Der Schuss ist weg.“ Mit
so einem Missgeschick muss man umzugehen lernen. Man
muss ruhiges Blut bewahren, die Konzentration sofort wieder
hochfahren um zu analysieren woran es gelegen hat, damit
man erfolgreich weiter schießen kann. „Ich habe beim
Schießen mit der Zeit auch viel fürs Leben gelernt“, erzählt
Marie. Für ihre weitere Schieß-Zukunft freut sich Marie auf
alles, was kommt.
Autorin: Brigitte Steffens
Bildautor: SSV Wingst
Sportschützenverein Wingst e.V.
Schießsport in Frauenhand
Marie Knust beim Bundesjugendkönigsschießen in Frankfurt am Main
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