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Nordleda
Neugestaltung des Johann-Heinrich-Voß-Literaturmuseums
Der Dichter und Übersetzer Johann Heinrich Voß (1751–1826)
Kerstin von Schwerin zeigt die Funktionsweise der Hörstation Foto: Stadt Otterndorf
Neueröffnung des Unverpackt-Ladens „RieselLiese“
Frauke Thielke erfüllt sich mit der Eröffnung
der „RieselLiese“ den Wunsch
nach einem Unverpackt-Laden in
Otterndorf.
Seit Anfang März kann am Kirchplatz 6
verpackungs- und plastikfrei eingekauft
werden. Egal ob Nudeln, Reis, Gewürze,
Backzutaten, Hülsenfrüchte oder Drogerieartikel:
hier findet man vieles als lose Ware.
Angefangen hat alles mit dem Buch „Zero Waste: Weniger Müll ist das
neue Grün“, das Frauke Anfang 2020 von einer Freundin empfohlen
bekommen hat. Der erste Corona-Lockdown gab ihr viel Zeit, gemeinsam
mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern plastikfreie, alternative
Produkte auszuprobieren, selber herzustellen und in den Familienalltag
einzubauen. „Über jede kleine Änderung und Optimierung hin zu
einem plastikfreieren Konsum habe ich mich riesig gefreut“, erzählt
Frauke.
Als sie im Sommer letzten Jahres das erste Mal einen Unverpackt-Laden
besuchte, war die Begeisterung groß: „So einen Laden benötigen
wir auch in Otterndorf und Umgebung, zumal die nächsten Unverpackt
Läden sich erst in Bremerhaven und Stade befinden.“
Im November 2020, nach Abschluss des Workshops für Ladengründer
der Unverpackt Akademie in Kiel, stand Fraukes Entscheidung, einen
eigenen Laden zu eröffnen, endgültig fest.
Die „RieselLiese“ steht für: unverpackt, nachhaltig, gut. Es wird auf
Mehrweg, statt Einweg gesetzt. Überflüssige Verpackungen sollen
vermieden werden. Durch den bedarfsgerechten Einkauf fallen weniger
Lebensmittelabfälle an. Das Angebot umfasst hervorragende
Qualitätsprodukte, die auf kurzen logistischen Wegen angeliefert
werden. Doch wie genau funktioniert das Unverpackt Einkaufen? „Behälter
mitbringen und leer wiegen, befüllen mit beliebiger Menge,
Einkäufe wiegen, bezahlen und glücklich sein“, erklärt Frauke.
Um erst einmal zu schauen, wie der Laden angenommen wird, bekam
Frauke das Angebot, ihren Laden in der bestehenden „SchlingelLiese“
zu eröffnen. Beide Läden sind seit März am Kirchplatz zu finden.
Aufgrund der derzeitigen Corona-Situation gelten dieselben Abstands
und Hygiene-Regelungen wie auch in Lebensmittelgeschäften.
Wichtig ist, dass die Kunden auf die strikte Trennung zwischen
benutztem und frischem Besteck zur Entnahme der Waren achten.
Unverpackt einkaufen ist sicher und bedenkenlos möglich.
Stadt Otterndorf
lebte von 1778 bis 1782 in Otterndorf. Als Johann Heinrich Voß
nach Otterndorf kam, zählte die Stadt – Hauptort des Landes
Hadeln – um 1780 ca. 2000 Einwohner. Voß war hier als Rektor an der
Lateinschule tätig und wohnte mit seiner Familie im Rektorhaus gegenüber
der Kirche.
Das Otterndorfer Voß-Haus ist das einzige erhaltene Wohnhaus. Im
Jahr 1999 konnte es durch die Stadt Otterndorf nach aufwendigen Restaurierungsarbeiten
der Öffentlichkeit zu-gänglich gemacht werden.
Das Johann Heinrich Voß Haus, zu dem ein Literaturmuseum, eine
Buchhandlung und ein idyllischer Garten gehören, hat seitdem Literaturinteressierte
und ein breit gefächertes touristisches Publikum
angezogen und sich zu einem Ort der Begeg-nung entwickelt.
Spätestens seit der Eröffnung des Voß-Hauses im restaurierten ehemaligen
Rektorhaus in Otterndorfs Partnerstadt Penzlin im März
2019 stellte sich die Frage, ob das – ehrenamtlich geleitete – Museum
nach zwei Jahrzehnten noch zeitgemäß ist. Erfahrungsberichte von
Mu-seen zeigen, dass die aufwendig multimediale Inszenierung einer
literarischen Ausstellung nicht ausreicht, um scharenweise Besucher
anzulocken und einen nachhaltigen Effekt zu erzielen. Es bedarf also
mehr, um das Leben und Werk eines Dichters zu vermitteln. Handschriften
und Erstausgaben sowie Erinnerungsstücke sind für ein Literaturmuseum
unent-behrlich. Aufgrund dessen wurde entschieden,
das Konzept der Ausstellung beizubehalten, jedoch behutsam zu modernisieren.
Dank multimedialer Technik und finanzieller Unterstützung durch die
VGH-Stiftung und den Landschaftsverband Stade ist es möglich gewesen,
die Ausstellung um eine Hör- und Multi-mediastation zu erweitern,
die in Zusammenarbeit mit der Firma Schröder AV-Medien in
Os-terholz erarbeitet wurde.
Der thematische Schwerpunkt der Hörstation liegt auf Vossens Otterndorfer
Zeit. „Otterndorf im Lande Hadeln war mir seit dem Herbst
1778 geliebte Heimat“, schrieb Voß rückblickend. Auszüge aus Briefen
und Erinnerungen von Johann Heinrich Voß und seiner Frau Ernestine
geben einen anschaulichen Einblick in diese Zeit. Auch sind Gedichte
sowie Lieder nach Lyrik von Voß, die von den bedeutendsten Komponisten
des 18. Jahrhunderts vertont wurden, zu hören.
Eine Multimedia-Station gibt weiterführende Auskünfte zur Familie
Voß und Einblick in das Leben von Voß in Otterndorf sowie in seine
Vernetzung mit Zeitgenossen.
Zu allen Themen gibt es knappe Erläuterungen. Der Vorzug dieser benutzerfreundlichen
Hör- und Medienstation liegt darin, dass sie nicht
nur über Kopfhörer, sondern auch über Lautspre-cher erlebt werden
kann, und somit gut bei Führungen einsetzbar ist.
Der Voß-Biograph Wilhelm Herbst (1872) bemerkte: „Voss’ Odyssee
und das kleine Ottern-dorf werden im Gedächtnis der Nation allezeit
zusammengedacht werden.“ Heute, mehr als zwei Jahrhunderte später,
wird das Andenken an den einstigen Rektor und großen Gelehrten
in der Medemstadt bewahrt.
Dr. Kerstin von Schwerin
Otterndorf
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