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Journal_März_2016

28 Teil 4 – Geschichte „op Platt“ Museum Windstärke 10 ist jetzt auch „op Platt“ zu erleben schichten als Serie veröffentlichen. (jp) Impressum Herausgeber und Verlag: Cuxhaven-Niederelbe Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, Kaemmererplatz 2, 27472 Cuxhaven www.cn-online.de Geschäftsführung: Hans-Georg Güler Anzeigen und Marketing: Ralf Drossner Redaktion: Felix Weiper (V.i.S.d.P.) Druck: westermann druck GmbH Georg-Westermann-Allee 66, 38104 Braunschweig Ihr Draht zu uns Verantwortlicher Redakteur: Jens Potschka Telefon (0 47 21) 58 53 62 E-Mail: jpotschka@cuxonline.de Anzeigenverkauf: Lothar Arndt Telefon (0 47 21) 58 53 02 E-Mail: larndt@cuxonline.de chen fiel die Entscheidung: Fünf kleine Geschichten aus der Fischerei – basierend auf den Erzählungen von Zeitzeugen – wurden bislang übertragen und den Besuchern des Museums jetzt als zusätzliche Lektüre in der Ausstellung angeboten. Inzwischen liegen die Texte in Hochdeutsch, Plattdeutsch, Englisch und Französisch im Museum aus. Das CUXjournal wird die fünf plattdeutschen Ge- Im Jahr 2014 wurde in Cuxhaven der plattdeutsche Schulmeistertag durchgeführt. Am Rande des Treffens wurde von Teilnehmern die Idee geboren, einige Texte des Museums ins Plattdeutsche zu übertragen. „Ich fand das toll. Allerdings wäre die Menge an Ausstellungstexten doch erheblich zu groß gewesen“, erinnert sich Museumsleiterin Dr. Jenny Sarrazin. Nach weiteren Gesprä- Vele öllere Minschen schüddelt sik, wenn se dat Woort Lebbertroon höört. Dat kookte Öl ut de Lebber von Seelachs, Kabeljau un Schellfisch hett bannig veel gode Inhalte as Omega-3-Fettsüür, Jood un veel Vitamin A un D. No den letzten Krieg wörr dat insett, wenn de Lüüd nix op de Rippen harrn. Sogor in de School hebbt de Kinner dat lepelwies intrichtert kregen. Dat muchen de Kinner gor nich geern, wieldat de Lebbertroon gruslich smecken dä. För de Fischerlüüd harr de Lebbertroon goden Wert. För se wörr dat Fischöl boor Verdeenst. De Fischlebber wörr gliek an Boord utkookt un in grode Tanks staut. För dat Öl Foto: Christian Ahlf geev dat hoge Priesen un de Mannschaft hett mit dat „Trangeld“ goot verdeent. Op de anner Siet kunnen se en beten wat vun dat düre Öl op egen Reken verköpen, ohn dat de Kaptein wat dorvun mitkreeg. So mennig een Liter weer nich in de groten Tanks vun de Rederee pumpt un lann in een vun de Benzinkanisters, de de Crew tohören dä. De Sook harr man enen Hoken: no´n Krieg weer de ganze Fischereehoben vun englische Suldoten afsparrt. Se passen nipp un nau op, wenn dor wat an Land komen schull. Wo schull een de Troon-Kanisters över den Tuun kriegen, ohn dat de „Tommies“ wat dorvun mitkregen dään? De Antwoort wöör eenfach: een poor junge Domens lenken de Wachsuldoten jüst to de Tiet af, as dat düre Öl an Land kööm. Betohlt worrn de Domens natüürlich ok - mit Lebbertroon! Übersetzung des Textes: Lebbertroon Lebertran Viele ältere Menschen schütteln sich, wenn sie das Wort Lebertran hören. Das aus den Lebern von Seelachs, Kabeljau und Schellfisch gekochte Öl ist nahrhaft und enthält Omega-3-Fettsäuren, Jod und hohe Mengen Vitamin A und D. Nach dem Krieg galt es daher als das ideale Mittel eigene Rechnung zu verkaufen. Mancher Liter landete daher beim Abpumpen an Land nicht im großen Behältnis der Reederei, sondern in den gesäuberten Benzinkanistern der Crew. Die Sache hatte nur einen Haken: Nach dem Krieg war das gesamte Gelände des Fischereihafens von der englischen Besatzungsmacht abgesperrt, die die Anlandungen scharf kontrollierte. Wie also bekam man die Tran-Kanister über den Absperrzaun, ohne dass die „Tommies“ Wind davon bekamen? Die Antwort war einfach: Man engagierte ein paar „leichte“ Mädchen, die zu einem festgesetzten Zeitpunkt die englischen Wachhabenden ablenken sollten. Die Bezahlung der Damen erfolgte - natürlich - in Lebertran! No Platt överdrogen vun Ann-Kathrin Helms, Jürgen Lenz un Hans-Hinrich Kahrs gegen Unterernährung. Den Kindern wurde es in der Schule löffelweise eingetrichtert. Eine sehr unpopuläre Maßnahme, denn Lebertran schmeckte grauslich. Die Fischer hatten eine gänzlich andere Einstellung zu Lebertran. Für sie war das Fischöl bares Geld. Die Fischlebern wurden gleich an Bord ausgekocht und das Öl in großen Tanks gestaut. Da das Öl am Markt sehr gute Preise erzielte, war der „Trangeld“ genannte Anteil der Mannschaft entsprechend hoch. Ebenso groß war aber auch der Anreiz, etwas von dem kostbaren Öl abzuzweigen und auf 4. Teil


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