Führerschein im Kreis Cuxhaven immer teurer: Warum die Kosten steigen
Der Führerschein gilt für viele Menschen als unverzichtbar - sei es für den Arbeitsweg, für Reisen oder Freizeitaktivitäten. Doch in jüngster Zeit wird die Fahrerlaubnis immer mehr zu einem Luxusgut - auch im Cuxland. Woran liegt das?
Wer heute einen Führerschein machen will, braucht viel Geduld und viel Geld: Die durchschnittlichen Preise für einen Führerschein sind in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Etwa 2500 bis 4500 Euro kann es heute kosten, je nach Zahl der Übungsstunden, die Fahrerlaubnis ausgehändigt zu bekommen, hat der ADAC errechnet.
Die Preissteigerung ist nicht nur auf gestiegene Sprit- und Energiekosten zurückzuführen. Auch gestiegene Versicherungsbeiträge für Fahrschulen, höhere Mieten für Fahrschulräume und die Einführung moderner Technik treiben die Preise nach oben. Darüber hinaus erhöht sich der Bedarf an Fahrstunden, da die Anforderungen an Fahrschüler und die Komplexität der Prüfungen zunehmen.
Viktor Fink, Inhaber der Cuxhavener Fahrschule Abbis Fahrschuleteam, kann ein Lied davon singen. "Die Zahl der Fragen ist deutlich gestiegen. Früher waren es 800, jetzt sind es mehr als 1000", sagt Fink. Aus seiner Sicht könnte der Fragenkatalog durchaus etwas abgespeckt werden. Fragen etwa zu Fahrassistenzsystemen wie dem Tempomat seien eher verzichtbar.
Früher mit dem Nachwuchs auf Verkehrsübungsplätzen geübt
Insgesamt beobachtet Fink ein geringeres Interesse bei den jungen Fahrschülerinnen und Fahrschülern. "Früher haben wir unseren Eltern beim Autofahren zugesehen. Aber heute schauen junge Leute fast nur noch auf ihr Smartphone, wenn sie unterwegs sind. Die bekommen gar nicht mit, was um sie herum passiert." Mahnende Worte richtet der Fahrlehrer auch an die Eltern. In früheren Zeiten hätten sie mit dem Nachwuchs auf Verkehrsübungsplätzen das Fahren trainiert. "Heute halten sie sich zurück, weil sie den Kindern nichts Falsches beibringen wollen."
Auch Rainer Hamann, Geschäftsführer der Fahrschule Hemmoor, glaubt, dass ein Großteil der Fahrschüler nicht genügend auf den Straßenverkehr vorbereitet wird. "Heute werden alle von den Eltern von A nach B gefahren, somit ist das Verlangen auf Selbstständigkeit im Verkehr abgeflacht", sagt der Fahrlehrer.
Aber nicht nur die zusätzlichen Fahrstunden sorgen dafür, dass der Führerschein für viele Menschen teurer wird. "Kraftstoff, Heizung, Elektrik - alle Kosten gehen in die Höhe", beobachtet Hamann. "Und nicht zuletzt müssen alle Geräte auf neuestem Stand sein, um die Fahrschüler versorgen zu können." Ein weiterer Punkt: "Durch den akuten Fahrlehrermangel können die Angestellten relativ hohe Löhne verlangen." Die Auswahl an guten Fahrlehrern sei sehr gering.

Die Kostenfrage des Führerscheins habe es schon immer gegeben, erklärt Klaus Napierski, Vorsitzender des Fahrlehrerverbandes Niedersachsen. "Dass wir in den vergangenen Jahren aber so einen Sprung gesehen haben, hat auch damit zu tun, dass die Fahrschulen heute unternehmerischer denken als früher", sagt der Fahrlehrer aus dem Landkreis Cloppenburg. Die wenigsten Fahrlehrer würden in einer Fahrschule allein arbeiten, viele hätten Angestellte. "Das kostet Geld, denn der Arbeitgeber muss attraktive Angebote machen." Diese Personalausgaben sowie die gestiegenen Unterhaltungskosten würden am Ende beim Kunden landen. "Damit die Fahrschulen überhaupt überleben können."
Und wie könnten Kosten konkret gesenkt werden? Die Politik schlägt unter anderem vor, vermehrt auf Fahrsimulatoren zu setzen. So würden Fahrschülerinnen und Fahrschüler mehr Praxis bekommen, ohne immer gleich eine ganze Fahrstunde bezahlen zu müssen. Der Cuxhavener Fahrlehrer Viktor Fink hält diese Idee für "Blödsinn". Simulatoren könnten keine Fahrstunde im realen Verkehr ersetzen.