"Habe ein Faible für Sauberkeit"

11.09.2011

WINGST. Der Tag ist ihm eigentlich viel zu kurz. Füße hoch- und Hände in den Schoß legen? Das entspricht nicht seinem Naturell. Horst Arp hat viel um die Ohren. Der 67-jährige Wingster Tischlermeister "im Unruhestand", wie er schmunzelnd anmerkt, ist unter anderem Vorsitzender des vor einem halben Jahr gegründeten Fördervereins Waldmuseum. Er setzt sich mit Kraft, Wissen und Zeit ein, dass das Kleinod nicht nur erhalten bleibt, sondern in absehbarer Zeit eine ansprechendere Ausstellung erhält, die besonders Familien und Kindern den Lebensraum Wald näher bringt. "Es ist manchmal schon erschreckend, dass heutzutage selbst Landkinder vielleicht noch Eiche und Buche kennen, aber schon bei der Eberesche hört es auf."

"Eigentlich", findet er zwar, dass er für das Amt zu alt sei und überhaupt müssten viel mehr jüngere Leute ‘ran", aber seinem Engagement tut das keinen Abbruch.

Horst Arp lässt sich den Mund nicht verbieten. Er ist dabei kein Motzer, der auf den Tisch haut - aber als kritischer und hartnäckiger Hinweisgeber verschafft er sich an entsprechender Stelle höflich, aber bestimmt Gehör, wenn etwas verbesserungswürdig ist. Und geht dabei selbst mit gutem Beispiel voran. So beklagt er zwar dreckige Wege, kümmert sich aber schon lange darum, seine Umgebung schier zu halten und von herumflatterndem Unrat zu befreien. "Ich habe eben ein Faible für Sauberkeit", schmunzelt er. Ein verlottertes Erscheinungsbild ist ihm ein Dorn im Auge. Das Gemeinwohl seiner Heimatgemeinde liegt dem eingeborenen Wingster am Herzen - und das fängt eben mit dem ersten äußeren Eindruck an. Als passionierter Fahrradfahrer und Spaziergänger mit seiner bretonischen Jagdhündin Esther kennt er die Schmuddelecken genau - und ärgert sich darüber.

Aktiv eingeschaltet hatte er sich in die Diskussion um die Zukunft des Waldmuseums, nachdem die Naturschutzstiftung es vom Landkreis übernommen hatte. Als klar war, dass die Stiftung sich nur einsetzt, wenn es vor Ort ensprechendes ehrenamtliches Engagement gibt, war es für ihn Ehrensache, mitzuarbeiten. Und als partout keiner den Vorsitz übernehmen wollte, ließ sich Arp doch überreden: "Ich habe mich da ja von Anfang an weit aus dem Fenster gelehnt, als sich dann bis zuletzt kein anderer gefunden hatte, konnte ich ja schlecht kneifen, auch wenn ich vorher immer gesagt habe, das ist keine Option für mich..." Er ist eben kein Wegducker, sondern stellt sich der Verantwortung.

Ausgesprochen glücklich ist er über den Kreis an Mitstreitern, die dafür sorgen, dass das Museum auf Nachfrage geöffnet werden kann. Mit sichtbarem Erfolg, es wurde ein Besucherplus erreicht. "Ich habe einen ganz tollen Vorstand und tolle Mitglieder", lobt Arp das Team, das schon jetzt mit eigenen Mitteln versucht, den Wald im Museum anschaulicher zu gestalten. So stellte die Jägerschaft Schädel von tierischen Wingstbewohnern zur Verfügung. Anhand von Hirsch- oder Dachsknochen wird Besuchern der Wald begreifbar gemacht. Es ist zunächst nur ein kleiner Schritt, aber für größere Veränderungen der Museumspädagogik stehen die Zeichen auf grün. Ende des Jahres soll die Konzeption der beauftragten Fachfrauen aus Leipzig fertig sein, die das Museum aufmöbeln und attraktiver machen soll. Dass sich weiter Ehrenamtliche finden, die den Museumsbetrieb mit Leben erfüllen, macht ihn nicht bange: "Man muss Menschen gezielt ansprechen, dann sind sie auch bereit, sich einzusetzen", so seine Erfahrung.

Auch ohne die Verantwortung für das Waldmuseum kommt bei Horst Arp keine Langeweile auf. 44 Jahre lang war er im Vorstand des Schützenvereins. Der Jägerschaft ist er seit vier Jahrzehnten eng und aktiv verbunden, viele Jahre spielt er zudem mit seiner Frau Frauke aktiv Jagdhorn bei Ludger Hörstrup. Und auch wenn er seinen Betrieb aufgegeben hat, so kann er sich ein Leben ohne seine Werkstatt, ohne den Geruch von Holz und Leim nicht vorstellen. Und da ist auch noch das Damwildgehege am Kurpark, das Horst Arp gemeinsam mit Ernst Krethe und Klaus König betreut. Und auch die Wahl am Sonntag muss nicht auf sein Engagement verzichten. "Ich bin aber nur noch als Stimmzähler eingesetzt", lächelt Arp, der lange Jahre auch im Wahlvorstand eingesetzt war.

Von Wiebke Kramp

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