"Hausverbot" für Jörg Orlemann
WISCHHAFEN. Zu einem handfesten Krach ist es jetzt zwischen der Elbfähre Glückstadt Wischhafen GmbH & Co. KG und der Industrie- und Handelskammer Stade gekommen. Am Ende droht die Elbfähre GmbH aus der Industrie- und Handelskammer (IHK) Stade auszutreten.
Die Geschäftsführerin der Elbfähre Glückstadt Wischhafen GmbH & Co. KG, Hildegard Both-Walberg, fuhr gestern schweres Geschütz auf. Mit sofortiger Wirkung trete ihr Unternehmen aus der Industrie- und Handelskammer (IHK) Stade aus, so ließ die Chefin der Elbfähren mitteilen. Und Both-Walberg ging noch einen Schritt weiter. Dem Hauptgeschäftsführer der IHK Stade und stellvertretenden Vorsitzenden des Fördervereins "Feste Unterelbequerung", Jörg Orlemann, erteilte sie darüber hinaus ein "Hausverbot" für alle vier Elbfähren. Grund hierfür sei ein Interessenkonflikt zwischen der IHK Stade und ihrem Unternehmen, der Elbfähre Glückstadt Wischhafen.
Den drastischen Schritt des Familienunternehmens begründete Both-Walberg mit Pressemeldungen der Stader Kammer, die den witterungsbedingten Ausfall der Elbfähre in den vergangenen Monaten als Argumentation für einen Tunnelbau im Zuge der Verlängerung der Autobahn 20 nutzte. "Der Geschäftsführer der IHK Stade, Orlemann, hat unserem Unternehmen mit verschiedenen Pressemeldungen wirtschaftlich schwer geschädigt und unsere Kunden sowie unsere rund 50 Mitarbeiter irritiert. Seine Mitteilungen haben dem Ruf unseres Unternehmens nachhaltig geschadet."
Der Auslöser für die heftige Reaktion geht auf einen Pressetermin im Februar zurück. Damals habe der Geschäftsführer der IHK Stade, Jörg Orlemann, der auch gleichzeitig stellvertretender Vorsitzender des Fördervereins Feste Unterelbequerung ist, sich in einer Schneelandschaft gemeinsam mit Martin Kayenburg, Landtagspräsident a.D., und Rainer Bruns vom Unternehmensverband Unterelbe-Westküste fotografieren lassen. Dafür sei Orlemann angeblich 150 Kilometer weit bis nach Glückstadt gefahren, da die Elbfähre wegen schweren Eisgangs nicht fahren konnte.
Die Betreiberin der Fähre, Hildegard Both-Walberg, spricht hier "von einem fingierten Termin", da ein Treffen bereits kurze Zeit vorher stattgefunden hatte. Dieses Foto wurde mit einem entsprechenden Text, der die feste Elbquerung befürwortet, an die Medien versandt und ins Internet gestellt. Abgedruckt wurden Text und Foto noch bis in den April hinein, als die Fähre bereits lange wieder problemlos fuhr, empörte sich gestern Both-Walberg.
Holger Bartsch, stellvertretender Geschäftsführer der IHK Stade, bezeichnete das Vorgehen von Hildegard Both-Walberg als "überzogene Reaktion". Bartsch unterstrich noch einmal die Bedeutung einer festen Elbquerung und meinte: "Wir sind für eine feste Elbquerung und nicht gegen ein Unternehmen." Eine Entschuldigung der IHK bei Geschäftsführerin Both-Walberg werde es nicht geben, denn es habe sich "nicht um einen fingierten Termin in Glückstadt gehandelt", so Bartsch.
Von Frauke Heidtmann