






Leserinnen und Leser aus dem Kreis Cuxhaven zeigen ihre alten Führerscheine
KREIS CUXHAVEN. Langsam, aber sicher verschwinden die alten Führerscheine und müssen der neuen EU-Plastikkarte weichen. Grund genug, um noch einmal in Erinnerungen zu schwelgen.
Bis 2033 muss jeder Führerschein, der vor dem 19. Januar 2013 ausgestellt wurde, in den neuen Führerschein ausgetauscht werden. Viele Leserinnen und Leser sind unserem Aufruf gefolgt, ihren alten "Lappen" zu zeigen. Von der ausgefallenen Fahrstunde wegen des falschen Schuhwerks bis zur "Rettung" der Ehefrau eines Fahrschullehrers - Teil 1 der ganz persönlichen Anekdoten unserer Leser.
Rolf Waller, geboren 1938, Führerschein von 1960: Eigentlich hatte ich die Absicht, den Führerschein in Husum bei der "Fahrschule der Nation" (so nannte man die Wehrmacht damals) zu machen, weil alle Eingezogenen dort quasi gratis Fahrstunden und -prüfung absolvieren konnten. Ich hatte mich zwar anfangs gleich in die Antragsliste eingetragen, stellte später dann aber fest, dass ich während meiner zwölfmonatigen Dienstzeit nicht mehr drankommen würde. Deshalb nahm bei einer dortigen Fahrschule der Stadt die Sache "privat" in Angriff.
Bei der letzten Fahrstunde vor der Prüfung geriet ich mit meinem Fahrlehrer in einen langwierigen Stau. Eine Militärkolonne mit über 100 Fahrzeugen blockierte die Straße. Am Rand stand eine nervös wirkende Frau, die der Fahrlehrer kannte. Er stieg aus und die beiden diskutierten aufgeregt miteinander. Dann brachte er sie mit ins Auto und forderte mich auf auszusteigen, er müsse die Frau Amtmann schnell zum Bahnhof fahren. Inzwischen war die Straße aber in keine Richtung mehr befahrbar.
Zufällig erblickte ich meinen Freund Sigi aus meiner Kompanie auf einer Kreuzung. Er war an der Absperrung für den Militärkonvoi mit verantwortlich. Ich huschte durch die Militärfahrzeuge zu ihm rüber und fragte, ob er mir einen Gefallen tun könne - was er sofort bejahte. Er lotste mich zurück zum Fahrschulwagen und ich fragte Frau Amtmann, ob wir sie zum Bahnhof fahren dürften. Sie sprang sofort auf die Straße und folgte uns zu Sigis Jeep. Der brauste dann los und die Frau erreichte so noch rechtzeitig ihren Zug am Husumer Bahnhof.
Als ich dann endlich die praktische Fahrprüfung absolvieren durfte, leistete ich mir leider viele kleine Fahrfehler und ich rechnete damit, durchgefallen zu sein. Mein Fahrlehrer war erstaunt, dass der als scharfer Hund bekannte Prüfer mir alles durchgehen ließ und mir den Führerschein am Ende freundlich lächelnd aushändigte.
Die Aufklärung folgte beim Abschied. Er flüsterte mir zu, dass ich den Führerschein schon letzte Woche bestanden hätte, weil ich seiner Frau ermöglicht hatte, einen überaus wichtigen Termin in Heide pünktlich wahrnehmen zu können. Inzwischen war ich 60 Jahre unfallfrei.
Manfred Stock, geboren 1954, Führerschein von 1976: Wie die Zeiten sich doch ändern. Früher war der Führerschein grau - heute ich.
Da ich in jungen Jahren zur See gefahren bin, habe ich meinen Führerschein erst mit 22 Jahren erworben. Ich war mit meinem Fahrlehrer und einem anderen noch Führerscheinlosen an der Bundesstraße verabredet. Gerade als ich auf dem Fahrersitz Platz nehmen wollte, vernahm ich ein lautes ,So nicht Herr Stock! Mit den Holzclogs kann ich Sie leider nicht fahren lassen!' Mein Hinweis, dass ich die Schuhe ausziehen könne, um dann auf Strümpfen zu fahren, ließ meinen Fahrlehrer leider nicht umstimmen. Wir einigten uns dann darauf, dass der andere Führerscheinlose, der ordnungsgemäß gekleidet war, zwei Fahrstunden bekam.
Einige Fahrstunden später (natürlich diesmal auch ordnungsgemäß gekleidet), kam dann die ersehnte Prüfung. Da ich unter den Fahrschülern der einzige war, der die Prüfung auf Schaltgetriebe absolvieren wollte, kam ich als erster dran. Das war mein Glück. Ich durfte meinen Fahrlehrer und den Oberprüfer durch den Fischereihafen kutschieren. Hier konnte mein superspitzenmäßiger Fahrlehrer den Prüfer sehr geschickt ablenken, in dem er ihn immer wieder auf besondere Sehenswürdigkeiten hinwies. So bemerkte der Prüfer gar nicht, dass ich einmal die Vorfahrt missachtet hatte und sich noch einige weitere kleinere Fehler eingeschlichen hatten. Nach einer schweißtreibenden halben Stunde, hielt ich endlich den ersehnten grauen Lappen in den Händen.
Klaus-Peter Postler, geboren 1949, Führerschein von 1967: Während meiner letzten Fahrstunde - ich fuhr gerade auf einer Landstraße - sah ich einen Unfall, bei dem ein Motorrad involviert war. Es stellte sich hinterher raus, dass es mein Motorrad war. Das hatte ich mir nämlich schon vor der Führerscheinprüfung gekauft. Da ich zu diesem Zeitpunkt aber noch keinen Führerschein hatte, ist mein Bruder mit dem Motorrad zur Inspektion gefahren - und ist verunfallt. Ihm ist zum Glück nichts passiert. Drei Tage später sprach mich dann mein gefürchteter Fahrlehrer auf den Unfall an. Er hatte meinen Namen gelesen und dachte, ich wäre schwarzgefahren. Ich konnte aufklären, dass es sich um meinen Bruder handelte und durfte die Prüfung machen - die ich dann auch bestanden habe.
Horst Scheffler, geboren 1952, Führerschein von 1970: Drei Monate vor meinem 18. Geburtstag begann ich meinen Führerschein auf einem VW Käfer bei der Fahrschule "Hagel" in Cuxhaven. Ich hatte acht Fahrstunden und musste 311 DM bezahlen. Als ich im Januar kurz vor meinem Geburtstag die Prüfung machte, lag Eis und Schnee auf der Straße. Aber alles klappte gut und ich bekam meinen Lappen. Als ich dann mit dem Käfer meines Vaters fahren durfte, kostete der Liter Benzin 68 Pfennig. Die erste Fahrt ging damals erst einmal nach Sahlenburg, um mal die weite Strecke alleine fahren zu können."