Annette Riedl/dpa
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Smarter Weltstar aus Köln: Damian Hardung aus «Maxton Hall»

05.11.2025

Ein spätsommerlicher Abend vor einer Bar in Berlin: Schauspieler Damian Hardung kommt im langen Mantel zum Interview, den er nur kurz fürs Shooting in einem Hinterhof ablegt. Wochen vor der stressigen, weltweiten Promo-Tour für die Erfolgsserie «Maxton Hall» nimmt sich der 27-Jährige eine Stunde Zeit, um über seine außergewöhnliche Karriere zu sprechen - zwischen Rollen und Röntgenbildern. 

Damian Hardung, geboren 1998 in Köln, Eltern Orthopäden, aufgewachsen mit zwei Brüdern, startet früh mit der Schauspielerei. Schon als Jugendlicher ist er in der erfolgreichen Vox-Serie «Club der roten Bänder» als Krebspatient Jonas zu sehen - es folgen Rollen im Netflix-Hit «How to Sell Drugs Online (Fast)» und der Roman-Verfilmung «Auerhaus». 

Parallel beginnt der Rheinländer, der schon mit 14 ein Stipendium an einer Privatschule in New York erhält und sein Abi in Köln mit 1,0 abschließt, ein Medizinstudium. Im April dieses Jahres besteht er sein zweites Staatsexamen, bald steht das praktische Jahr an, dann kann er sich Arzt nennen. «Ich hab’ wieder richtig Bock auf Lernen», sagt er. «Ich habe das Gefühl, sonst werde ich dümmer.»

Hardung: Wer A sagt, will auch B sagen

Trotz Doppelbelastung wehrt sich Hardung gegen ein Entweder-oder: «Mein Leben lang haben mir Leute gesagt, du musst dich jetzt entscheiden für A oder B. Aber ich weigere mich bis heute», erklärt er entschlossen. Häufig gehe er tagsüber zur Uni oder in die Klinik, drehen könne er dann nachts oder an den Wochenenden. «Ich bin in den 20ern, da kann man auch noch Nachtschichten einlegen.»

Doch einfacher wird das sicher nicht. Schließlich hat seine Karriere im vergangenen Jahr durch den weltweiten Erfolg der Prime-Serie «Maxton Hall – Die Welt zwischen uns» einen ordentlichen Schub bekommen.

Das ist «Maxton Hall»

In der kitschig-romantischen Coming-of-Age-Reihe, die auf drei Büchern von Mona Kasten basiert, spielt Hardung den arroganten James Beaufort. Der Sohn eines schwerreichen Modeunternehmers lernt auf dem fiktiven britischen Elite-Internat Maxton Hall (als Drehort diente Schloss Marienburg bei Hannover) die Stipendiatin Ruby Bell (Harriet Herbig-Matten) kennen, die aus einfachen Verhältnissen stammt.

Die Achterbahn-Romanze des ungleichen Paares ist inhaltlich nicht besonders originell, begeistert aber weltweit - vor allem ein junges Publikum. Die ersten Folgen belegten im Frühjahr 2024 zwischenzeitlich in über 120 Regionen Platz eins der Amazon-Charts. Ab Freitag (7.11.) gibt es auf Prime Video Nachschub. 

Darum hat er keine Probleme mit Oben-ohne-Szenen

Auch in der Auftaktfolge der neuen Staffel zeigt Hauptdarsteller Hardung reichlich nackte Haut. Etwas, das bei vielen seiner Rollen als charmanter Frauenschwarm auffällt. 

Darauf angesprochen, gibt sich der blonde Schauspieler gewohnt reflektiert. «Ich glaube, dass es bei Männern diesen privilegierten Spagat gibt, dass du sowohl objektifiziert werden kannst und trotzdem noch inhaltlich gehört wirst.» Die Möglichkeit werde Frauen aus seiner Sicht häufiger abgesprochen. 

Ein kritischer Blick auf die Gesellschaft und das Filmbusiness zieht sich durch das gesamte Gespräch. Immer wieder schweift er ab, erzählt von Wissenschaftlern und Psychologen, zitiert Historiker Timothy Snyder und US-Autor Ezra Klein. Zwei von vielen Themen, die Hardung offensichtlich am Herzen liegen - und die aktueller sind denn je.

«Ich glaube, dass wir generell in einer Gesellschaft leben, die Pendelbewegungen durchmacht. Die progressive, eher linke Seite der Mitte hat sich im Bereich der Kultur sicherlich in Teilen ziemlich eingenistet und wird jetzt in vielen Bereichen wieder mehr herausgefordert.»

Warum Hardung schon mal auf eine Rolle verzichtete

Für ihn gebe es «wertebasierte Grenzen», aufgrund derer er zuletzt auch schon Rollen abgelehnt habe. «Weil ich für mich festgestellt habe: Nein, das kann ich nicht machen, weil es meiner politischen Grundhaltung widerspricht, mit den Leuten hinter der Kamera und deren Weltanschauungen zusammenzuarbeiten. Das ist nicht das pluralistische, freiheitlich-demokratische Grundverständnis, das Fakten liebt, das ich gerne repräsentieren und wofür ich kämpfen möchte.»

Der Mime, Medizinstudent und Mensch Hardung wirbt dafür, sich auf die Gemeinsamkeiten zu besinnen und wieder mehr miteinander zu reden. «Ich kann dir ja nicht gegenübersitzen, dir zuhören, um dich zu verstehen und dich gleichzeitig hassen. Das ist, glaube ich, eine kognitive Dissonanz, die die wenigsten Leute wirklich langfristig aufrechterhalten können.»

Kaum jemand im deutschen Film balanciert aktuell so konsequent zwischen zwei scheinbar gegensätzlichen Welten. Weil Hardung, der zuletzt für die Verfilmung des Juli-Zeh-Romans «Corpus Delicti» drehte, den Glamour des Schauspielbetriebs mit der Nüchternheit der Wissenschaft verbindet – und weil ihm beides etwas bedeutet - A UND B.

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