Vogelbeobachtungsturm in Hemmoor eingeweiht
HEMMOOR. Was der Umwelt genommen wird, wenn Hafenanlagen gebaut werden, muss ihr an anderer Stelle zurückgegeben werden. Von Carmen Monsees
Um die Eingriffe in die Natur auszugleichen, hat der Hafenbetreiber Niedersachsen Ports (NPorts) eine sogenannte Kompensationsfläche in Hemmoor geschaffen. Dort ließ NPorts einen Vogelbeobachtungsturm aufstellen, der Kindern und Erwachsenen ein besonderes Naturerlebnis bieten soll.
Zur Eröffnung des mächtigen Holzbauwerks trafen sich Handwerker, Politik und Verwaltung sowie NPorts-Ingenieure am Rande des Lebensraumes für Brutvögel hinter der Bahnlinie in Hemmoor. Die insgesamt 30 Hektar große Ausgleichsfläche in der Hemmoorer Osteniederung ist laut Planfeststellung Ersatz für den Bau von Liegeplatz 4, die Erweiterung des Europakais im Cuxhavener Hafen.
Hemmoors Samtgemeindebürgermeister Dirk Brauer bekräftigte beim Ortstermin: „Wir haben mit dem Hafenbetreiber Niedersachsen-Ports jemanden für diese Fläche gefunden, der unserem Wunsch entgegenkommt, den Naturschutz vorne anzustellen. Hier entsteht ein Naturparadies.“
So sei die Stadt Hemmoor um einen Anziehungspunkt reicher. Der imposante Vogelbeobachtungsturm ist etwa sechs Meter hoch. Wer künftig Wiesenpieper, Kiebitze, Gänse, Gastvögel und vielleicht auch Störche beobachten möchte, erreicht die Aussichtsplattform vom RühmkorfWeg aus über die Bahnlinie hinweg.
Alexandra Brandts ist Bauingenieurin der Hafenfirma Niedersachsen Ports. Sie hat die Fläche in Kooperation mit dem Fachbereich der Naturschutzbehörde des Landkreises Cuxhaven mit geplant und betreut das Vorhaben rund um das Vogelbrutgebiet, das mit einem Gesamtwert von 46 000 Euro beziffert wird. „Zu meinen Aufgaben zählt unter anderem die Effizienzkontrolle, ob das Umsetzungsziel – ein Vogelbrutparadies zu schaffen – erreicht wurde“, so die Bauingenieurin und ergänzt: „Der Hafenbetreiber Niedersachsen Ports sucht jetzt einen geeigneten Pächter für einen Teilbereich der Fläche zur extensiven landwirtschaftlichen Nutzung.“
Knut Kokkelink, technischer Leiter bei NPorts fügt an: „Wir haben über einen Zeitraum hinweg kartiert, wie viele Vögel sich ansiedeln, und haben festgestellt, die Fläche wird als Brutgebiet von den Vögeln gut angenommen.“
Auch der Hemmoorer Bürgermeister Lasse Weritz ist überzeugt: „Mit dem neuen Vogelbeobachtungsturm können Besucher zu jeder Jahreszeit die Schönheit der abwechslungsreichen Landschaft mit ihrer Vogelwelt mit eigenen Augen erleben.”
Ausgleichsflächen mit nachhaltigem Erfolg für die Natur:
Werden unbebaute Flächen für Gewerbegebiete oder Straßen in Anspruch genommen, bedeutet dies immer einen Eingriff in die Natur. Solche Eingriffe müssen gesetzlich – laut Eingriffsregelung nach dem Bundesnaturschutzgesetz oder Bundesbaugesetz – durch die ökologische Aufwertung einer anderen Fläche ausgeglichen werden. Verantwortlich für die Durchführung der Ausgleichsmaßnahmen sind die Bauträger. Um ihrer Ausgleichspflicht nachzukommen, wird auf ökologisch aufwertbaren Flächen, beispielsweise eine Naturwaldfläche, eine Streuobstwiese angelegt. In Hemmoor wird ein Vogelbrutgebiet entwickelt, das auch für Amphibien interessant ist, mit Seggen, Schilf, Rohrkolben sowie weiteren Pflanzen, die sich in Nassbereichen entwickeln.