
Pro und Contra: Soll der Muttertag bleiben oder nicht? Diskussion über Sinnhaftigkeit
Am 14. Mai ist Muttertag. Wie sinnvoll so ein Muttertag ist, darüber gibt es verschiedene Ansichten. Zwei CN/NEZ-Redakteure diskutieren, ob es einen Muttertag wirklich braucht - oder eben nicht.
Den Muttertag mit Inhalten füllen: Ein Kommentar von Jens-Christian Mangels
Mir ist durchaus klar, dass der Muttertag hierzulande einst von Blumenhändlern ins Leben gerufen wurde und damit eigentlich über die Maßen unmoralisch interessengeleitet ist. Ich kann auch gut verstehen, dass viele Menschen einen im Kalender vorgeschriebenen Tag für den Dank an Mütter ablehnen. Denn Mütter verdienen idealerweise jeden Tag Wertschätzung. Völlig klar.
Trotzdem kann es aus meiner Sicht nicht schaden, einmal im Jahr an die Rolle der Mütter in der Gesellschaft zu erinnern. Wie wünschenswert eine Verbesserung bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf doch sei, wird ja oft betont. Im Gegensatz zu anderen Ländern hinken wir bei diesem Thema aber noch hinterher. Darüber kann gar nicht genug geredet werden, finde ich.
Wenn wir den Muttertag also nicht als rein folkloristische Veranstaltung betrachten, bei der reflexartig ein Strauß Blumen überreicht wird, sondern als Anlass für wichtige Diskussionen - auch über ungeliebte Themen wie die Not alleinerziehender Mütter und die Altersarmut von Frauen - und als ernst gemeinte Anerkennung, dann wäre schon viel gewonnen. Ein bisschen weniger Konsum, ein bisschen mehr Inhalt. Und wer sich an der Kommerzialisierung des Tages durch die Blumenhändler stört: Wie wäre es, statt Blumen und Pralinen, gemeinsame Zeit zu verschenken?
Wer braucht schon dieses ganze Gedöns? Ein Kommentar von Wiebke Kramp
Den Muttertag halte ich persönlich für eine überflüssige Angelegenheit. Missverstehen Sie mich nicht, ich bin gerne und leidenschaftlich Mutter - dies nun auch schon seit 25 Jahren und zwar an jedem Tag. Diesen einen Muttertag - immer am zweiten Mai-Sonntag - habe ich aber noch nie so richtig verstanden. Den brauche ich einfach nicht. Er ist ebenso sinnlos, wie diese geballten Geschmacklosigkeiten, die extra zu diesem Anlass angepriesen werden. Wer freut sich denn über hässliche Orchideen, klebrigsüße Törtchen und Pralinen in Herzform oder Fotokissen mit kitschigen Sprüchen.
Wichtiger als solch Gedöns ist doch, dass man sich gut mit seinen Kindern versteht - und umgekehrt. Nur ein Tag der Wertschätzung und Aufmerksamkeit ist doch eher suboptimal. Was nützt es schließlich der Mama, wenn ihre Lieben sich an 364 übrigen Tagen nicht darum scheren, ihr im Haushalt unter die Arme zu greifen sowie weder ein offenes Ohr für ihre Belange noch Zeit für sie haben.
Der Muttertag darf also gerne weichen - und der Vatertag im Übrigen gleich mit. Den feiern in den letzten Jahren ohnehin fast nur noch junge Männer ohne Kinder mit Besäufnissen bis zum Verlust der Muttersprache, während echte Väter sich am Himmelfahrtstag Zeit für ihre Familie nehmen.