
Sie fuhr auch von Cuxhaven aus: Norwegen-Fähre "Romantika" steht vor Insolvenz
Die Norwegenfähre "Romantika" der Reederei Holland-Norway-Lines kam im April und Mai 2023 alle zwei Tage ans Steubenhöft in Cuxhaven. Dann folgte der Wechsel nach Emden. Jetzt ist die Reederei in Finanznot. Nichts fährt mehr - vorerst (Update).
Laut Informationen der Holland Norway Lines auf ihrer Homepage hat sie am Mittwochmorgen bei Gericht einen Zahlungsaufschub beantragt. Der Ticketverkauf sei eingestellt. Das Schiff fahre vorerst nicht und trete auch keine Rückfahrt nach Kristiansand an. Alle 400 Beschäftigten am Firmensitz in Groningen, in Kristiansand und an Bord seien am Mittwoch informiert worden.
Dabei hatte sich anfang alles hoffnungsfroh angelassen. Nach Mitteilung der Reederei sollen seit dem Start im Jahr 2022 rund 400.000 Passagiere die Fährverbindung genutzt haben. Den Blitzstart des jungen Unternehmens - vom Start-up zu einem Betrieb mit 400 Angestellten - beschrieb auch CEO Morten G. Aggvin beim Erstanlauf in Cuxhaven: Erst vor einem Jahr sei das Unternehmen mit der ersten direkten Verbindung über die Nordsee von Eemshaven (Niederlande) nach Kristiansand im Süden Norwegens an den Start gegangen - mit Buchungszahlen, die direkt explodierten.
Finanzlücke konnte
nicht geschlossen werden
Doch Anfang 2023 fielen immer wieder Abfahrten aus, da für das Fährschiff der Anleger in Eemshaven nicht mehr zur Verfügung stand. Die Reederei suchte einen Ausweichhafen in Deutschland. Weil der neue Liegeplatz in Emden noch nicht fertig war, kam Cuxhaven ins Spiel. Der Neustart hier und später ab Emden habe Grund zur Zuversicht gegeben, so die Reederei am Mittwoch.
Doch der Druck durch die Folgen der Unwägbarkeiten zu Jahresbeginn - Stornierungen, unvorhersehbare Kosten, zurückhaltende Buchungen - müssen das Unternehmen stärker unter Druck gebracht haben, als verkraftbar war. Die Zeit habe nicht ausgereicht, um die finanziellen Verluste aufzufangen, heißt es.
Feierlich war am 20. April die Fährlinie Cuxhaven-Kristiansand mit der 193-Meter-Fähre "Romantika" eröffnet worden. Das Schiff mit Platz für bis zu 1500 Passagiere und 300 Pkw bot alle zwei Tage eine imposante Kulisse am Steubenhöft. Die Geschäfte und Restaurants im Hafengebiet füllten sich mit meist norwegischen Tagesgästen und auffallend viele Pkw mit dem gelben - niederländischen - Kennzeichen kurvten durchs Hafengebiet.
Mit dem Wissen im Hinterkopf, dass sich so eine Gelegenheit so schnell nicht wieder bietet, buchten auch viele Cuxhavener spontan einen Trip - vorzugsweise die günstige Minikreuzfahrt mit einem Aufenthalt von einigen Stunden in Kristiansand. Reederei-Chef Morten G. Aggvin hoffte, eine neue Norwegen-Begeisterung auszulösen. Das schien zunächst auch zu klappen. Kurz nach dem Start in Cuxhaven beobachtete er schon steigende Buchungszahlungen aus Deutschland.
Rückfahrt oder -flug
selbst organisieren
Diejenigen, die es in Cuxhaven aufs Schiff geschafft haben, dürften froh sei, dass ihnen das erspart blieb, was jetzt auf die gestrandeten Passagiere zukommt. Die Fahrten nach Kristiansand sind ausgesetzt. Das Schiff liegt in Emden. Wer zurück will, muss das selbst organisieren.
Den Passagieren wird auf der Homepage geraten, auf andere Fährlinien umzuschwenken oder Flüge zu suchen, natürlich auf eigene Kosten. Auch eine Übernachtung an Bord im Hafen sei nicht möglich. Kreditkartenzahlungen könnten möglicherweise über den Zahlungsdienstleister oder eine Reiseversicherung abgesichert sein.
Ein Update am Donnerstag machte die Hoffnung auf eine Fortsetzung der Linie zumindest nicht völlig zunichte: Ein per Gesetz eingesetzter Verwalter versuche, kurzfristige Lösungen zu finden, damit der Verkehr fortgesetzt werden könne, hieß es. Abfahrten später in diesem Jahr und 2024 seien noch nicht storniert.