Zwischen Nähe und Nachhall - Cuxhavens Bühnen im November
Erleben Sie in der zweiten Novemberhälfte in Cuxhaven unvergessliche Kulturmomente mit Theater, Musik und Lesungen. Tauchen Sie ein in bewegende Geschichten voller Emotionen, Erinnerungen und einzigartiger Klangerlebnisse.
Von Liebe durch die Wand, stillen Nächten und lauten Fragen: Das Stadttheater Cuxhaven und das Schloss Ritzebüttel laden zu fünf starken Kulturmomenten ein. Wenn die Novembertage kürzer werden und sich Nebel über die Wasserflächen im Schlossgarten legt, öffnet sich in Cuxhaven ein anderes Fenster zur Welt: das der Kultur. Zwischen dem 17. und dem 30. November entfaltet sich im Stadttheater und im Schloss Ritzebüttel ein Programm, das mit zarter Musik, scharfem Witz und stiller Erinnerung gleichermaßen berührt.
Fünf Kulturtermine, die in ihrer Vielfalt zeigen, wie Theater und Musik mitten in unserer Zeit stehen. Hier treffen Nachbarn aufeinander, Reiniger auf Weltanschauungen, Schüler auf Geschichte, Musiker auf Mahnmale - und eine junge Cellistin auf die unendliche Innenwelt der Seele.
Streit, Witz und Herzklopfen: "Die Tür nebenan"
Montag, 17. November, 20 Uhr - Stadttheater: Zwei Menschen, zwei Wohnungen, eine Wand - und viele Emotionen: Das Theater Poetenpack bringt mit "Die Tür nebenan" von Fabrice Roger-Lacan eine Komödie auf die Bühne, die das kleine Universum eines Mietshauses in ein Labor der Gefühle verwandelt. Sie: Psychologin, analytisch, aber innerlich aufgewühlt. Er: Joghurtverkäufer mit Sinn für Klassik - und für laute Musik. Beide getrennt durch eine Wand, verbunden durch ihre Einsamkeit. Was zunächst als handfester Nachbarschaftskrieg beginnt - Türen knallen, Fetzen fliegen, Repliken schneien wie scharfer Regen - entpuppt sich bald als zärtliche Annäherung zweier Menschen, die eigentlich das Gleiche suchen: Nähe, verstanden zu werden, das Leben zu teilen.
Blut, Moral und ein Eimer Realität: "Der Tatortreiniger"
Donnerstag, 27. November, 20 Uhr - Stadttheater: Er kommt, wenn andere längst weggesehen haben: Heiko "Schotty" Schotte, Tatortreiniger von Beruf, Philosoph aus Versehen. Die Bühnenfassung nach der TV-Kultserie von Mizzi Meyer bringt ihn mit all seiner kauzigen Menschlichkeit nach Cuxhaven - samt Putzlappen, Eimer und existenzieller Neugier. In drei Episoden begegnet Schotty jenen, die vom Leben verschont geblieben sind - oder auch nicht: einer militanten Veganerin, einem manipulativen Unternehmensberater, einem Vereinsvorsitzenden mit fragwürdiger Gesinnung. Dabei geht es nie nur um Blutspuren. Es geht um Schuld und Haltung, um das, was bleibt, wenn der Tatort sauber ist. Zwischen tiefschwarzem Humor und feinem Moralspiel bleibt Schotty der ehrlichste Mann im Raum: unerschütterlich, direkt, menschlich.
Erinnerung in Wort und Klang: "Dass ein gutes Deutschland blühe …"
Dienstag, 25. November, 10.30 Uhr - Stadttheater Cuxhaven (Schulveranstaltung): 80 Jahre nach Kriegsende fragt diese musikalische Lesung mit Roman Knižka und dem Ensemble OPUS 45 nach dem, was blieb - und was werden sollte. "Dass ein gutes Deutschland blühe …" ist kein nostalgischer Rückblick, sondern ein lebendiger Blick in die Stunde Null. Texte von Brecht, Borchert und Nelly Sachs treffen auf Musik von Beethoven, Eisler, Schostakowitsch und Richard Strauss. Zwischen Zerstörung und Neubeginn entsteht ein Klangraum der Verantwortung, eine Erinnerung, die nachhallt - auch für jene, die das Kriegsende nur aus Erzählungen kennen. Die Kooperation mit dem Stadtarchiv Cuxhaven verankert die Lesung in der Geschichte der Stadt und macht sie zu einem Lernraum: zwischen Bühne, Zeitzeugnis und mahnender Zukunft.
Musik als Mahnung: "Jenseits des Lebens"
Sonntag, 9. November, 16 Uhr - Schloss Ritzebüttel: Das Datum ist bewusst gewählt - 9. November, der Tag der Erinnerung an Pogromnacht und Mauerfall. Im Schloss Ritzebüttel erklingen an diesem Nachmittag Daniel Draganov (Violine) und Mathias Christian Kosel (Klavier und Rezitation) mit einem Programm, das weit über Musik hinausgeht. "Jenseits des Lebens" ist ein Konzert gegen das Vergessen: Werke von Bach, Beethoven, Bartók, Bloch, Kosel und Say werden mit Texten aus Maël Le Frênes Buch verwoben. Musik wird hier zum "Stolperstein aus Klang", zur Einladung, nicht wegzusehen, sondern zu hören - hinzuhören, wie Schmerz und Hoffnung, Verlust und Glaube in Tönen weiterleben.
Innenwelten auf Cello: Anouchka Hack solo
Sonntag, 30. November, 16 Uhr - Schloss Ritzebüttel: Am letzten November-Sonntag führt die Reihe "stadtKlang" nach innen - in die Kammer, in die Seele, in das, was Musik vermag. Die junge Cellistin Anouchka Hack, vielfach ausgezeichnet und längst ein Name auf europäischen Bühnen, widmet ihr Galeriekonzert "Innenwelten" den Stimmen, die wir in uns tragen. Werke von J. S. Bach, Zoltán Kodály, Hildegard von Bingen und Dobrinka Tabakova lassen das Violoncello als singendes, atmendes Wesen erklingen. Hack spielt kein Repertoire, sie erzählt Geschichten: von Einsamkeit, von spiritueller Tiefe, von Kraft und Verletzlichkeit.



