
Neues aus dem Tierheim Cuxhaven: Das passiert mit Fundtieren
Was tut sich im Tierheim Cuxhaven? Wer ist neu? Wer ist ausgezogen? Wie geht es den Tieren? Immer samstags gibt es die Rubrik "Neues aus dem Tierheim Cuxhaven". Heute: der stressvolle Ablauf mit Fundtieren.
Das Tierheim Cuxhaven klärt darüber auf, was passiert, wenn ein Fundtier gemeldet wird. "In der Regel meldet sich der Finder telefonisch bei uns und wir fahren los, um das Tier abzuholen", erklärt Silke Wingen, Leiterin des Cuxhavener Tierheims, das Prozedere. Ab und an kämen die Finder mit dem Tier auch direkt ins Tierheim.
"Vorausgesetzt das Tier ist nicht schwer krank, zieht das Tier erst einmal in unserer Aufnahme (Quarantäne) ein", erklärt die Tierschützerin. "Aber mit einfach annehmen und in die Quarantäne setzen, ist es nicht getan. Da laufen viele Dinge parallel. Zum einen der verwaltungstechnische Bereich, zum anderen der tierische Bereich." Selbstverständlich würde das Quarantänezimmerchen im Vorfeld, dem Hygieneplan entsprechend, desinfiziert und mit frischen Materialien bestückt.
Zimmer können im Tierheim Cuxhaven immer bezogen werden
Schon im Vorfeld seien die Quarantänezimmer "immer einzugsbereit", versichert Silke Wingen: "Decke, Höhle, zwei Näpfe, Katzentoilette. Ziehen Kitten ein, wird die Katzentoilette mit Holzstreu gefüllt, ansonsten mit Klumpstreu." Ist das Tier schwer verletzt oder sehr krank, wird es zuallererst zum Arzt gefahren.
Dann zieht das Tier ein: "Es beginnt mit einer Begutachtung des Tieres. Als erstes wird nach dem Chip (oder Tattoo) geschaut, der bei Hunden eher zu finden ist als bei Katzen." Anschließend wird der Zustand des Tieres erfasst: Wie ist es genährt? Gewicht, verfloht, Schleimhäute, Augen, Ohren, Geschlecht, sichtbare Verletzungen - all dies wird überprüft und schriftlich festgehalten. Kommen die Tierpfleger zur Erkenntnis, dass das Tier nicht sofort zum Tierarzt muss, bekommt es nun Wasser und Futter.
Kleine Kätzchen kommen in den Inkubator im Tierheim Cuxhaven
Wenn kleine Kitten gefunden werden, werden sie im Inkubator warmgehalten und bekommen gegebenenfalls auch alle zwei bis drei Stunden (je nach Alter häufiger oder weniger) die Flasche mit Aufzuchtsmilch. Alle Tiere werden gut beobachtet. "Gerade in den ersten 24 bis 48 Stunden achten wir besonders darauf, ob und wie das Tier frisst, trinkt und Kot und Urin absetzt. Häufig kommen die Tiere mit Durchfall bei uns an, sind nicht stubenrein oder erbrechen. Dann werden die Utensilien wie Decke oder Körbchen und Katzentoilette natürlich gegebenenfalls auch mehrfach gewechselt", berichtet die Tierheim-Leiterin. "All das unter hygienischen Gesichtspunkten wie Hände- und Flächendesinfektion, gegebenenfalls Schutzkleidung, Reinigungsplänen, desinfizierendem Waschen und der Dokumentation all dieser Handlungen."
Großer bürokratischer Aufwand im Tierheim Cuxhaven
Parallel dazu läuft der bürokratische Teil: "Egal ob wir das Fundtier irgendwo im Landkreis abholen oder ob es gebracht wird, es muss eine Fundtieranzeige geschrieben werden. Darin werden Finder und Fundort festgehalten", erklärt Silke Wingen. "Das Original der Fundtieranzeige wird in einem Vertragsordner abgeheftet, ein Durchschlag geht zu Abrechnungszwecken an den Vorstand, eine Kopie verbleibt beim Finder."
Abfrage in den Datenbanken wie Findefix oder Tasso
Wenn das Tier gechippt ist, startet das Tierheim eine entsprechende Meldung beziehungsweise Abfrage bei den gängigen Datenbanken wie Findefix und Tasso. Ist das Tier nicht verwildert, schauen die Tierpfleger auch in den sozialen Medien und in den Datenbanken von Tasso und Findefix, ob es irgendwo eine Vermisstenmeldung gibt. Im weiteren bürokratischen Verlauf ist die Fundtieranzeige nummeriert und es wird eine zusätzliche Laufnummer zugeordnet. Mit dieser Laufnummer wird das Tier im Tierheim geführt.
Was heißt geführt? "Der Neuzugang wird, mit Laufnummer und Nummer der Fundtieranzeige, in ein Bestandsbuch eingetragen. In diesem Bestandsbuch werden alle Ein- und Ausgänge mit den wichtigsten Daten vermerkt. Zusätzlich ist somit immer detailliert zu sehen, wie viele Tiere welcher Art sich aktuell im Tierheim und/oder auf Pflegestelle befinden", erklärt die Tierheim-Leiterin. "Da wir nicht mit Nummern, sondern mit Lebewesen arbeiten, bekommt jedes Tier einen Namen."
Eine Akte für den neuen Tierheimbewohner
Anschließend wird eine Akte für den neuen Tierheimbewohner angelegt: "So gibt es ein Berichtsblatt, in dem der Verlauf und die Befindlichkeiten festgehalten werden." Dazu kommt noch ein Blatt für die medizinische Versorgung. Zusätzlich befindet sich in der Akte noch eine Kopie der Fundtieranzeige, sodass jedes Tier eine eigene Akte mit allen bekannten Informationen hat." Zu einem späteren Zeitpunkt kommen dann gegebenenfalls noch die Chipaufkleber und der Impfausweis dazu.
Wo sich der Ablauf bei Fundtieren im Tierheim Cuxhaven unterscheidet
Bis hierhin ist der Ablauf immer gleich - auch wenn das Tier einen Eigentümer hat. Alles, was dann folgt, ist abhängig von der jeweiligen Situation.
Ist es eine verwilderte Katze? Das Tier geht dann zeitnah, meist am gleichen Tag, spätestens am nächsten, zur Kastration, bekommt einen Chip und wird registriert. Nach 24 Stunden wird das Tier am Fundort wieder freigelassen.
Tier bleibt im Tierheim Cuxhaven und wird bei Facebook gepostet
Ist es ein nicht gechipptes, aber handzahmes Tier? Das Tier bleibt im Tierheim, wird bei Facebook gepostet und wird innerhalb der nächsten drei Tage dem Tierarzt vorgestellt und dann gegebenenfalls kastriert und gechippt. "Aktuell wird jede gefundene Kätzin per Ultraschall auch auf Trächtigkeit kontrolliert. Findet sich kein Besitzer, geht das Tier in die Vermittlung", klärt die Cuxhavener Tierheim-Leiterin auf.
Konnte ein Eigentümer ermittelt werden? "Wir verwahren das Tier auf, bis der Eigentümer kommt und sein Tier wieder abholt", so Wingen. Egal welche der drei Möglichkeiten greift, auch dann werden wieder Daten erfasst und vermerkt, die Tierakte geschlossen und archiviert, im Bestandsbuch ausgetragen und gegebenenfalls der Chip registriert.
"Tierschutz ist nun mal nicht 'mal eben'"
"All das läuft neben dem normalen Tagesgeschehen im Tierheimalltag - wie Pflege der Tiere, putzen, Spaziergänge mit den Hunden, medizinische Versorgung, Tierarztfahrten, Haus- und Grundstückspflege, Telefontätigkeit, Vermittlungsgesprächen, Einsatz- und Arztfahrten und allg. Verwaltungstätigkeiten", berichtet die Tierheim-Leiterin - und sagt abschließend: "Tierschutz ist nun mal nicht 'mal eben'."