Im Tierheim Cuxhaven freut man sich nicht immer über Baby-Katzen und Kitten. Foto: Tieheim Cuxhaven
Ärger und Trauer im Tierheim

Neues aus dem Tierheim Cuxhaven: Diese Baby-Katzen sind kein Grund zur Freude

von Redaktion | 27.05.2023

Was tut sich im Tierheim Cuxhaven? Wer ist neu? Wer ist ausgezogen? Wie geht es den Tieren? Immer samstags gibt es die Rubrik "Neues aus dem Tierheim Cuxhaven". Heute: die Gründe, warum man sich nicht immer über Baby-Katzen freut.

Die Leiterin des Cuxhavener Tierheims ist in Sorge. Ihr gibt die aktuell Situation um die Baby-Katzen zu denken.

"In dieser Saison beherbergen wir bereits 27 Kitten. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann die nächsten Babys oder trächtige Kätzinnen bei uns einziehen", blickt Tierheim-Leiterin Silke Wingen voraus. "Wir sind uns sicher, und die Erfahrung hat es gezeigt, es werden noch viel mehr werden."

Aus Entzückung wird Wut im Tierheim Cuxhaven

Wingen weiß zu berichten: "Erst einmal sind alle Menschen verzückt, denn Katzenkinder sind ja süß, flauschig und schön anzusehen. Es ist auch schön und faszinierend, wenn neues Katzenleben das Licht der Welt erblickt." Natürlich würden sich auch die Tierpfleger freuen, die Entwicklung der Tierkinder zu sehen und die Katzenmütter unterstützen zu können. Doch dann wird die Tierheim-Leiterin ernst: "Aber manchmal, ja, manchmal ist es auch erschreckend, belastend und es macht uns wütend."

Leid bei Katzen sorgt für Bestürzung

Was Wingen so verärgert: "Beim Anblick der süßen, kleinen, neuen Erdbewohner wissen viele nicht, dass es auch oft sehr viel Leid gibt. Leid, das uns Tierpflegern und -pflegerinnen an unsere Gefühlsgrenzen bringt."

Bei den, meist verwilderten, Kätzinnen bestehe oft Inzest - und Wingen berichtet aus jüngerer Vergangenheit, warum dieser Umstand so gefährlich ist: "In den letzten Tagen hatten wir ein schlimmes Erlebnis mit solch einer Geburt: Eine Kätzin hat behinderte, unterentwickelte, nicht lebensfähige beziehungsweise bereits tote Kitten zur Welt gebracht. Allein der Anblick der Tiere macht uns unendlich traurig, denn es ist so unnötig!"

Die Katzen aus Inzest kommen oft behindert, unterentwickelt oder sogar nicht lebensfähig zur Welt. Immer wieder sind auch Totgeburten dabei. Foto: Tierheim

Viele Katzenkinder ohne Mutter im Kreis Cuxhaven

Jede Woche erreichen das Tierheim mehrfach Meldungen von gesichteten "Katzenkindern, die irgendwo in den Feldern laufen, oder Katzenmütter, die irgendwo auf einem Heuboden, in einem Garten ihre Babys abgelegt haben." Deshalb seien die Pfleger "immer froh, wenn wir Mütter und Kitten zusammen sichern können. Aktuell wird jede Kätzin, die wir aufnehmen, erst einmal auf Trächtigkeit kontrolliert."

Wingen berichtet vom Leid der Tierpfleger: "Wir haben immer Sorge und fragen uns, ob das alles gut gehen wird. Wie die Entwicklung im Leib der Kätzin vor sich geht, können wir nicht beeinflussen. Aber das Einfangen, das eingesperrt sein, die Nähe zum Menschen, all das macht den verwilderten Katzen zusätzlichen Stress." Oft würden die Katzenmutter das Säugen ihrer Kitten verweigern - "einfach wegen des Stresses. Dann heißt es für uns, den Kitten rund um die Uhr, alle zwei Stunden, die Flasche zu geben."

Die Tierpfleger kümmern sich liebevoll um jedes Katzen-Baby. Wenn die Kitten von ihrer Mutter nicht angenommen werden, müssen sie mit der Flasche aufgezogen werden. Foto: Tierheim

Ärger in der Gesellschaft unberechtigt

Die Tierheim-Leiterin weiß um die Vorbehalte aus der Gesellschaft gegenüber den Tierpflegern: "Auch wenn einige Bürger das anders sehen, aber es gibt keine andere Alternative als der Mutter diesen Stress zuzufügen, denn die Chancen auf ein gesundes und artgerechtes Leben draußen in der Natur sind noch bedeutend geringer." Verwilderte Katzen seien "eben keine Wildkatzen, sondern verwilderte Hauskatzen und diese sind nicht für ein 'wildes' Leben geboren".

Zurück an den Fundort im Kreis Cuxhaven

Die frei lebenden Katzenkinder hätten nur geringe Überlebenschancen. Der überwiegende Teil sterbe an Krankheiten, unzureichender Ernährung oder werde überfahren. "Wir sind täglich unterwegs und sichern gemeldete, verwilderte Katzen, die in Gärten oder anderen Örtlichkeiten auftauchen, damit diese kastriert und gechippt werden können", führt Silke Wingen aus. "Wenn die erwachsenen Tiere krank sind, werden sie erst gesund gepflegt und gehen dann kastriert und gechippt an ihren Fundort zurück." Katzenkinder würden aufgezogen und dann vermittelt: "All dies immer in der Hoffnung, Leid abzuwenden oder zumindest zu lindern."

Erlass für Cuxhaven macht Hoffnung

Doch eine aktuelle Entwicklung in der Politik und eine damit verbundene Gesetzesänderung gibt den Tierpflegern Hoffnung: Immer mehr Gemeinden und Kommunen führen eine Kastrations-, Chip- und Registrierpflicht ein. "Wir freuen uns, dass dies ab 1. Juli 2023 auch für Cuxhaven gilt", sagt Tierheim-Leiterin Wingen - und appelliert zum Abschluss: "Bitte lasst eure Katzen kastrieren! Es verhindert sehr viel Leid."

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