Wie kommt es, dass Hunde und Katzen manchmal desorientiert in Ecken stehen, Ängste zeigen oder sich ihr Wesen verändert? Können Tiere etwa dement werden? Foto: dpa
Es gibt Hilfe

Wenn Hunde und Katzen an Demenz erkranken

von Redaktion | 10.03.2023

Der Hund steht hilflos in der Ecke, die Katze miaut ohne Unterlass - was kann das bedeuten? Die Tierärztliche Hochschule Hannover kennt solche Fälle: Auch Tiere können dement werden. Und es gibt sogar Hilfe für sie.

Wie kommt es, dass Hunde und Katzen manchmal desorientiert in Ecken stehen, Ängste zeigen oder sich ihr Wesen verändert? Können Tiere etwa dement werden? Und tatsächlich: Nicht nur Menschen leiden im Alter daran, auch Hunde und Katzen erkranken gegen Ende ihres Lebens häufig an Demenz.

Das Problem: Demenzerkrankungen bei Tieren sind "aktuell unterdiagnostiziert und die tierischen Patienten sind somit unterversorgt", sagt Tierärztin Nina Meyerhoff von der Tierärztlichen Hochschule (TIHO) Hannover. Eine bessere Aufklärung der Tierhalter könne "zu besserer Prophylaxe und insgesamt zu einer besseren medizinischen Versorgung älterer Tiere führen". Die Hochschule bietet aber auch Hilfe an: Bei einer wöchentlichen Spezialsprechstunde geht es um die Bestimmung der Krankheit, die Linderung der Symptome und auch um Prävention.

Desorientierung und exzessives Miauen

Das sei auch nötig, denn verschiedenen Studien zufolge litten 68 Prozent der Hunde zwischen 15 und 16 Jahren sowie jede zweite Katze über 15 an Demenz, sagt Meyerhoff. Die tatsächlichen Zahlen könnten noch höher liegen, weil viele Fälle wegen mangelnder Aufklärung unerkannt blieben.

Der erste Schritt sei, die Demenz zu erkennen: "Der Verlauf ist sehr unterschiedlich, bei jedem Tier sind die ersten Symptome individuell", erklärt Meyerhoff. Ein klassisches Anzeichen sei beispielsweise Desorientierung, die Tiere stünden oft in Ecken oder fänden die richtige Seite der Tür nicht mehr. Auch Veränderungen bei sozialer Interaktion, Schlafrhythmus, Ängsten, Aktivitäten oder auch bei der Stubenreinheit könnten Symptome sein. "Bei Katzen ist eine weitere Besonderheit, dass sie exzessiv miauen."

"Lotta lebte in ihrer eigenen Welt"

Einige dieser Symptome zeigte auch Lotta, die Hündin von Anke Strecker aus Göttingen. "Auffällig war vor allem eine vermehrte Unruhe und dass sie sich in Ecken gestellt hat", sagt Lottas Frauchen. "Gleichzeitig bestand eine Unlust an den üblichen Hundegängen, die sich massiv verkürzten." Die Krankheit wurde im Zeitraum von etwa zwei Jahren immer schlimmer: Lotta fand ihren Futternapf nicht mehr, erkannte eigentlich bekannte Menschen nicht oder hatte Probleme, sich hinzulegen.

"Schmerzlich war auch ihre Wesensveränderung, zu meinem Mann und mir bestand zwar noch eine Bindung, sie war aber brüchig. Lotta lebte irgendwann in ihrer eigenen Welt", erklärt Strecker. Die demente Hündin habe teils sogar angefangen, bei Berührungen zu beißen. Strecker brachte ihre kranke Hündin nach Hannover. Dort wurde das Tier mit beruhigenden und angstlösenden Medikamenten, verschiedenen Ergänzungsfuttermitteln und einer Medikation gegen ihre Arthrose behandelt. Dennoch musste die Hündin, deren genaues Alter unbekannt war, knapp zwei Jahre nach Erkennung der Symptome eingeschläfert werden - sie konnte nicht einmal mehr aufstehen.

Bewegung und gesunde Ernährung können helfen

Meyerhoff betont: "Eine Heilung gibt es aktuell nicht." Die Therapie ziele auf Linderung und die Verlangsamung der Krankheitssymptome ab. Eine Anpassung von Ernährung und Lebensstil soll demnach die Gehirndurchblutung verbessern und Ängste mildern, Physiotherapie die Beweglichkeit stärken. "Moderate tägliche körperliche Aktivität, kognitives Fördern und Fordern mittels positivem Training und die Fütterung einmal täglich kann in einigen Fällen sinnvoll sein", erklärt die Tierärztin.

Auch Prävention kann gegen einen starken Krankheitsausbruch helfen. Spezielle Diäten und die frühzeitige Behandlung anderer Erkrankungen seien hilfreich, sagt Meyerhoff. "Bei Katzen wird eine reizarme Umgebung als Risikofaktor beschrieben." Die Lösung: Katzen brauchen lebenslang die Möglichkeiten zum Lernen und Spielen, sie sollten klettern können und die Möglichkeit haben, nach draußen zu gehen - oder zumindest auf den Balkon.

Derzeit sind in der wöchentlichen TIHO-Sprechstunde nur zwei bis drei Tiere - Hilfe bräuchten möglicherweise deutlich mehr. Dafür aber fehlt aber oft die Kapazität, wie beispielsweise im Tierheim in Bremen: "Wir haben häufig demente Katzen oder Hunde, die kommen meistens von Menschen, die mit ihnen überfordert sind", sagt Tierheim-Sprecherin Schwab. "Wir können da aber nicht viel machen." Die Tierärzte seien meist mit akuten Fällen beschäftigt. Für Prävention gegen Demenz fehle die Zeit. (dpa)

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