Ein ungewohntes Bild: Bei Primo Reisen steht seit über einem Monat aufgrund der Schulschließungen und des Reiseverbots der Betriebshof in der Wingst voll mit Linien- und Reisebussen. Foto: Primo Reisen
Ein ungewohntes Bild: Bei Primo Reisen steht seit über einem Monat aufgrund der Schulschließungen und des Reiseverbots der Betriebshof in der Wingst voll mit Linien- und Reisebussen. Foto: Primo Reisen
Wegen Corona-Krise

Wingster Firma Primo Reisen geht in Insolvenz

21.04.2020

WINGST. Primo Reisen, Lührs Reisen GmbH, hat aufgrund der drastischen Folgen der COVID-19-Pandemie einen Insolvenzantrag in Eigenverwaltung gestellt.

Mit der Schließung aller Schulen am 16. März und dem damit entfallenden Linienverkehr, der Absage aller Schüler- und Klassenfahrten und dem Fahrverbot für Reisebusse ab 17. März wurde dem fast 75-jährigen Busbetrieb die komplette Arbeitsgrundlage genommen.

Seit gut einem Monat hat das Busunternehmen, bis auf eine öffentliche Linie im Auftrag der KVG, keinerlei Einnahmen. Die Fixkosten laufen jedoch weiter. Die staatlichen Kredite, die das mittelständische Unternehmen beantragen könnte, sind nicht hilfreich, da diese kurz- bis mittelfristig zurückgezahlt werden müssen. Dies wird jedoch aufgrund der nicht nachholbaren stornierten Fahrten und Reisen unmöglich sein.

Viele Kunden und Reisegäste, die zum großen Teil zur Risikogruppe gehören, haben sicherheitshalber ihre Reservierungen bereits bis in den Oktober hinein storniert. Die Reise-Saison wird also sehr schlecht verlaufen. Der fehlende Umsatz der Monate März bis Mai ist nicht nachholbar.

Alle aktuellen Infos rund um die Entwicklung und Auswirkungen der Coronavirus-Krise auf die Region rund um Cuxhaven lesen Sie hier.

Monatliche Soforthilfen im sechsstelligen Bereich, die Primo Reisen helfen könnten, sind vom Staat für die Betriebsgröße von 50 Mitarbeitern nicht vorgesehen. Daher hat sich das Unternehmen entschieden, die Notbremse zu ziehen und am 15. April einen Insolvenzantrag in Eigenverwaltung gestellt. Der Schritt ist Geschäftsführer Bernd Lührs nicht leicht gefallen, doch insbesondere in Hinblick auf die Mitarbeiter und deren Familien sowie der Reisekunden, die für gebuchte Reisen bereits (An-) zahlungen getätigt haben, war rasches und konsequentes Handeln notwendig. Unter anderem können Reisegäste, deren Pauschalreisen storniert werden mussten, sicher sein, dass sie ihr Geld über die Insolvenzversicherung zurückerhalten.

Busbetrieb weiterführen

"Die Insolvenz in Eigenverwaltung bietet uns für die nächsten Monate die Möglichkeit, den Busbetrieb weiterzuführen und zu sanieren. Sobald das Reiseverbot aufgehoben ist bzw. die Schulen wieder geöffnet sind, möchten wir, sofern es uns möglich ist und unsere Kunden ihre Buchungen nicht stornieren, alle Fahrten und Reisen, wie vor der Krise bestätigt, durchführen", rechtfertigt Bernd Lührs seine Entscheidung und sagt außerdem: "Die COVID-19-Pandemie sorgt für eine völlig neue und ungewohnte Situation. Keiner weiß, wie lange das Ganze noch dauern und welche Folgen die Krise haben wird. Ich kann nur allen Mitarbeitern, Reisegästen, Kunden, Lieferanten, Geschäftspartnern versichern, dass ich alle Möglichkeiten ausschöpfen werde, damit jeder zu seinem Recht kommt und die Primo-Busse auch nach Corona auf unseren Straßen unterwegs sein werden. Ich möchte mich auf diesem Wege für die Loyalität unserer Mitarbeiter und das Vertrauen und Verständnis unserer Kunden und Geschäftspartner in dieser Ausnahmesituation bedanken. Ich freue mich auf die Zeit nach Corona, doch bis dahin sollte unser wichtigstes Ziel sein, gesund zu bleiben".

Mit Beschluss vom 15. April 2020 hat das Amtsgericht Cuxhaven - Insolvenzgericht - Rechtsanwältin Bettina Schmudde von der internationalen Kanzlei White & Case in Hamburg zur vorläufigen Sachwalterin bestellt. Schmudde wird die Sanierungsbemühungen der Lührs Reisen GmbH im Eigenverwaltungsverfahren überwachen und unterstützen. Derzeit prüft sie in enger Abstimmung mit der Geschäftsleitung der Schuldnerin deren Liquiditätsplanung und die Aussichten für eine baldige Wiederaufnahme des Linien- und Reiseverkehrs. "Die deutsche Reise- und Veranstaltungsbranche steht aufgrund der COVID-19-Pandemie vor gewaltigen Herausforderungen und akuter Insolvenzgefahr. Ich hoffe jedoch, dass im zweiten Halbjahr 2020 mit den zu erwartenden behördlichen Lockerungen hinsichtlich der Bewegungs- und Reisefreiheit der deutschlandweite Tourismus anziehen wird und unsere Sanierungsbestrebungen somit eine aussichtsreiche Grundlage erhalten", so Rechtsanwältin Schmudde.

Newsletter zur Corona-Krise

Hier können Sie sich für unseren Newsletter mit aktuellen Nachrichten aus der Stadt und dem Landkreis Cuxhaven rund um die Entwicklung und Auswirkungen der Coronavirus-Krise anmelden.

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

(1 Stern: Nicht gut | 5 Sterne: Sehr gut)

Feedback senden

CNV-Nachrichten-Newsletter

Hier können Sie sich für unseren CNV-Newsletter mit den aktuellen und wichtigsten Nachrichten aus der Stadt und dem Landkreis Cuxhaven anmelden.

Die wichtigsten Meldungen aktuell


Lesen Sie auch...
Energiewende

Kreis Cuxhaven: Neuer Wind- und Solarpark in der Oste-Niederung geplant

von Wiebke Kramp

KREIS CUXHAVEN. Der forcierte Ausbau der Erneuerbaren Energien erzeugt so etwas wie Goldgräberstimmung. Planer für Wind und Solarparks schließen schon Pachtvorverträge ab, um sich Flächen zu sichern - auch in der Oste-Niederung.

Feuerwehreinsatz 

Anwohnerin in der Wingst nimmt Gasgeruch wahr - und sorgt für Großeinsatz

von Redaktion

WINGST. Für einen Großeinsatz der Feuerwehren Wingst, Cadenberge und Neuhaus sorgte eine Frau, die in ihrer Wohnung einen Gasgeruch wahrnahm. 

Wannaer wünschen sich mehr

Freizeit, Sport und Aktivitäten in Wanna: Was die Gemeinde bietet - und was nicht

von Vanessa Grell

WANNA. Die Ergebnisse unserer Umfrage zeigen: Wannas Bürgerinnen und Bürger wünschen sich mehr und vielfältigere Angebote. Aber was macht die Gemeinde schon - und was ist geplant?

Blaulicht

Dramatischer Rettungseinsatz in Hechthausen: Pferd steckt in Schlammgraben fest

KREIS CUXHAVEN. Bei einem tierischen Rettungseinsatz ist am Montag ein Pferd aus größter Not aus einem Graben in Hechthausen gerettet worden.