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Journal_März_2016

12 Töpfern als Hobby Von der Magie der Drehscheibe – oder wie ich zum Töpfern kam Warum eigentlich Töpfern? Als ich das erste Mal zusah, wie unter den geschickten Händen einer Töpferin aus einem Klumpen braunem Ton binnen weniger Augenblicke eine wohlgeformte Schale entstand, war ich sofort elektrisiert. Wie Zauberei wirkte die Arbeit an der Drehscheibe. Sofort wusste ich, das will ich auch lernen. Natürlich würde es Monate, wenn nicht Jahre dauern. Egal: der Wunsch war geweckt, musste aber erst einmal zurückgestellt werden. Denn noch gab es Wichtigeres. Inzwischen sind die Kinder groß, ich habe etwas mehr Zeit und sogar Platz für eine kleine Werkstatt. Als ich zufällig eine elektrische Töpferscheibe angeboten bekam, war das der letzte Schubs, der nötig war, um richtig einzusteigen in mein neues Hobby. Welch interessanter Kosmos sich dabei erschließen sollte, erfuhr ich erst Schritt für Schritt. Inzwischen vergeht kaum ein Tag, an dem ich nicht an der Drehscheibe sitze oder in der Werkstatt herumpussle, entweder beim Abdrehen der Töpfe, Tassen und Schalen oder beim Glasieren der einmal gebrannten (geschrühten) Scherben - so nennt man die bei rund 1000 Grad gebrannten Rohlinge. Es hat wohl ein halbes Jahr gedauert, bis die ersten halbwegs brauchbaren Müslischalen und Eierbecher aus dem Brennofen herauskamen. Geflucht und an meinen Fähigkeiten gezweifelt habe ich immer wieder, vor allem in der ersten Zeit, als es mir partout nicht gelingen wollte, den weichen Tonklumpen so in der Mitte der Scheibe zu zentrieren, dass ich daraus anschließend mit beiden Händen ein tatsächlich kreisrundes Gefäß in die Höhe ziehen konnte. Nach ungezählten missglückten Versuchen hatte ich eines Tages den Bogen raus. Es klappte. Die Form passte, Boden, Wände und Rand der Schale waren nicht zu dick und nicht zu dünn. Ich freute mich wie ein Kind über den ersten Erfolg, der mich ermunterte weiterzumachen. Die vielen Tipps und Youtube-Videos im Internet haben mir geholfen, die notwendigen Handgriffe zu verstehen und Schritt für Schritt umzusetzen. Nach Feierabend bei einer Flasche Bier Erfolg verspricht die Tonarbeit aber nur, wenn man entspannt zu Werke geht. Am besten nach Feierabend, bei einer Flasche Bier und der richtigen Musik. Ohne professionelle Hilfe kam ich irgendwann aber nicht mehr weiter. Lange habe ich gesucht, bis ich einen Profi fand, der bereit war, mir ein paar Unterrichtsstunden an der Drehscheibe zu geben. Aufbaukeramik gerne - Drehscheibe dagegen Fehlanzeige, jedenfalls in Cuxhaven. 2015 lernte ich auf dem Töpfermarkt im Schlossgarten Angela Färber kennen. Sie demonstrierte die Grundtechniken an der Drehscheibe und übte unter den großen Bäumen mit Kindern. Ich sprach sie an und sie lud mich in ihre Werkstatt nach Bremerhaven ein, wo ich ihr über die Schulter sehen durfte. Nach ein paar Stunden waren die schlimmsten Anfängerfehler ausgemerzt. Vor allem hatte ich begriffen, dass es darauf ankommt, nach innen zu arbeiten um der Fliehkraft der rotierenden Tonmasse entgegenzuwirken. Nun endete nicht mehr jeder meiner Versuche in der Form einer weiten Schale - auch wenn ich eigentlich eine Kanne hatte herstellen wollen. Nach einigen Wochen Übung wurden die Ergebnisse berechenbarer, die Proportionen passten und auch das Finish durch Abdrehen des bereits einen Tag getrockneten Gefäßes verbesserte den Gesamteindruck meiner „Produktion“. Regale füllen sich mit Töpfen und Tassen Die Regale, die ich in der Zwischenzeit in der Werkstatt montiert hatte, füllten sich von Woche zu Woche. Die ersten zehn Stücke hatte ich auch schon brennen lassen. Sie waren dabei ein wenig kleiner und weißer geworden. Durch den Trocknungs- und Brennprozess schrumpfen die Gefäße um etwa ein Drittel. Beim Brennen sintert die Tonmasse, verändert also ihre Struktur, und gibt anschließend bei leichten Anschlägen einen hellen Ton von sich, vergleichbar einer Glocke. Einen eigenen Brennofen habe ich noch nicht. Zunächst wollte ich sehen, ob ich dabeibleiben würde. Außerdem ist ein vernünftiger Ofen – selbst gebraucht – unter 1500 Euro kaum zu bekommen. Nach dem ersten Brand, folgt die Glasur - auch das eine eigene Wissenschaft, wenn man sich darauf einlässt. Ich vertraute mich erneut Töpfermeisterin Angela Färber an, zumal sie den passenden Namen trägt und in ihrem Laden in der Oberen Bürger farbenfrohe Keramiken verkauft. Im Zuge der „offenen Werkstatt“ am Donnerstagabend trafen wir uns mit Interessierten in ihrem Atelier. Die fertig angerührten Glasuren bewahrt sie in verschlossenen Plastikeimern auf. Wichtig ist das Aufrühren der in Was


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