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22 Erfinder aus dem Cuxland Fotos: dpa, Leuschner, Stadtarchiv Cuxhaven; ccvision Innovative Köpfe aus dem Cuxland Was wäre die Welt ohne den Forschergeist der Menschen? Erst durch bahnbrechende Erfindungen ist unser Leben zu dem geworden, was es heute ist. Findige Geister mit Hang zum Experimentieren gab und gibt es auch im Cuxland. Thomas Edison ist weltweit bekannt als Erfinder der Glühlampe. Im Jahre 1911 weilte der Amerikaner an der Elbmündung. Ob Thomas Edison ahnte, dass im hohen Norden Deutschlands ungeahnte Talente und Nachwuchs-Erfinder schlummern? Im Jahre 1911, so ist es in der Cuxhavener Zeitung vom 29. September zu lesen, weilte der amerikanische Erfinder an der Elbmündung, um mit dem Ingenieur Emil Pein über die „Lösung des Problems der Nutzbarmachung von Ebbe und Flut“ zu philosophieren. Pein hatte bereits einige Jahre zuvor in Groden ein „Elektro-Flutwerk“ errichten wollen, scheiterte jedoch an der Engstirnigkeit der Stadtväter. Edison jedenfalls war begeistert von Pein und seinen Ideen. „Das ist der erste Mann, der wirklich Ebbe und Flut praktisch verwerten kann, sodass das Volk Vorteil davon hat“, soll Edison zu seiner Frau gesagt haben. Das behauptet zumindest der Chronist der Cuxhavener Zeitung. Pein steht am Anfang einer ganzen Reihe von Forschern und Tüftlern, die sich in Cuxhaven und Umgebung ins Zeug legten. Unter den Erfindungen, die im Laufe der Jahre entwickelt wurden, gab es natürlich auch etliche Fehlgriffe, die bald wieder in Vergessenheit gerieten oder sich aufgrund technischer Mängel einfach nicht durchsetzen konnten. Langfristig erfolglos blieben etwa die „Fischköpfmaschine“ aus dem Jahre 1939, die „Sprottenaufspießmaschine“ von 1922 und die Tiefseetaucherkugel des Cuxhavener Ingenieurs Udo von Schulz, die 1948 „im Gegensatz zur Taucherkugel des Professor Piecard ohne Menschen auf Meerestiefe“ (Hamburger Echo vom 11. Dezember 1948) ging. Die Raketen-Experimente von Gerhard Zucker fallen da aus heutiger Sicht schon eher ins Gewicht: Es war Anfang 1933, als der emsige Konstrukteur im Saal des „Strandhotels“ in Duhnen erstmals seine lenkbare Postrakete „Herta“ vorstellte. Es handelte sich um einen etwa 60 Zentimeter weiten Zylinder aus Weißblech mit seitlich angebrachten Vorrichtungen zur Aufnahme der Schubraketen, mit Höhen- und Seitensteuerflossen und einer kegelförmigen Spitze, die den „Postraum“ abschloss. Um sein Projekt zu finanzieren, verkaufte der enthusiastische Erfinder Luftpostumschläge mit dem Aufdruck „Raketenpost Duhnen-Neuwerk - Erstabschuss“ und diverse Briefmarken „Deutscher Raketenflug“, die mit einem Stempel „Befördert mit der ersten lenkbaren Postrakete Herta“ versehen wurden. Diese Briefe sollten die erste Raketen Reise über das Watt zur Insel Neuwerk antreten. Dann war die Startstunde gekommen. Der nervöse Zucker und seine Helfer brachten die Rakete in Stellung, die Polizei hielt die Schaulustigen und die Presse in respektvoller Entfernung. Alles war voller Spannung und neugieriger Erwartung. Der Start musste nun unmittelbar erfolgen. Die Monteure liefen von dem Silbervogel weg und dann geschah es: Ein Zischen, Sausen und Heulen. Die Rakete bäumte sich auf, hob sich von ihrer Startbahn ab, flog einige Meter hoch in die Luft - und fiel platschend ins Watt und mit ihr die ersten Raketenpostbriefe in den Dreck. Einige Sekunden Lähmung, dann Gelächter. Die Offiziellen, darunter der Cuxhavener Postdirektor, fühlten sich veralbert und setzten sich schleunigst ab. Ein verbogener Klumpen Blech wurde aus dem Watt geborgen. Der Traum der Raketenpost nach Neuwerk war ausgeträumt. Ob die Briefe mit John Krooß’ Segelwagen auf Neuwerk angekommen wären? Acht Jahre vor Zuckers Raketen-Experimenten testete der Cuxhavener Ingenieur im Watt vor der Kugelbake seinen ersten Segelwagen, der von der Cuxhavener Zeitung im September 1925 immerhin als „wichtiges Werbemittel für die Hebung des Badeverkehrs“ gelobt wurde. Der Wagen holperte noch etwas wackelig durch den Schlick, wenngleich er „einige tiefe Priele


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