
VEREINE UND VERBÄNDE
Leben in Zeiten von Corona: Alles übertrieben?
Eines gleich zu Beginn: Die Corona-Krise entwickelt eine
solch schnelle Dynamik, dass Informationen und Erkenntnisse
vom frühen Vormittag am Nachmittag bereits überholt
sein können. Dennoch haben wir uns zu einem Artikel
entschlossen, wohl wissend, dass die Lage in Deutschland
beim Erscheinen des Hemmoor Magazins eine ganz andere
sein kann als bei Redaktionsschluss.
Inzwischen hat das Virus das öffentliche Leben fest im Griff
– so gut wie nichts geht mehr. Schulen und Kindertagesstätten,
Spielplätze, Kinos, Museen, Zoos, Schwimmbäder,
Kneipen, Diskotheken u.v.m.: Alles geschlossen. Keine
Gottesdienste mehr, Beerdigungen nur im kleinen Kreis
und unter freiem Himmel. Möglicherweise wurden auch
schon Ausgangssperren verhängt, wenn Sie diesen Artikel
lesen.
Manch einer mag sich angesichts dieser radikalen Maßnahmen
fragen, ob das alles nicht übertrieben ist. „Die
Grippe kommt auch jedes Jahr und da regt sich keiner so
auf“, „Alles Panikmache!“, „Wird schon nicht so schlimm
sein, ich bin noch jung, ich krieg das nicht“ – solche Aussagen
hört man leider immer noch viel zu häufig.
Sind die Maßnahmen überzogen? Nein, sind sie nicht. Wer
die Bilder aus Italien gesehen hat, überfüllte Intensivstationen,
kranke Menschen liegen auf Feldbetten in Zelten vor
den Kliniken, der kann erahnen, was uns hier in Deutschland
erwartet, wenn das Gesundheitssystem kollabiert angesichts
der hohen Zahl an behandlungsbedürftigen Patienten.
Auch wenn die meisten Infizierten nur leicht erkranken, viele
womöglich keine wirklich spürbaren Symptome entwickeln
– angesichts der schieren Zahl der Schwerkranken
oder intensivmedizinisch zu versorgenden Patienten würden
auch unsere Krankenhäuser kapitulieren. Denn es ist
ja nicht so, als ob alle Kliniken und Intensivstationen in
ganz Deutschland leer stehen und nur auf Corona-Patienten
warten. Da liegen bereits Menschen und werden wegen
anderer ernster oder gar lebensbedrohlicher Erkrankungen
behandelt. Auch die 28.000 Intensivbetten, von denen in
der Presse immer die Rede ist, sind teilweise belegt.
4 HEMMOOR MAGAZIN 34 / 2020
Deshalb geht es darum, den Ansteckungsprozess zu verlangsamen,
zu entschleunigen. Dieses Virus wird dort von
Mensch zu Mensch weitergegeben, wo sich Menschen
sammeln und dicht beisammen sind. Und diese Ansammlungen
können wir uns aufgrund der schnellen Verbreitung
des Virus einfach nicht mehr leisten. Uneinsichtigen Teenagern
kann man entgegnen, dass auch Oma und Opa zur
Risikogruppe gehören und man sicher nicht wolle, dass sie
an einem Beatmungsgerät im Krankenhaus angeschlossen
sind oder - noch viel schlimmer - vielleicht gar nicht mehr
behandelt werden können, weil einfach die Kapazitäten
fehlen. Corona appelliert an unseren Gemeinsinn und stellt
in besonderem Maße die Frage nach Solidarität und Verantwortung
anderen gegenüber sowie nach Mitmenschlichkeit:
Es sind vor allem ältere Menschen mit schwächerem
Immunsystem und Personen, die bereits mit Vorerkrankungen
zu kämpfen haben, die es jetzt zu schützen gilt. Das
bedeutet, dass sich jeder Einzelne in seiner persönlichen
Lebensentfaltung zurücknehmen, im wahrsten Sinne des
Wortes auf Abstand gehen muss. Auch wenn ich der Meinung
bin, dass mich die Erkrankung vielleicht nicht trifft
oder „es schon nicht so schlimm wird“: Nur, wenn alle sich
an die verordneten Maßnahmen halten, können sie auch
ihre Wirkung entfalten.
Gleichzeitig bedeutet „Abstand halten“ aber nicht, dass
man diese Menschen und andere Personengruppen, die
jetzt besondere Hilfe benötigen, allein lässt. Haben Sie
ältere, allein lebende Nachbarn? Rufen Sie sie an, fragen
Sie nach, ob Sie z.B. die Einkäufe erledigen können. Diese
können Sie dann einfach vor die Haustür stellen. Wichtig
ist, dass Sie körperlich auf Abstand gehen, aber nicht sozial.
Bleiben Sie trotz der angespannten Situation ruhig und
besonnen. Halten Sie die kommunizierten Verhaltens- und
Hygienemaßnahmen ein! Für unser aller Gesundheit!
Aktuelle Informationen finden Sie im Internetportal des
Landkreises Cuxhaven (www.landkreis-cuxhaven.de), der
Internetseite der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
unter der Adresse www.infektionsschutz.de und
auf der Homepage des Robert-Koch-Instituts (www.rki.de.).