
Vereine und Verbände
Verfasser: Heino Grantz, Heinrich Brandt (Arbeitskreis Kunst und Geschichte)
Fotos:Heinz-Günter Wolf, Stadthistorische Sammlung
Stadthistorische Sammlung
Bereits im letzten Hemmoor Magazin wurde über Vereinsfahnen
im Besitz der Stadthistorischen Sammlung berichtet.
Inzwischen sind weitere Exemplare hinzugekommen: vom
Schützenverein Warstade-Herrlichkeit, vom Schützenverein
Gut Ziel Hemmoor und Umgebung und vom Gesangverein Euphonie
Westersode (aus Platzgründen können wir unten nur
einen dieser Vereine vorstellen). Die Übernahme der Fahnen
in unsere Sammlung mag man begrüßen, garantiert sie doch
eine sichere Aufbewahrung und fachgerechte Lagerung. Sie
ist aber auch ein Zeichen von Veränderung, in diesem Fall –
leider - des Niedergangs des traditionellen Vereinswesens,
denn eine Fahne in unserer Sammlung bedeutet, dass ihr
ursprünglicher Besitzer nicht mehr existiert. Das Artensterben
auch traditionsträchtiger Vereine ist eine Entwicklung,
die man seit geraumer Zeit landauf, landab beobachten kann
und die auch frühere Bastionen dörflicher Geselligkeit, wie
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das Schützen- und Sangeswesen, nicht ausnimmt. Es scheint
etwa den Schützen auch wenig zu helfen, dass sie 2015 von
der deutschen UNESCO-Kommission als „Immaterielles Kulturerbe“
ausgezeichnet wurden, weil „…das deutsche Schützenwesen
an vielen Orten ein wichtiger, historisch gewachsener
und lebendiger Teil der regionalen oder lokalen Identität
ist.“ Es steht damit auf einer Stufe mit z.B. der „Chormusik in
deutschen Amateurchören“ und der „Volkstanzbewegung in
ihren regionalen Ausprägungen in Deutschland“ (kennen wir
auch in Hemmoor). Was haben diese Formen des „Immateriellen
Kulturerbes“ gemeinsam? Sie „…sind von menschlichem
Wissen und Können getragen. Sie sind Ausdruck von Kreativität,
vermitteln Kontinuität und Identität und prägen das gesellschaftliche
Zusammenleben.“
(aus: Bundesweites Verzeichnis Immaterielles Kulturerbe, Bonn 20214)
Hemmoorer
Geschichte(n)
Gesangsverein „Euphonie“ Westersode von 1879
Die „Euphonie“ (griechisch für „Wohlklang“) existierte wahrscheinlich
nur bis zum 1. Weltkrieg. Sie wurde aber 1933 unter
dem Namen Gemischter Chor „Euphonie“ Westersode wiedergegründet.
Der Chor veranstaltete jährlich Sängerfeste. Doch
schon nach sechs Jahren, während des 2. Weltkrieges, ruhte
das Vereinsleben wieder. 1946 nahm man die Übungsabende
wieder auf. Auch Tänze, Theaterstücke und Singspiele wie
„Ännchen von Tharau“ und „Singvögelchen“ wurden einstudiert
und in vielen Orten des Kreises aufgeführt. Vereinslokal
war der Gasthof Mangels, später umbenannt in „Dorfkrug
Westersode“. Bis zur Auflösung des Vereins im Jahre 2010 war
dann die „Schinkenklause“ von Lotti Janning das Vereinslokal.
Die Mitglieder der Euphonie 1979 mit der neuen Fahne, gestickt in Eigenleistung von den Sangesschwestern
Christa Börger und Hertha Pülsch (die alte ist links im Bild zu sehen). Die Fahnenweihe übernahm anlässlich
eines Sängerballes der ehemalige Bürgermeister Herbert Müller.