
Wie entwickelt sich unser Einzelhandel?
Ein paar Mausklicks und schon ist die neue Jacke oder der
neue Fernseher gekauft. Der Einzelhandel steht schon seit
Jahren im stetigen Wandel zulasten traditioneller Geschäfte.
Seit einigen Jahren verlagert sich ein Teil des Einzelhandels vom
stationären Handel ins Internet, Filialisten breiten sich aus und die
Verkaufsflächen vergrößern sich. All´ diese Entwicklungen wirken
sich natürlich auch auf die Samtgemeinde Hemmoor, unsere
Wohn- und Lebensqualität, auf die Anzahl der Ausbildungs-
und Arbeitsplätze und auf die Gewerbesteuer aus. Die Mitgliedsgemeinden
der Samtgemeinde Hemmoor und insbesondere
die Stadt Hemmoor mit dem Schwerpunkt des
Einzelhandels, benötigen daher zur Steuerung des Einzelhandels
ein Entwicklungskonzept. Die Samtgemeinde Hemmoor
hat ein solches Konzept durch das Büro GMA - Gesellschaft
für Markt- und Absatzforschung mbH - erarbeiten lassen, das
durch den Samtgemeinderat am 19. Dezember 2019 beschlossen
worden ist.
Das mit der Ausarbeitung des Einzelhandelskonzeptes beauftragte
Büro hat eine Erhebung aller Einzelhandelsbetriebe in der
Samtgemeinde, Nutzungskartierungen und Kunden-Wohnort-
Befragungen durchgeführt. Insgesamt wurden in der Samtgemeinde
Hemmoor 92 Einzelhandelsbetriebe mit einer Verkaufsfläche
von rund 35.000 m² ermittelt. Mit 75 Betrieben und circa
32.700 m² Verkaufsfläche ist der Großteil des Angebotes in
der Stadt Hemmoor zu finden. Während der Referenzwert bei
rund 2300 m² liegt, wird mit einer Verkaufsfläche von rund
3.800 m²/ 1.000 Einwohnern in der Stadt Hemmoor eine für
ein Mittelzentrum überdurchschnittliche Flächendichte erreicht,
so die Feststellung des Büros GMA. Dieses hat außerdem ermittelt,
dass die in der Samtgemeinde Hemmoor ansässigen
Einzelhandelsbetriebe im Jahr 2017 einen Umsatz von rund 83-
84 Millionen Euro erwirtschaftet haben, wovon der überwiegende
Teil auf das Mittelzentrum Hemmoor entfiel. Diesem Umsatz
steht ein Kaufkraftvolumen der Einwohner der Samtgemeinde
Hemmoor von rund 76-77 Millionen Euro gegenüber, woraus
sich ableiten lässt, dass Kaufkraft von außerhalb in die Samtgemeinde
fließt. Obwohl die Stadt Hemmoor nur ein kleines Mittelzentrum
darstellt, liegt deren Zentralität nach Feststellung des
Büros dennoch im durchschnittlichen Bereich. Das Büro hat der
Stadt Hemmoor darüber hinaus bescheinigt, dass diese neben
der Versorgung der Wohnbevölkerung eine Versorgungsfunktion
für die umliegenden überwiegend ländlich geprägten Umlandgemeinden
wahrnimmt. Insgesamt ist für das Mittelzentrum
Hemmoor ein Einzugsgebiet von 34.500 Einwohnern ermittelt
worden. Darüber hinaus zeigen auch die Pendlerdaten die zentrale
Funktion der Stadt Hemmoor.
Aufgrund der Feststellungen des Ist-Zustandes hat die GMA
einige Handlungsempfehlungen ausgesprochen. Die Erneuerungswünsche
der bereits in der Stadt Hemmoor präsenten
Einzelhandelsmarktketten wie Aldi, Lidl und Netto werden unterstützt,
die Ansiedlung weiterer Lebensmittelmärkte hingegen
nicht. Für den so genannten aperiodischen Bedarf, also Güter,
die nicht regelmäßig wiederkehrend, wie z.B. Lebensmittel,
gekauft werden, wurden durch die GMA weitere Bedarfe insbesondere
bei Sportartikeln sowie bei den Sortimenten Uhren
und Schmuck ebenso wie im Bereich Fahrräder und Zubehör
festgestellt.
Für den Innenstadtbereich wird empfohlen, ausschließlich Betriebe
mit zentrenrelevanten bzw. mit für die Nahversorgung
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relevanten Sortimenten, also z.B. Kleidung bzw. Lebensmittel,
vorzusehen. Zwar wird auch die Ansiedlung großflächiger Betriebe
mit nicht zentrenrelevanten Sortimenten, wie z.B. Möbel
und Autos, im Innenstadtbereich als zulässig erachtet, ihre Ansiedlung
ist nach Ansicht der Gutachter aus städtebaulicher
Sicht jedoch nicht zu empfehlen und sie sollte nicht Teil der
Ansiedlungspolitik für den innerstädtischen Bereich sein. Das
Büro empfiehlt wörtlich: “Etwaige Flächenpotenziale sollten
Betrieben mit zentrenrelevanten Sortimenten vorbehalten werden,
die für die Innenstadt eine Frequenz erzeugende Wirkung
haben.“ Das bedeutet u.a., dass für die Flächen der Stadt Hemmoor
insbesondere im Bereich der Otto-Peschel-Straße keine
großflächigen Betriebe angesiedelt werden, die nicht zentrenrelevante
Sortimente aufweisen. Für diese Gewerbebetriebe
werden Flächen außerhalb des Zentrums benötigt. Um neben
der Ansiedlung produzierender Betriebe im Sinne des Einzelhandelskonzeptes
auch Einzelhandelsbetrieben mit nicht zentrenrelevanten
Sortimenten, z.B. Autohäusern, landwirtschaftlichem
Einzelhandel oder Baumärkten, ein Standortangebot zu
machen, ist laut Entwurf des in Aufstellung befindlichen Bebauungsplanes
die Entwicklung des Gewerbegebietes Wedelsforth
vorgesehen. Dieser Standort hat verkehrsmäßig das Potenzial,
auch diese Art der großflächigen Einzelhandelsbetriebe aufzunehmen
und zum Ansiedlungserfolg in diesem Sektor beizutragen.
Andere geeignete Flächen sind laut durchgeführter Flächenanalyse
nicht vorhanden und können aufgrund des nassen
und weichen Untergrundes, zum Beispiel an der B 73 Richtung
Hechthausen, nicht realisiert werden.
Fazit:
Mit dem Einzelhandelskonzept und der dazu gehörenden Bau-
landentwicklung, kann der bereits recht gut aufgestellte
Einzelhandel in der Samtgemeinde und insbesondere in
der Stadt Hemmoor – trotz Konkurrenz durch Internet
und andere Kommunen – zur Sicherung und weiteren
Steigerung der Wohn- und Lebensqualität, von Arbeits- und
Ausbildungsplätzen und Steuereinnahmen noch weiter entwickelt
werden.
Das Einzelhandelskonzept mit vielen weiteren statistischen
Daten und Schaubildern kann unter www.samtgemeinde-hemmoor.
de/Wirtschaft im Internet heruntergeladen werden.