
Mit entspanntem Training
gut durch die Corona-Zeit getrabt
Von Ralf Drossner
Entspannt und beschaulich geht es zu auf dem
Traberhof, der Heimat des französischen Traber-deckhengstes
„Paolo de Bellouet“ von Günther
Lühring im Wangerland. Während auf der Straße
vor dem Haus Richtung Horumersiel und zum
Strand nach Schillig viel Verkehr herrscht, grasen
die Trabrennpferde, die das ganze Jahr draußen
stehen und lassen sich nicht aus der Ruhe bringen.
Als Günther Lühring die Weide von „Monsieur de
Bellouett“ (Nachkomme von „Paolo de Bellouett“)
betritt, wartet der Wallach auf dem anderen Ende,
bis er zum Training abgeholt wird. Im ruhigen
Schritt zottelt sie hinter seinem Trainer und Besit-zer
bis zum Anspannplatz her, wo Frerich Janssen
schon „Madame de Bellouett“ für das Trabertrai-ning
vorbereitet. Gemeinsam mit Sylke Tietjen, die
als Dressurreiterin in Aachen ausgebildet wurde,
und ihrer Stute „Ilse Bilse“ soll es heute auf die
Trainingsbahn gehen. Ganz entspannt lassen sich
die drei vierjährigen Pferde, die sich seit gut einein-halb
Jahren in der Ausbildung befinden und sich
in Kürze auf A-Bahnen qualifizieren sollen, vorbe-reiten
und vor die Trainingswagen spannen und
dann geht es auch schon los. Die ersten Runden
im gemächlichen Schritttempo zum Warmwerden
läuft der große Schweizer Sennenhund von Gün-ther
Lühring mit. „Der hat sich von den Pferden den
Trabgang abgeschaut und kann das mittlerweile
auch, wenn wir ihm jetzt noch einen kleinen Sulky
anbauen, kommen wir bestimmt in die Bild-Zei-tung,“
scherzt Lühring.
Nach einigen Runden wird das Tempo etwas ange-zogen
und der Sennenhund steigt aus. Insgesamt
legen die Gespanne in einem Training zwischen 10
und 15 Kilometer zurück. Zwischendurch wird die
Richtung gewechselt, bevor die Pferde abgespannt
und sich in der Freilaufführanlage im gemütlichen
Schritt „runterfahren“. Anschließend geht es in die
Pferdebox, wo eine Ration Hafer auf sie wartet, be-vor
es zurück auf die Weide geht.
24 | Zu Gast bei Günther Lühring im Wangerland
Corona hat auch den Pferderennsport
verändert. Nachdem die Rennen ohne
Zuschauer wieder zugelassen wurden,
steigerten sich die Online-Wettumsät-ze
insbesondere in Frankreich und in
Schweden. Staatliche Unterstützung hat
Günther Lühring für seine Trabrennspor-taktivitäten
nicht in Anspruch nehmen
können.Die heute möglichen Rennge-winne
reichen ohnehin nicht aus, den
Trabrennsport zu finanzieren. Allenfalls
decken sie einen Teil der Kosten für Zucht
und Sport . In früheren Zeiten lag dieser Anteil in der
Regel wegen der höheren Renngewinnmöglichkei-ten
bei ca 70 %. In den speziell für Amateure aus-geschrieben
Rennen sollten überwiegend Besitzer
ihre Pferde fahren dürfen, denn es sollte heißen:
„Wer fahren will, soll sich Pferde kaufen !“, nur das
hilft der Traberzucht und dem Trabrennsport! Für
viele Rennställe ist die Luft aufgrund der sinkenden
Wettumsätze (durch die Konkurrenz der Sportwet-te
und jetzt noch durch Corona) dünner geworden.
Einige Amateurtraber haben den Betrieb - häufig
auch aus Altersgründen - eingestellt. „Es wird auch
in Zukunft für den Rennpferdesport sicher nicht
einfacher und man wird auch einiges verändern
müssen, um den Trabersport auch auf Amateure-bene
attraktiv zu halten. Es müssen neue Konzepte
her, um junge Menschen heranzuführen, damit sie
dort hineinwachsen.“
Wenn man sich mit Günther Lühring unterhält,
merkt man dem waschechten Friesen seine Be-geisterung
und sein Engagement für den Trab-
Zu Gast bei Günther Lühring im Wangerland
„Lieber mit dem Sulky als mit dem Rolla-tor
fahren“ ist das Motto, dass der humor-volle
Trabrennfahrer Günther Lühring mit
seinem Kollegen Frerich Janssen teilt. Ge-meinsm
mit der ehemaligen Dressurreiterin
Sylke Tietjen, die das Traben für sich auch
als Sport entdeckt hat treffen sich die drei
zum gemeinsamen Trabertraining. Wenn
man den Traberhof Lühring im Wangerland
besucht und die Begeisterung für die Pfer-de
erlebt, erkennt man schnell, wie gut die
Tiere es dort haben.
Gemeinsames Trabertraining:
Rund 12 bis 15 Kilometer legen die Gespanne von Frerich Jans-sen
(außen mit Wallach „Monsieur de Bellouett“), Sylke Tietjen
(mit Stute „Ilse Bilse“) und Günther Lühring (innen mit Stute
„Madame die Bellouett“) im Training zurück. Fotos: Drossner