
Vereine und Verbände
Verfasst von Franz Elfers um 1930
Bearbeitet vom Arbeitskreis Kunst u. Geschichte der Stadt Hemmoor
Redaktion: Heino Grantz u. Heinrich Brandt
Hemmoor Magazin 03/2020 17
Die Störfischerei in der Oste bei Basbeck
Es ist eine Tatsache, dass die Fischerei in unseren Flüssen
und Binnengewässern in den letzten Jahrzehnten einen
gewaltigen Rückgang zu verzeichnen hat. Schuld an dieser
zu beklagenden Tatsache ist vor allen Dingen die unerhörte
Raubfischerei der Menschen, die gerade die großen laichenden
Fische fingen. Dazu kommt die Vernichtung der Lebensmöglichkeiten
der Flussfische: Begradigung der Flüsse,
dadurch das Fehlen der ruhigen Laichplätze, die Verschmutzung
und Beunruhigung der Gewässer, Vernichtung des Laiches
durch Schlick und Sand etc.
Noch vor weniger als 50 Jahren war die Störfischerei in der
Oste bei Basbeck und Osten sehr lohnenswert und vor noch
längerer Zeit so groß, dass das Störfleisch als Nahrungsmittel
der Minderbemittelten galt, ja, dass Dienstboten beim Antritte
ihres Dienstes abmachten, nicht öfter als einmal in der
Woche Störfleisch zu erhalten; während heute Störfleisch ein
Leckerbissen und sehr teuer ist.
Der Stör ist ein Wanderfisch, der von Mai bis August in unsere
Flüsse kommt, um zu laichen. Ist die Sorge für seine
Nachkommenschaft erledigt, verschwindet er wieder nach
der See. Die Jungtiere bleiben längere Zeit an der Stätte ihrer
Geburt, um etwa nach zwei Jahren ins Meer zu wandern.
Sind sie hier geschlechtsreif geworden, so erwacht in ihnen
der Wandertrieb und mit prallen Bäuchen wandern sie in den
Flussläufen aufwärts, um einen geeigneten Laichplatz zu suchen.
Ein solcher befindet sich in der Sethlerhemmer Bucht
der Oste bei Basbeck. Viele Störe aber finden bei dieser Wanderung
ihr Schicksal: ihren Tod durch den Fischer. Dann hat
der Fischer eine gute Zeit. Jetzt zieht er Tag für Tag mit seinem
Kahn hinaus und wirft seine großen und starken Netze
quer zum Strom aus und lässt sie treiben. An dem einen Ende
ist dasselbe am Kahne befestigt, an dem anderen Ende befindet
sich ein Schwimmkörper, der Doppel. Die Netze müssen
besonders stark sein, denn der erwachsene Stör besitzt in
seiner großen Schnauze und seiner wuchtigen Schwanzflosse
gewaltige Kraft.
Ist nun ein Stör ins Netz geraten, so lässt ihn der Fischer zappeln,
um ihn zu ermüden oder betäubt ihn mit einem Schlage.
Er will ihn lebendig abliefern, damit der kostbare Kaviar nicht
leidet. Darum wird der Stör, wenn er ermattet ist, ans Boot
gezogen, um seinen Kopf und Schwanz ein starkes Tau gelegt,
auch wohl durch die Kiemen ein fester Knüppel gesteckt
und an Tauen befestigt und wird so, wohl hinter dem Ewer
schwimmend, nach Hamburg gebracht, um dort verarbeitet
zu werden. Oft habe ich freilich gesehen, dass der Stör, in
Sackleinen gewickelt, mit der Bahn nach Hamburg versandt
wurde. In alten Zeiten hatte der Erzbischof von Bremen die