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Immobilien boomen durch die Decke
Nur wer den Markt kennt, kann erfolgreich kaufen und verkaufen
Herr Baumann, für den Beruf des Immobilenmaklers
bedarf es weder einer
Zugangsvoraussetzung noch einer Ausbildung.
Jeder, der will, kann sich Immobilienmakler
nennen. Wie soll ich als
Kunde da sicher sein, dass ich nicht an
den „Falschen“ gerate?
H.-G. Baumann: Das ist – leider – tatsächlich
so. Es genügt die Gewerbeerlaubnis
nach § 34 C Gewerbeordnung,
die sich jeder bei der
Stadt Cuxhaven gegen die übliche
Gebühr ausstellen lassen kann. Mit
dem Schein in der Hand kann man
sich dann Immobilienmakler nennen.
Das birgt natürlich eine gewisse
Gefahr, denn so bekommen
auch „schwarze Schafe“ Zugang
zu einem Beruf, in dem Seriösität
auf der einen und Vertrauen auf
der anderen Seite eine so große
Rolle spielen. Ich kann nur jedem
raten, sich vorher möglichst gut
darüber zu informieren, welchen
Hintergrund „sein“ Makler hat. Ich
zum Beispiel habe mit Abschluss
BWL studiert und danach noch ein
juristisches Grundstudium. Danach
war ich viele Jahre Geschäftsführer
in verschiedenen Baustoffunternehmen
– komme also gewissermaßen
vom Fach. Immobilienmakler
bin ich nun seit fast 20 Jahren
und außerdem noch zertifizierter
DEKRA-Sachverständiger für Immobilenbewertung.
Mit der Hilfe meines Unternehmens
haben bis heute mehr als 750 Objekte
den Besitzer gewechselt. Das
entspricht einer Verkaufssumme
von ca. 150 Millionen Euro.
Herr Baumann, hier in Cuxhaven haben
wir ja eine ganz besondere Situation,
nämlich, dass sich der Immobilienmarkt
in zwei Segmente teilt. In das der Erstund
das der Zweitwohnsitze.
H.-G. Baumann: Das liegt natürlich
an der prädestinierten Lage Cuxhavens
als beliebter Badeort. Bei
uns ist es z.B. so, dass der Anteil
des Segments Zweitwohnsitz inzwischen
schon mehr als 70% ausmacht
und dass dieser Anteil sich
größtenteils in den strandnahen
Wohngebieten befindet. Die übrigen
30%, die nicht nur als Geldanlage
gekauft wurden, sondern
als permanenter Wohnsitz, liegen
mehr in der dritten Reihe oder in
den Vororten, deren Attraktivität
und Infrastruktur man aber nicht
unterschätzen sollte.
Gibt es für Sie und Ihr Unternehmen so
etwas wie eine Philosophie?
H.-G. Baumann: Ja, sogar zwei. Die
eine lautet: „Als Makler muss ich
nicht alles wissen – aber alles,
was ich weiß, muss ich sagen”.
Das heißt nichts anderes, als dass
ein Makler einem Interessenten gegenüber
keine Mängel an einem
Objekt verschweigen darf. Auch
keine „noch so gut versteckten”.
Fotos: AdobeStock
Hans-Georg
Baumann
Dipl.-Betriebswirt,
Geschäftsführer
der Baumann
Immobilien GmbH
in Cuxhaven
Der zweite Grundsatz lautet „Qualifizierter
Makleralleinauftrag”. Wir
nehmen nur Objekte in unser Portfolio
auf, die wir exklusiv anbieten
können. Häufig findet man ein und
dasselbe Objekt, das von mehreren
Maklern gleichzeitig angeboten
wird. Das machen wir nicht.
Haben die Verkäufer von Immobilien feste
Preisvorstellungen, wenn sie zu Ihnen
kommen?
H.-G. Baumann: Oh ja. Aber nicht
immer sind diese realistisch. Oft
gründen sie sich auf Vergleichsschätzungen
oder Erzählungen,
manchmal ist auch der Wunsch der
Vater des Gedankens. Als Sachverständiger
für Immobilienbewertung
steht bei uns am Anfang jeder
Geschäftsbeziehung eine vernünftige
Bewertung des Objekts nach
nachvollziehbaren Kriterien. Dann
entwickeln mein Team und ich eine
Verkaufsstrategie auf der Basis der
jeweiligen Marktsituation und bieten
das Objekt digital und analog
an. Dazu sind wir in nahezu allen
Immobilienportalen vertreten und
verfügen über fast 10.000 Adressen
potentieller Käufer.
Bei der Maklerprovision hat sich 2020 etwas
Wesentliches geändert. Was ist neu?
H.-G. Baumann: Früher hatte der Käufer
die Provision alleine zu tragen,
heute wird sie jeweils zur Hälfte
auf Käufer und Verkäufer aufgeteilt.
Die Gesamthöhe dieser Provision
hat sich übrigens seit 1990 nicht
verändert, während sich die Grunderwerbsteuer
verdreifacht hat. So
viel zur staatlichen Förderung von
Wohnraum in Deutschland...
Herr Baumann, vielen Dank für die interessanten
Informationen.
Das Gespräch führte unser Redakteur
Godehard Ahrens.