
Bauen & Wohnen Ihr Ratgeber für mehr Lebensqualität
4
Bild: Isotec
Kommt die Wärmedämmung,
kommt auch der Schimmelpilz!
Heizenergie sparen ist
eines der Mega-Themen
unserer Zeit. „Je dichter
gedämmt, desto besser“, lautet
oft das Motto. Doch die Kritik
an dieser Sichtweise wird lauter:
Häuser in Deutschland werden
inzwischen so übermäßig gedämmt,
dass der Schimmelpilzbefall
deshalb explosionsartig
ansteigt. Ein berechtigter Vorwurf?
„Früher konnten Wände besser
atmen“, beklagen manche
Experten und Kritiker über die
aktuelle Entwicklung bei der
Gebäudedämmung. Dabei ist
das nur ein Teil der Wahrheit.
Der Luftaustausch in den Räumen
fand früher vor allem über
Fenster und Kamine, weniger
über die Wände statt. Kamine
zum Beispiel führten die feuchte
Raumluft permanent nach außen
ab. Und die meist nur einfach
verglasten Fenster dienten als
zusätzliche Entfeuchtungsanlage.
Heute gibt es immer weniger
Kamine – und Fenster sind doppelt,
oft sogar oft dreifach verglast.
Damit spart man einerseits
viel Energie, aber andererseits
wird die Raumfeuchte nicht mehr
automatisch abgeführt.
In Neubauten verschärft sich
das Problem sogar. Ein Objekt
mit einer Grundfläche von ca.
140 Quadratmetern kann bis zu
10.000 Liter Baustofffeuchte in
sich tragen. Erfahrungsgemäß
dauert es zwei bis drei Jahre, bis
der Neubau „trocken gewohnt“
ist. Da Fenster und Türen heute
luftdicht geschlossen sein müssen,
steht das Gebäude nach der
Fertigstellung „im eigenen Saft“.
Es ist deshalb gängige Praxis geworden,
Neubauten zusätzlich
mit Lüftungsanlagen auszustatten.
Denn so können energetisch
die besten Ergebnisse erzielt und
die feuchte Raumluft unabhängig
vom Nutzer permanent abgeführt
werden.
Gesamtkonzept:
neue Fenster plus Dämmung
der Außenwände
Die Nachrüstung von Altbauten
mit geregelten Be- und Entlüftungsanlagen
ist ebenfalls
möglich, aber auch kostspielig.
Deshalb empfehlen Experten bei
Bestandsgebäuden möglichst
ein Gesamtkonzept umzusetzen,
das übermäßige Raumfeuchte
und zwangsläufigen Schimmelpilzbefall
verhindert. Das heißt
konkret: man kombiniert den
Einbau z. B. neuer Fenster mit
einer Dämmung der Außenwände.
Wenn die neuen Fenster auf
einmal dicht sind, kondensiert
die Raumfeuchtigkeit in den
Wintermonaten an den kalten
Außenwänden. Schimmelpilzbildung
kann die Folge sein. Um
das zu verhindern, macht die
Kombination von neuen Fenstern
plus Dämmung der Außenwände
am meisten Sinn. Gedämmt
werden können je nach Objekt
auch das Dach oder die oberste
Geschossdecke. Eine Außendämmung
von acht Zentimetern
kann bereits eine hohe Energieeinsparung
bieten.
Richtiges Lüften
ist absolutes Muss
Dämmmaßnahmen führen allerdings
nur dann zum gewünschten
Erfolg, wenn auch das Lüftungsverhalten
der Bewohner stimmt.
Immer wieder stellt man fest,
dass bei Mieter- oder Bewohnerwechsel
dieselbe Wohnung, die
über viele Jahre trocken war, auf
einmal von Schimmelpilz befallen
ist. Dies gilt ganz besonders
dann, wenn neue Fenster eingebaut
und Dämmmaßnahmen
ausgeführt wurden. Der Grund:
Die früheren Bewohner haben
regelmäßig gelüftet, vorzugsweise
per Stoßlüftung bei komplett
geöffneten Fenstern. Die neuen
Bewohner, berufstätige Singles
oder Paare, sind tagsüber außer
Haus und lüften gar nicht oder
viel zu wenig. Die Folge? Die
ständig im Raum verbleibende
feuchte Luft kondensiert an den
kältesten Stellen (Fensterlaibungen
oder kalten Außenwänden)
– und der Schimmelpilz ist
da. Dann nützen auch die besten
Fenster und Dämmmaßnahmen
nichts. „Mindestens zweimal täglich
für fünf bis zehn Minuten bei
komplett geöffneten Fenstern zu
lüften, ist ein absolutes Muss,
um auch in sanierten Räumen
und Gebäuden den Schimmelpilzbefall
zu verhindern“, so der
Rat der Experten.
Bild: fotolia
Schimmelpilzbefall an einer typischen Stelle
Feuchtemessung in der Wand