
8 NEUWERKER RUNDBLICK
Pferde halten keinen Winterschlaf
Was ist eigentlich mit den Tieren im Winter los, wollte der Reporter des Neuwerker Rundblicks
wissen. Watt- und Postkutscher Jan Brütt stand ihm Rede und Antwort.
Haben die Tiere im Winter Bewegung?
„Ja. Sie kommen fast
täglich am Mittag für zwei, drei
Stunden auf die Weide. Nur bei
Unwetter, wenn sie bis zu den
Knien im Matsch stünden, nicht.“
Was fressen sie jetzt und was
fressen sie, wenn sie arbeiten?
„Jetzt bekommen sie Heu, Grassilage,
ab und zu ein bisschen Weizenstroh
und ein paar Rüben. Im
Sommer sind sie die meiste Zeit
auf der Weide und fressen Gras.
Als zusätzliches Kraftfutter bekommen
sie im Sommer bis zu 5
Pfund Hafer am Tag.“
Raspeln, fräsen, schleifen ...
Wie sieht die Gesundheits-Vorsorge
aus? „Der Tierarzt kommt
nur bei Bedarf, wenn ein Pferd
krank ist. Zweimal im Jahr bekommen
die Tiere eine Wurmkur.
Das machen wir selbst. Wenn was
mit den Zähnen ist, sieht man das:
Das Tier frisst nicht und magert
ab. Zeit für einen Zahnarzttag. Es
könnte durchaus sein, dass sie
durch Schiefstellung der Zähne
Schmerzen haben und das Futter
nicht richtig zerkleinern können.
Zur Behandlung öffnet der Tierarzt
das Maul des Pferdes mit einer
Klammer. Sieht wild aus,
muss aber ab und zu mal gemacht
Im letzten Jahr haben wir eine
Stute und einen Wallach abgeben
müssen. Irgendwann ist es so
weit. Ein 30-jähriges Arbeitspferd
ist genauso selten wie ein 90-jähriger
Dachdecker auf dem Gerüst.
Das geht beides nicht mehr. Irgendwann
ist Schluss. So traurig
wie das ist, das ist der Lauf der
Dinge.“
Wo gehobelt wird, fallen Späne
Gab es größere Reparaturen?
„Wie jedes Jahr kommen alle Wagen
zum Schmied. Dort werden
sie von Grund auf überholt und
repariert. Wenn die Wagen wieder
auf dem Hof sind, werden sie
noch mal komplett auseinandergenommen,
geschliffen, grundiert
und lackiert.“
Was gibt es Neues im Watt?
„Wo jetzt nicht alle Wagen fahren,
ist das Watt um den Priel herum
weicher geworden. Das betreffende
Gebiet erstreckt sich 200
Meter vor, 200 Meter nach dem
tiefen Priel bei der Rettungsbake
6, der fälschlicherweise immer
als „Duhner Loch“ bezeichnet
wird. Sobald wieder mehrere
Wagen fahren, verdichtet sich der
Boden wieder.“
Am Priel war Schluss
„1960 war ein ähnlicher Fall.
Von November bis Mai konnte
man den Priel nicht mal bei Niedrigwasser
durchqueren. Am 12.
Dezember 1960 ist mein Vater mit
dem Wattwagen bis zu diesem
Priel gefahren.
Die Neuwerker kamen von der
anderen Seite an den Priel heran.
Die 50 Meter, wo es nicht durchs
Wasser ging, sind sie mit dem
Boot übergesetzt. Die Post – hin
und retour – wurde getauscht und
Lebensmittel nach Neuwerk mitgenommen.
Im Mai, nach einigen
Stürmen, war die Untiefe wieder
verschwunden.
Das ist eine ganz normale
Geschichte, dass es mal extreme
Sachen gibt. Wir sagen immer:
Der Weg nach Neuwerk ist
schließlich kein asphaltierter
Fahrradweg. Das ist eben Natur.
Aber das ist gerade das Spannende
daran. Das Watt ist jeden Tag
anders.“
Kontrastprogramm. Draußen die salzige Seeluft –
da gehört der Stallduft einfach dazu.
werden. Dann heißt es Raspeln,
fräsen, schleifen ... natürlich mit
Fingerspitzengefühl.“
Hammerschlag und Funkenflug...
Thema „Fußpflege“ – Welche
Hufe kommen unter? Im Sommer
andere als im Winter? „Im Sommer
werden die Pferde alle vier
bis sechs Wochen beschlagen und
bekommen neue Hufeisen, je
nachdem, wie stark sie abgenutzt
sind. Im Winter, wenn die Pferde
die meiste Zeit im Stall sind, werden
die Hufeisen runtergenommen.
Dann stehen sie barfuß im
Stall auf Stroh. Zwei bis dreimal
kommt der Hufschmied im Winter,
um die Hufe auszuschneiden
und zu raspeln.“
Wann ist die erste Fahrt? „Ab
1. Januar mit der ersten Post-
Tour. Die erste Tour mit Touristen
kann durchaus mal Anfang Januar
sein. Es hat immer mehr zugenommen,
dass die Gäste nicht nur
im Sommer hier sind, sondern
auch im Winter, zum Beispiel
über Weihnachten und Silvester.
Wenn das Wetter mitspielt, die
Tide passt und auf Neuwerk jemand
da ist, können auf dem
Postwagen auch mal zwei, drei
Gäste mitfahren. Nach der Hinfahrt
gibt es eine kurze Aufwärmpause
bei Fock, dann geht es wieder
zurück.“
Olaf ist der Neue im Stall
Gibt es Neuzugänge? „Ja. Wir
haben ein 2-jähriges Mecklenburger
Kaltblut, Olaf, gekauft. Der
kann noch gar nichts. Mein Sohn
Hendrik lernt ihn an: Das erste
Mal Geschirr auflegen. Das erste
Mal ein bisschen ziehen. Geräusche
hinter dem Pferd machen,
damit Pferd weiß, dass es nicht
schlimm ist, wenn es hinter einem
mal klappert. Dann mit der
Lounge oder dem Zügel auf den
Hof.“
Wer ist nicht mehr dabei? „In
diesem Jahr sind alle noch dabei.
Wir kommen gern auf die Insel!
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