
Freitag, 13. August 2021 9
„Wir wissen um unsere Favoritenrolle
und nehmen die gerne an“
Eintracht-Trainer Mentor Grapci geht selbstbewusst in die neue Spielzeit / Saisonabbruch immer im Hinterkopf
Der FC Eintracht Cuxhaven geht als
Aufstiegsfavorit in die neue
Spielzeit. Im Interview erzählt Trainer
Mentor Grapci wie er mit
dieser Rolle umgeht, warum es so
schwer ist eine zweite Herrenmannschaft
aufzubauen und was
er von seinen Spielern erwartet.
Am kommenden Wochenende beginnt
die zweite „Corona-Saison“.
Was erwartest Du?
Ich erwarte nicht viel. Ich hoffe eigentlich
eher, die Saison durchspielen
zu können und dass alle gesund
bleiben. Dazu wünsche ich
mir, dass unsere Mannschaft einen
guten und erfolgreichen Eintracht
Fußball spielt – auf unsere Art
und Weise, wie wir es immer intensiv
trainieren. Schön wäre es natürlich,
wenn wir an die Leistungen
der vergangenen abgebrochenen
Saison anknüpfen können.
Wie lief die Vorbereitung nach
der langen Fußballpause?
Wir können mit der Vorbereitung
sehr zufrieden sein. Direkt nach
Erlaubnis haben wir Ende Mai mit
drei Trainingseinheiten pro Woche
über jeweils 60 Minuten begonnen.
Zwischendurch haben die
Jungs noch einmal knapp zehn Tage
frei bekommen. Die Testspiele
waren frühzeitig auf einem guten Niveau,
womit wir sehr zufrieden
waren. Uns war in der Vorbereitung
sehr wichtig, dass wir aufgrund
der langen Pause mit möglichst wenig
Verletzungssorgen auskommen.
Zudem wollten wir unsere
Struktur in Offensiv- sowie Defensivabläufen
verbessern. Nun hoffen
wir, dass es am 15. August so
losgeht, wie wir es uns alle vorstellen.
Wie wollt Ihr Eure Fans und Zuschauer
begeistern?
Indem wir mutig und offensiv auftreten.
Wir wollen mit dem Ball
agieren und viele offensive Lösungen
finden. Tore sind bekanntlich
das Salz in der Suppe beim Fußball
und die möchten wir unbedingt
erzielen. Darüber hinaus erwarte
ich von den Jungs, dass sie
immer alles geben. Wenn es dann
mal nicht zu einem guten Ergebnis
reicht und die Mannschaft trotzdem
an ihre Grenzen gegangen
ist, dann akzeptieren die Zuschauer
und ich das.
Was wird sich an Eurer Spielweise
im Vergleich zur vergangenen
Saison ändern?
Priorität gehabt. Das Thema ist auch
noch längst nicht abgeschlossen,
da die Pandemie vieles stilllegte. Des
Weiteren ist es nicht so einfach
eine zweite Mannschaft aus dem Boden
zu stampfen. Der Trend geht
zunehmend dahin, dass es weniger
Herrenteams gibt als vor zehn
oder 20 Jahren. Wir sind selbst mit
der Situation unglücklich und
haben uns auf die Agenda für die
neue Saison geschrieben, den
Verein in diesem Punkt neu aufzustellen,
in der Hoffnung, dass es
funktioniert.
Wieder spielt die Ungewissheit
mit. Wird die Saison 2021/22
aus Deiner Sicht überhaupt beendet
werden können? Und wenn
ja, wie?
Eine meiner Lieblingsfragen. Leider
haben wir keine Glaskugel, sodass
wir in die Zukunft schauen können,
jedoch bin ich eher Pessimist
als Optimist in diesem Punkt.
So lange wir nicht alle geimpft
sind, wird die Gefahr immer vorhanden
sein, dass es wieder zu einem
Abbruch kommt. Corona ist nicht
von heute auf morgen weg, der
Herbst kommt wieder, die Sommerferien
gehen zu Ende , die Menschen
werden leichtsinniger und
dann müssen wir abwarten wie
sich die Zahlen entwickeln. Ich wünsche
mir nichts mehr, als dass
alle gesund bleiben und schnellstmöglich
Normalität einkehrt.
Sollte die Saison wieder abgebrochen
werden, wäre dies enorm
ärgerlich, allerdings gibt es bestimmt
wieder viel wichtigere
Dinge im Leben, die mehr Priorität
hätten als der Fußball. Deshalb
drücken wir alle die Daumen, dass
wir zu Ende spielen können und
die Pandemie nicht mehr unseren
Alltag bestimmt.
Eintracht-Coach Mentor Grapci.
haft ist. Es wird ein langer und steiniger
Weg, wobei wir um unsere Favoritenrolle
wissen und die gerne annehmen.
Auf der Torhüterposition gab es in
der Vorbereitung ein paar Probleme
– Neuzugang Tjark Mertha
war meist auf sich allein gestellt.
Dominik Hildebrandt fällt
noch länger aus. Besteht noch
Handlungsbedarf?
Nein, wir sehen uns hervorragend
aufgestellt. Mit Tjark Mertha, der
einen hervorragenden Eindruck hinterlässt
und super bei uns angekommen
ist, haben wir Niklas Stanze
mehr als ersetzt. Der Ausfall von
Dodo (Dominik Hildebrandt, Anm.
der Redaktion) tut schon enorm
weh. Dodo hat jedoch mit dem Aufbautraining
bei unserem Torwarttrainer
Macke Brütt schon wieder begonnen.
Wenn er fit wird, was
noch sechs bis acht Wochen dauern
kann, haben wir in meinen Augen
das stärkste Torwartduo in der Region.
Im Trainingsbetrieb hilft uns
der für sein Alter schon sehr weite
U18-Torwart Dustin Lammerich
fleißig aus. Ab Februar 2022 ist Dustin
auch spielberechtigt.
Ihr seid der einzige Bezirksligist,
der keine zweite Herrenmannschaft
hat. Wieso eigentlich? Hat
Eintracht ein Strukturproblem?
Weil wir nach den Unruhen und
Fehlverhalten unserer ehemaligen
Zweitvertretungen entschieden
haben, die Mannschaft damals
abzumelden. Der Schritt ist uns
nicht leicht gefallen, jedoch war
es für uns der einzig richtige Weg.
Leider konnten wir diese Lücke
bis heute nicht schließen. Die aktuelle
Situation um die Baustelle am
Jahnplatz mit Kabinen, Containern
usw. hatte bei uns erst einmal
Eigentlich möchten wir nichts ändern,
weil wir für Ballbesitzfußball
stehen und viel Tempo im Spiel haben,
dazu gehören auch mutige Einsgegen
eins-Dribblings in der letzten
Reihe. Auf den zentralen Positionen
sind wir dazu individuell und fußballspezifisch
enorm gut aufgestellt.
Wir wollen gerne Fußball spielen.
Das Wort „spielen“ sagt ja
schon, dass wir den Ball viel, gut und
zielstrebig in unseren Reihen laufen
lassen wollen. Die größte Veränderung
ist, dass unsere jungen Talente
alle ein Jahr weiter sowie reifer
sind mit der Erfahrung aus der abgebrochenen
Vorsaison. Das hilft uns
enorm. Reife und Erfahrung können
wir nicht trainieren, das müssen
wir erleben und durchleben. Daher
ist es gut, dass wir in dem Punkt
ein Jahr weiter sind.
Im vergangenen Jahr wart Ihr klar
auf Aufstiegskurs. In der neuen
Saison stehen die Vorzeichen
ähnlich gut. Einer Rückkehr in
die Landesliga steht nicht mehr
viel im Weg, oder?
Da stehen erst einmal 17 andere gute
Mannschaften im Weg, die auch
ihre Qualitäten haben und alles geben
werden. Zusätzlich kommt da
noch die Pandemie, die einiges durcheinanderbringen
kann, was wir
nicht hoffen, aber für möglich halten.
Darüber hinaus sorgt der Modus
für besondere Spannung, da sich kein
Team eine schlechte Phase erlauben
kann und erst am Ende der Vorrunde
jeder sieht, wie wichtig ein
Sieg sein kann oder eine Niederlage
vielleicht doch weniger schmerz-
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