
8 NEUWERKER RUNDBLICK Wächter des Lichts
Heinrich Sumfleth (geboren 1886) war Leuchtturmwärter auf Neuwerk
Weit und breit
ist kein Baum
und kein
Strauch zu sehen.
Der
Leuchtturm,
wie er früher
mal aussah.
Fotos: Becker
waren, kehrten wir wieder auf das
sichere Neuwerk zurück.“ Dort
habe ihr Vater, der zeitweilig als
Matrose auf dem Rettungskreuzer
„Hindenburg“ tätig war, Opa
Heinrich als Leuchtturmwärter
vertreten.
Der Leuchtturm wurde damals
mit Petroleum befeuert, berichtet
sie und nestelt ein weiteres Foto
in Cuxhaven kennengelernt. Ihr
Vater war dort als Wehrmachtssoldat
stationiert. Ihre Mutter,
ebenfalls ein Neuwerker Kind,
hatte in Cuxhaven den Beruf der
Schneiderin erlernt. Ihre Eltern
seien aber zunächst nach Berlin
gegangen, erzählt die Seniorin.
„1942 war ich unterwegs. Da die
Kriegswirren in Berlin chaotisch
Brita Becker ist ein echtes Neuwerker
Kind. Die ersten fünfzehn
Jahre ihres Lebens verbrachte sie
auf der Insel und ist dort mit ihrer
Schwester Helga auch zur Schule
gegangen. Eine ihrer Klassenkameradinnen
war Gisela Griebel.
Lehrer Eckhard Weinberger hat
die Kinder bis zur achten Klasse
begleitet. Britas Eltern hatten sich
NEUWERK. Es war keine romantische
Arbeit. Du lebst zwischen Kabeln,
Batterien, Lampen, Elektrizität
und der Geruch von Petroleum
ist allgegenwärtig. Da ist nichts
heimelig. Gerade in Sturmzeiten
wurde der Turm von Naturgewalten
umtost. Der Wind heulte und
dröhnte, dass einem mulmig wurde.
Den Job als Leuchtturmwärter
hatte sich der 1886 geborene Heinrich
Sumfleth nicht ausgesucht.
Joachim Tonn, Redakteur des „Neuwerker
Rundblick“, besuchte seine
Enkelin Brita Becker (76) in Buxtehude,
um gemeinsam mit ihr in Erinnerungen
zu graben und sich rund
um den Leuchtturm auf Spurensuche
zu begeben.
Manche dieser Licht feuernden
Türme, die den Schiffen auf hoher
See den Weg weisen, liegen weitab
auf einsamen Klippen. Der
Leuchtturm von Neuwerk steht
mitten auf einer Insel. Heinrich
Sumfleth kam 1921 mit seiner
Frau Gesine aus Wisch/Jork als
Leuchtturmwärter nach Neuwerk.
Er war im Ersten Weltkrieg verwundet
worden und hatte ein steifes
Bein zurückbehalten. Dadurch
konnte er seine erlernten Berufe
als Maler und als Schlachter nicht
mehr ausüben. Damals bekamen
die Kriegsversehrten Posten von
der Behörde zugeteilt. „Opa hätte
wohl lieber einen Turm im Alten
Land, seiner Heimat, gehabt“,
mutmaßt seine Enkelin Brita und
blättert versonnen in alten Fotoalben.
Da tauchen die Figuren aus
ihrer Kindheit wieder auf und mit
ihnen jede Menge Geschichten.
Weihnachten im Turm. Opa Heinrich Sumfleth, Onkel Helmut,
Oma Gesine und Britas Mutter Kati.
Zweiter Junge unten links: Rolf Griebel (der später im Watt vom
Blitz erschlagen wurde). Ganz rechts: Ilse Fock.