
Tiefer Frieden
in rauschenden Wellen
Zur letzten Ruhe auf hoher See
Wasser symbolisiert den Kreislauf des Lebens wohl wie kein
anderes Element – Leben und Sterben sind genauso untrennbar
miteinander verbunden wie Sonne und Regen. In allen Weltreligionen
wird Wasser eine besondere Bedeutung zugemessen
und Generationen von Dichtern haben die außergewöhnliche
Beziehung des Menschen zum Wasser in Worte gefasst.
Die letzte Ruhe unter den ewig rauschenden Wellen zu fi nden
und eins zu werden mit dem Element, das ein Leben auf diesem
Planeten überhaupt ermöglicht, erscheint vielen Menschen als
eine tröstende Vorstellung. Dem allgemeinen Trend im Bestattungswesen
folgend, der seit Jahren eine
konstante Verschiebung von Erd- zu Feuerbestattungen
zeigt, hat auch die Anzahl
der Seebestattungen kontinuierlich zugenommen.
Nach der Einäscherung in einem
Krematorium wird die Asche des Verstorbenen
in einer wasserlöslichen Urne aus
Zellulose oder Sandstein auf hoher See –
also außerhalb der 3-Meilen-Zone – dem
Meer übergeben. Von zahlreichen Häfen
an Nord- und Ostsee aus werden Seebestattungen
angeboten, auch Beisetzungen
im Mittelmeer sind möglich.
Des Menschen Seele
gleicht dem Wasser:
Vom Himmel kommt es,
zum Himmel steigt es,
und wieder nieder
zur Erde muß es,
ewig wechselnd.
Johann Wolfgang von Goethe
Bis zum Anfang des letzten Jahrhunderts wurden auf See meist
Menschen bestattet, die an Bord eines Schiffes verstorben waren,
auch um die Ausbreitung von Seuchen an Bord vorzubeugen.
Heute ist eine Seebestattung grundsätzlich
für jeden möglich, je nach Bundesland kann
hierfür jedoch eine Genehmigung erforderlich
sein. Neben der persönlichen Beziehung des
Verstorbenen zum Meer können auch andere
Gründe für diese naturnahe Bestattungsform
sprechen, so zählt die Seebestattung zu den
preiswerteren Bestattungsarten, auch die
Grabpfl ege und eventuell damit verbundene
Kosten entfallen. Obwohl der Verstorbene
selbst vielleicht die Vorstellung, unter den
ewig rauschenden Wellen des Meeres zur letzten Ruhe gebettet
zu werden, zu Lebzeiten als beruhigend empfunden hat, können
manche Angehörige es allerdings als belastend empfi nden, keinen
physischen Ort der Trauer zu haben.