
Friedhofskultur in Deutschland
Die Friedhofskultur in Deutschland ist
immaterielles Kulturerbe. Auf Empfehlung
der deutschen UNESCO-Kommission
hat im März 2020 die Kultusministerkonferenz
die Aufnahme in das
bundesweite Verzeichnis des immateriellen
Kulturerbes beschlossen.
Dieses immaterielle Erbe umfasst
nicht die Friedhöfe an sich, sondern
die „lebendigen Ausdrucksformen,
die von menschlichem Wissen und
Können getragen, von Generation zu
Generation weitervermittelt und stetig
neu geschaffen und verändert werden“,
wie es die deutsche UNESCOKommission
formuliert. In Bezug auf
die Friedhofskultur betrifft dies laut
Kuratorium immaterielles Erbe Friedhofskultur
e.V. zwei große Themenfelder:
Zum einen geht es darum, was wir
auf dem Friedhof tun: Trauern, Erinnern
und Gedenken sowie Gestalten,
Pflegen und Bewahren. Zum anderen
würdigt die Ernennung zum Erbe den
vielfältigen Wert der Friedhofskultur
für unsere Gesellschaft: kulturell, sozial
oder historisch, aber auch in Bezug
auf Klima- und Naturschutz, gesellschaftliche
Integration oder nationale
Identität.
„Wir freuen uns, dass mittlerweile
viele Menschen unsere Friedhofskultur
unmittelbar mit dem Titel Kulturerbe
verbinden“, sagt Tobias Pehle,
Geschäftsführer des Kuratoriums Immaterielles
Erbe Friedhofskultur, das
als Partner der Deutschen UNESCOKommission
diese Kulturform betreut.
„Mit dem stetig wachsenden
Bekanntheitsgrad der Auszeichnung
verwirklicht sich ein wesentliches Ziel
der Ernennung, nämlich den Wert der
Friedhofskultur für die Menschen und
unsere Gesellschaft herauszustellen“,
ergänzt Pehle.
Wie unverzichtbar gelebte Trauerrituale
und gemeinsames Gedenken für
uns sind, zeige sich gerade in Zeiten
der Pandemie. „Im letzten Jahr haben
uns die schmerzhaften Corona-
Beschränkungen bei Beerdigungen
sehr deutlich vor Augen geführt, wie
wichtig für uns als Menschen gemeinsames
Abschied- nehmen und
Erinnern ist“, erläutert Kuratoriums-
Vorstand Martin Struck und stellt fest:
„Der Kulturraum Friedhof ist für unsere
Erinnerungskultur existentiell.“
Immaterielles Kulturerbe
Deutsche Friedhofskultur ist immaterielles
Kulturerbe (Foto: Toepler)
Die Wahl der Grabstätte
Eine wichtige und nicht immer leichte Entscheidung
Neben den emotionalen Belastungen,
denen Hinterbliebene nach dem Tod
eines Angehörigen ausgesetzt sind,
stellt die Vielzahl von zu klärenden
Details häufig eine zusätzliche Bürde
dar. Dies insbesondere, wenn der
Verstorbene keine Vorsorge für den
Trauerfall getroffen hat und Angehörige
eine Reihe von Entscheidungen
nun teilweise unter Zeitdruck selber
treffen müssen. Einige dieser Fragen
sind häufig auch mit finanziellen
Belastungen verbunden und können
nicht rückgängig gemacht werden -
hierzu gehört unter anderem die Wahl
einer geeigneten Grabstätte. Um diesen
Teil der Bestattungsorganisation
zu vereinfachen, haben wir einige
Fragen zusammengestellt, deren Beantwortung
eine Entscheidungshilfe
bietet und auch dem Bestattungsunternehmen
und ggf. der örtlichen
Friedhofsverwaltung eine Beratung
der Angehörigen erleichtern kann.
Neben den organisatorischen und
finanziellen Aspekten, die einige
dieser Fragestellungen beinhalten,
spielt natürlich die Lebenseinstellung
des/der Verstorbenen eine
wichtige Rolle bei dieser Entscheidung.
Auch wenn zu Lebzeiten keine
Vorsorge getroffen wurde, so ist den
Angehörigen vielleicht aus Gesprächen
bekannt, welche Wahl sich der
oder die zu bestattende gewünscht
hätte.
Familiengräber sind Wahlgräber, deren Nutzungsrecht in der Regel
verlängerbar ist. (Foto: Toepler)
1. An welchem Ort oder Friedhof soll der/die Verstorbene
beigesetzt werden?
2. Soll der/die Verstorbene in einem Sarg beigesetzt oder
eingeäschert werden?
3. Ist die spätere Beisetzung weiterer Familienmitglieder im
gleichen Grab vorgesehen, muss also ein Familiengrab
geplant werden? Die Beantwortung dieser Frage beeinflusst
neben der Größe auch die mögliche Nutzungszeit.
4. Soll die Grabstätte mit einem Grabmal versehen werden?
5. Wie soll die Grabstätte gestaltet werden?
Pflanzenschmuck erfordert die Planung der Grabpflege,
was langfristig mit Mühen und Kosten verbunden ist.