
4 NEUWERKER RUNDBLICK
Mit einer guten Säge
und Gottes gutem Segen
Der Friedhof der Namenlosen bekommt ein neues Kreuz
„Ich singe, ich singe, und jeder
Zahn singt mit!“ Wer kennt es
nicht, dieses alte Kinderlied? In der
Tischlerwerkstatt der HPA Hamburg
Port Authority, Außenstelle
Neuwerk, fliegen ab Mitte März die
Sägespäne, damit das neue Holzkreuz
pünktlich zum Saisonbeginn
fertig wird. Der „Gemeinnützige
Förderverein Insel Neuwerk e.V.“
hatte entschieden, es erneuern zu
lassen und übernahm, unterstützt
durch eine großzügige Spende von
Ute Schulte-Lübbe, die Materialkosten.
„Und wir bauen das Kreuz“,
sagt Philipp Krüger von der Instandhaltung
HPA.
Ehrfürchtig deutet er auf die
Risse im Kreuz, das - mehrmals
erneuert - schon viele Jahrzehnte,
viele Stürme und viele Fluten erlebt
hat. Im Laufe der Jahre sei
das Holz marode geworden, erzählt
er. Kaum zu glauben, dass
es überhaupt so lange gehalten
hat. Dennoch wäre es nur eine
Frage der Zeit gewesen, wann es
umgekippt wäre, gibt er zu bedenken.
„Und bevor es jemanden verletzt,
haben wir es entfernt. Wie
gut, dass die „Neuwerkfreunde“
gleich Nägel mit Köpfen gemacht
haben.
Entschieden haben sie sich für
einheimische Eiche. Denn Holz
ist nicht gleich Holz, fanden sie.
Denn Eichenholz ist hart und
schwer und zeichnet sich durch
ausgezeichnete Festigkeitseigenschaften
und einen hohen Abriebwiderstand
aus. Aufgrund seiner
Beständigkeit ist es hervorragend
als Bauholz - auch in der bewitterten
Außenanwendung - geeignet.
Über viele Jahrhunderte
spielten Fundamente aus Eichenholzpfählen
eine wichtige Rolle -
ganze Städte wie Venedig und
Amsterdam stehen zu großen Teilen
auf Pfahlrosten aus Eiche.
Das Holz lagert bereits vor Ort.
Ab März wird dann die Säge kreischen.
Dann muss auch die Jahreszahl
ins Holz geschnitzt werden.
Dazu muss sie vom alten
Kreuz abgenommen und auf eine
Matrize übertragen werden. Der
Schriftzug mit der Gründungszahl
„1319“ soll absolut identisch
Da reckt es sich in den Himmel, soll Sturm und Salzluft trotzen und die nächsten 100 Jahre
überdauern. Alle Fotos: Philipp Krüger/HPA, Außenstelle Neuwerk
sein, genauso, wie er früher mal
war. „Das sieht natürlich erst mal
wieder heller aus, frischer und
die Kanten sind eckiger. Aber das
ist nun mal so bei Holz“, lacht
Philipp Krüger. Auch an der Halterung
müsse noch gearbeitet
werden, da sie ebenfalls verschlissen
ist.
Für HPA-Zimmermann Robert
Grimm ist es eine große Ehre,
das neue Kreuz zu bauen. Es
wird 3,80 Meter lang und 1,80
Meter breit sein und seine Fertigstellung
alles in allem etwa 40
Stunden Zeit in Anspruch nehmen.
Lieber mal etwas genauer
arbeiten als husch, husch, husch
und fertig. Schließlich soll das
ca. 150 Kilogramm schwere
Kreuz im Normalfall ja wieder
ein paar hundert Jahre halten,
sofern nicht zwischendurch mal
ein Blitz einschlägt. Sobald die
ersten Gäste die Insel besuchen,
ist es jedenfalls fertig. Ein großes
Dankeschön an die HPA und den
Gemeinnützigen Förderverein
Insel Neuwerk e.V. für ihr gemeinsames
Engagement. Der
Himmel und die Seelen der Verstorbenen
werden es ihnen gewiss
danken. jt