
10 NEUWERKER RUNDBLICK
Priel wird immer tiefer -
Neuwerk bald abgeschnitten?
Wattwagen-Schnack mit Jan Brütt
„An manchen Tagen ist der Priel bei
‚Rettungsbake 6’ so tief, dass er bei
Niedrigwasser weder mit dem Trecker
noch mit dem Wattwagen passierbar
ist“, sagt Jan Brütt, der
Wattwagenfahrten zwischen Festland
und Insel Neuwerk anbietet.
Der Priel ist inzwischen ein riesiges
Problem, erläutert er dem Inselreporter
Joachim Tonn.
„Im letzten Jahr haben wir
schon an die 20 Touren absagen
oder abbrechen müssen, weil wir
wegen des hohen Wasserstandes
nicht durchgekommen sind. Das
gleiche Problem haben die Versorgungstrecker,
die ja auch im Winter
fahren müssen und dann die
einzige Verbindung zum Festland
sind. Auch sie müssen schon jede
zweite Tour umdrehen.“
DIE SITUATION - Wenn
nichts passiert, geht bald gar
nichts mehr.
Wer bei Niedrigwasser nach
Neuwerk möchte, muss den großen
Priel bei ‘Rettungsbake 6’(Position:
53˚53,5´N 8˚33,9´O) durchqueren.
Das wird zunehmend
schwieriger. Bei Niedrigwasser
sollte er eigentlich passierbar sein.
Die Watt-Demo zog ein beachtliches Medien-Echo nach sich. Fotos: Tonn
„Vor fünf, sechs Jahren konnten
wir im Trab durchfahren“, erinnert
sich Brütt. Inzwischen liege
der niedrigste Wasserstand bei 80
Zentimeter. Bei 1,30 Metern müssen
die Fahrzeuge umkehren. Und
das sei sehr oft der Fall.
„Früher haben wir Hoch- und
Niedrigwasser-Vorhersagen vom
Die Strecke ist auch wichtig für
die Postverbindung durch die
Postwagen, sowie die Versorgung
der Insulaner. 95 Prozent der Insel
Versorgung laufen durchs
Watt. Lebensmittel, Medikamente,
Baumaterial, Pakete mit Online
Bestellungen, alles wird in
Sahlenburg auf Hänger geladen
und auf die Insel kutschiert. Das
ist die einzige Route, die im Winter
auch genutzt wird“, so Brütt.
Das Schiff fährt nur von Ostern bis
Oktober. Wenn man nun meint,
man könne für die Wintermonate
ein kleineres Versorgungsschiff
einsetzen, dann ist das Kosten-
Nutzen-Verhältnis ja viel zu weit
auseinander. Von der HPA, dem
Hamburger Staat, fährt zwar ein
Schiff rüber, aber sehr unregelmäßig.
Und die sind nicht für eine In-
WSA (Wasser-und Schifffahrtsamt)
bekommen und sind bei
Niedrigwasser plus 50 Zentimeter
wunderbar durchgekommen.
Jetzt haben wir bei plus 20, 30
Zentimeter schon ein Problem,
dass das Wasser nicht richtig abläuft
und vor allem schneller wieder
aufläuft.
Wenn wir zum Priel vorfahren,
um die Lage zu checken und es ist
kein Durchkommen, informieren
wir die Gäste natürlich vorab. Viele
sagen dann: ‚Nein, Danke’ und
kriegen ihr Geld zurück. Für die
anderen bieten wir an: ‚Halbe
Strecke, halber Preis’, bis zum
Priel und zurück. Viele nehmen
das Angebot dankbar an und meinen,
‚wir sehen zwar Neuwerk
nicht, aber sind wenigstens mit
Pferd und Wagen im Watt.’
Die Karawane des Protestes sorgte für großes Medienecho.