
Klänge für die Ewigkeit
Trompetenklänge ertönten zu Ehren der Verstorbenen
Kraftvolle und auch sanfte Trompetenklänge
hallten über den Friedhof in Brockeswalde.
Nur der Wind strich leise durch die
Bäume mit den letzten Herbstblättern, als
Ulrich Schultz die Trompete an seine Lippen
setzte. Wie bereits im vergangenen
Jahr begleitete der Musiker den Ewigkeitssonntag
mit seiner Trompete. An drei
verschiedenen Plätzen des Brockeswalder
Friedhofs lauschten die Friedhofsbesucher,
die sich auf dem gesamten Areal
verteilt hatten, ergriffen seinen Klängen.
Organisiert hatte das Konzert die Friedhofsverwaltung
der Stadt Cuxhaven.
Der Totensonntag oder Ewigkeitssonntag
– in Bezug auf den Glauben an die Auferstehung
und an ein ewiges Leben – ist in
den evangelischen Kirchen in Deutschland
und der Schweiz seit jeher ein Gedenktag
für die Verstorbenen. Er ist der
letzte Sonntag vor dem ersten Adventssonntag
und damit der letzte Sonntag des
zu Ende gehenden Kirchenjahres. Das
neue Kirchenjahr beginnt jeweils eine
Woche später, am ersten Adventssonntag;
in diesem Jahr am 27. November.
Auf dem Friedhof, umgeben von Bäumen,
entwickelte die Trompete einen ähnlichen
Klang wie den Raumklang in der Kirche.
„Es hallt von den Bäumen so schön wieder“,
fand Alga Malasch von der Friedhofsverwaltung.
Zwischendurch wurde
die Trompete ausgeblasen; „Kondenswasser“,
erklärte der Musiker. Anstrengend
sei es nicht, so viele Stücke hintereinander
zu blasen. „Eigentlich brauche
man gar nicht so viel Luft, wie man denkt.“
Bereits seit 30 Jahren spielt Ulrich Schultz
Trompete. Er sei in Bielefeld aufgewachsen,
da sei die Posaunenchorszene ziemlich
groß, erzählte er. „Alle aus dem Dorf
(Sennestadt) haben im Posaunenchor gespielt.
Ich hatte immer die Trompete. Ihr
strahlender Klang hat mich schon immer
fasziniert.“ Zu seinen Vorbildern zählen
der französische klassische Trompeter
Maurice André, aber auch die Jazz-Trompeter
Miles Davies und Roy Hargrowe.
Es gäbe aber auch sehr gute deutsche
Trompeter.
„Mich berühren die Lieder selbst auch.
Es sind positive Lieder mit einer positiven
Botschaft“, sagte der Altenwalder. Zehn
Stücke hatte er mitgebracht, bis auf das
letzte Lied „Il Silenzio“ von Nino Rosso,
alles Choräle; und kaum eines länger als
drei Minuten. Darunter
„Du hast uns,
Herr, gerufen“, „Von
guten Mächten wunderbar
geborgen“
und „Brunquell aller
Güter“ von Johann
Sebastian Bach.
Das passe vom Text
her schön rein. „Ich
habe die Lieder so
ausgesucht, dass es
auch Stücke sind, die
noch irgendwo im
Hinterkopf schwirren, weil man sie vielleicht
mal auf einer Beerdigung gehört
hat. Sie werden dann wachgerufen und
schlagen zu den Verstorbenen. „Darum
geht es ja auch beim Totensonntag“, betonte
Alga Malasch von der Friedhofsverwaltung.
Von Standort zu Standort – von der Mittelachse
bis zur Trauerhalle – wechselten
auch die Zuhörer, beim letzten Auftritt
waren es richtig viele. „Ich spiele auch
gern für wenige Leute, es sind auf jeden
Fall diesmal mehr als das letzte Mal.
Wahrscheinlich sind mehr Zuhörer da, als
wir sehen“, schmunzelte er. Denn einige
Friedhofsbesucher hatten sich still hinter
Büsche, Bäume und Hecken zurückgezogen,
um diesen andachtsvollen Moment
ganz für sich zu genießen. Nichts ruft die
Erinnerungen an die Vergangenheit so
lebhaft wach, wie die Musik.
in Brockeswalde
Trompetenklänge für die Ewigkeit
Ein stiller Feiertag – Toten- oder
Ewigkeitssonntag
Fotos: Heidi Giesecke