
Seite 10 Welcome Home 23. Dezember 2021
Am Anfang
stand ein Tatort
Von ‚Tod auf Neuwerk‘ zum Leben und Arbeiten im Hadler Land
Wer nich in’t Water löpt,
krigt ok de Föte nich
natt – dieser Satz aus der
Schluß-Szene der Tatort-Folge ‚Tod
auf Neuwerk‘ von 1996 hat sich zu
einer Art Lebensmotto des Wahl-
Cadenberger Fotografen Hartmut
Toepler entwickelt. Schon während
der Erstausstrahlung des NDR-Kultkrimis,
damals vor dem TV in seiner
Hamburger Wohnung, war er nicht
nur von Manfred Krug als Hauptkommissar
Stöver, sondern auch von
dem rauen Charme Neuwerks fasziniert
und beschloss, dem zum Bezirk
Hamburg-Mitte gehörenden Eiland
alsbald einen Besuch abzustatten.
Mit seiner Kamera, einem Buch und
der Sehnsucht nach Weite und Ruhe
saß Toepler wenige Wochen später
auf dem markanten Leuchtturm und
ließ den Blick in die Ferne schweifen.
„Die frische Nordseeluft, das
Geschrei der Möwen und die unendliche
Weite übten eine besondere
Anziehungskraft auf mich aus, und
ich blieb für 3 Tage auf der Insel“,
erinnert er sich heute. In den folgenden
Jahren war er immer wieder
in Cuxhaven, um die Insel im Watt
aus der Ferne zu betrachten und
eine kleine Auszeit vom hektischen
Großstadtleben zu genießen.
Von Hamburg aus ging es
dann in die weite Welt – genauer
gesagt nach Sydney, Australien. Ein
Von Hamburg über Australien ins Hadler Land – die ungewöhnliche Reise des Cadenberger Fotografen Hartmut Toepler, hier bei der Arbeit im Outback Foto: Toepler
großer Schritt der Liebe wegen, den
der Autodidakt und passionierte
Geschichtenerzähler nie bereut hat.
„Ich hatte das große Glück, fast
10 Jahre lang in Australien leben und
arbeiten zu können und bin dankbar
für die unzähligen wunderbaren
Momente mit tollen Menschen auf
diesem einzigartigen Kontinent“
sagt der 56-jährige. Auch zahlreiche
berufliche Reisen nach Indonesien,
China, Vietnam und Thailand
haben seinen Horizont erweitert
frische Luft genießen, gleichzeitig
kann ich innerhalb von 90 Minuten
meine Kunden in Hamburg, Bremen
oder Cuxhaven erreichen“ sagt
Toepler, der neben Immobilien-,
Produkt- und Projektfotografie auch
Reportagen macht und nebenbei
als freier Mitarbeiter für die Cuxhaven
Niederelbe Verlagsgesellschaft
mbH & Co. KG unterwegs ist. „Der
Neuanfang nach unserer Rückkehr
war nicht einfach, speziell in Zeiten
von Corona,“ berichtet er und fügt
in Anlehnung an Manfred Krug’s
TV-Rolle hinzu „aber wer nicht ins
Wasser geht, kriegt auch keine nassen
Füße.“
Auch wenn der berufliche
Neustart trotz widriger Umstände
gelungen ist, an das norddeutsche
Schmuddelwetter hat Toepler sich
noch nicht wieder so richtig gewöhnen
können. Kein Wunder nach der
Zeit auf der Südhalbkugel mit mehr
als 300 Sonnentagen pro Jahr. Aber
noch immer steht er gerne am Ufer in
Duhnen oder Sahlenburg und schaut
gen Neuwerk. Rüber zur Insel und den
Leuchtturm hat er es noch nicht wieder
geschafft – doch das ist für das
kommende Frühjahr fest geplant.
und so erachtet Toepler viele der
gewohnten Privilegien unserer
Wohlstandsgesellschaft nicht als
selbstverständlich. „Es ist fast nicht
vorstellbar, dass es in dieser hochtechnisierten
und modernen Welt
noch immer Millionen Menschen
gibt, die keinen Zugang zu sauberem
Trinkwasser haben und davon leben,
Müll aus verdreckten Kanälen zu
fischen“, erinnert er sich an eine
seiner Fotoserien aus Jakarta. „Wir
wissen oftmals nicht zu schätzen,
wie gut es uns hier geht.“
Gemeinsam mit seiner Frau
Christiane, für die er 2010 seine
Hamburger Wahlheimat verlassen
hatte, ist er vor 3 Jahren wieder nach
Deutschland zurückgekehrt. Bei
der Suche nach einer passenden
Immobilie wurden die beiden
dann zufälligerweise wieder im
Norden fündig, nachdem bei der
Internet-Suche nach einer außergewöhnlichen
Bleibe das Exposé eines
Reetdach-Ensembles in Cadenberge
vorgestellt wurde. Die naturnahe
und ruhige Lage des Grundstückes,
verbunden mit der guten Infrastruktur
Cadenberges und der günstigen
verkehrstechnischen Lage gab dann
den Ausschlag zum Umzug ins Hadler
Land. „Hier können wir die Ruhe und
„1996 habe ich noch mit 35 mm Film gearbeitet, und über die Jahre sind einige der Negative bei Umzügen verschollen“,
sagt Toepler. Diese wenigen Papierabzüge sind alles, was ihm vom ersten Besuch auf Neuwerk geblieben ist –
und die Erinnerung. Foto: Toepler