
Geschichts- und Heimatverein Hemmoor
Hemmoorer Volkstänzer in Krasnoznamensk
Am 10. September machten sich unter der Leitung von Irena
Die Hemmoorer Volkstanz- und Trachtengruppe.
HEMMOOR MAGAZIN 30 / 2018 23
Felker und Brigitte Golkowski 13 Mitglieder der Hemmoorer
Volkstanz- und Trachtengruppe und drei Begleitpersonen
mit zwei Kleinbussen auf den Weg nach Russland, ins
ehem. Ostpreußen.
In der polnischen Stadt Elblag wurde für eine Übernachtung eine
Zwischenstation eingelegt. Am Dienstagmorgen ging es dann
mit gemischten Gefühlen weiter. Die Gedanken waren: „Was
erwartet uns an der russischen Grenze bei Goldap, wie lange
dauert die Kontrolle?“ Sie sollte erneut drei Stunden dauern,
obwohl eine offizielle Einladung der russischen Rayon-Verwaltung
vorgelegt werden konnte. Diesmal wollten die russischen
Grenzbeamten ein deutsches Dokument in russischer Sprache
übersetzt haben. Hier konnte Irena Felker die Russen zufrieden
stellen. So wurde die Unterkunft, ein renoviertes deutsches Ferienhaus
in dem Dorf Leskowo, früher Hagenfließ, in der Nähe
von Krasnoznamensk erst am späten Abend erreicht.
Von Mittwoch bis Freitag wurden dann die mitgenommenen
Hilfsgüter, u.a. gute gebrauchte Kleidung und Schuhe für Erwachsene
und Kinder, Gehhilfen, ein Rollator, ein Fahrrad, an
bedürftige Familien bzw. an ältere Personen und zwei Kindergärten
verteilt. Auch Geldspenden konnten übergeben werden.
Die leuchtenden, dankbaren Augen werden den Hemmoorern
lange in Erinnerung bleiben.
Einen besonderen Eindruck hinterließ die Begegnung mit dem
sogenannten „Wolfskind“ Elli Hartwig. Sie hatte zum Ende des
Zweiten Weltkriegs in Ostpreußen ihre Eltern verloren und war
nach Litauen geflüchtet, um zu überleben. In den 60er Jahren
zog sie zurück ins Königsberger Gebiet und arbeitete über 30
Jahre im Krankenhaus Lasdehnen. Nun lebt sie dort in einer
kleinen Wohnung mit ihrem kranken Mann. Durch Begegnungen
mit Deutschen gewöhnt sie sich langsam wieder an ihre Muttersprache.
Neben einer Geldspende freute sie sich über ein Buch
mit deutschen Volksliedern. Sie fing gleich an, darin zu blättern
und leise zu singen: „Am Brunnen vor dem Tore“.
Zwischendurch stand am Donnerstag im Rathaus ein Treffen mit
Herrn Tschubarow, dem neuen Kreisverwaltungschef, auf dem
Programm. Er war von den Hilfslieferungen sehr angetan und
versprach, zukünftige Transporte zu unterstützen.
Am Sonntag fand dann auf dem Rathausplatz ein Internationales
Folklore-Festival, das mit einem Kunsthandwerkermarkt verbunden
war, statt. An diesem Fest nahmen über 30 Gruppen,
u.a. aus Litauen, und Polen, aus vielen Städten Russlands und
die Hemmoorer Volkstanz- und Trachtengruppe teil. Alle Gruppen
hatten ihre Auftritte auf einer riesigen Bühne.
Der deutsche Konsul Uwe Berndt vom Generalkonsulat der
Bundesrepublik Deutschland in Kaliningrad besuchte auch das
Festival. Man kam ins Gespräch. Er möchte mit der Hemmoorer
Volkstanzgruppe in Kontakt bleiben. Vielleicht kann im nächsten
Jahr ein Treffen im Konsulat stattfinden.
Ein herzliches Wiedersehen gab es auch mit der Folkloregruppe
„Bernsteinblumen“, die extra wegen der Hemmoorer Tänzer
aus Königsberg angereist war. Bei ihrer Abfahrt übereichte jede
von ihnen den Hemmoorern selbst gebackene Kuchen, eine
hatte sogar eine Torte gebacken. Die Hemmoorer revanchierten
sich u.a. mit einer Fotomappe von ihrem Besuch beim Jubiläum
der Stadt Hemmoor. Heino Grantz