
Hey Nordsee
Seite 6 22. Juli 2021
Die Nordsee ist geprägt durch ihre Schifffahrt, die von Hamburg und Bremen
hinaus in alle Welt ging, um Kaffee, Kakao, Baumwolle und andere
„Kostbarkeiten“ in unser Land zu bringen. Dies geschah mit Großseglern
auf monatelangen, oft gefahrvollen Reisen. Von den großen Häfen wurden
die Waren dann über Land oder mit kleineren Fluss- und Küstenschiffen
weiter verteilt. Heute geht der Warentransport zuverlässiger, sicherer
und schneller. Container heisst das Zauberwort unserer modernen
Logistik. Aber ihre Faszination haben die alten Segler deshalb noch
lange nicht verloren. Ob Hamburger Hafengeburtstag oder Bremerhavener
Sail – wenn sie majestätisch und mit vollem Zeug ihre Parade
fahren, laufen die Kameras immer noch heiß. Hier die wichtigsten
Typen der damaligen Arbeitsschiffe:
DER »KUTTER«
Der Name Kutter kommt aus dem
Englischen von cut = schneiden.
Seine Rumpfform mit scharfem, fast
senkrechtem Vorsteven und der
deutlicher Verjüngung an Bug und
Heck ermöglicht ihm eine relativ
hohe Geschwindigkeit trotz der
typischen gedrungenen Form. Der
Kutter entstand erst gegen Mitte des
18. Jahrhunderts und hatte den Vorteil,
dass er trotz seiner eher kleinen
Dimensionen eine verhältnismäßig
große Ladung transportieren konnte.
Die Kombination von Ladevermögen
und Geschwindigkeit machte den
Kutter schnell attraktiv. Eine weitere
Besonderheit stellte die geklinkerte
Beplankung des Rumpfes dar. Zu jener
Zeit war eigentlich bei modernen
Fahrzeugen die Kraweelbeplankung
üblicher. Kutter wurden zunächst
mit allen möglichen Segeln, sogar
mit Rahsegeln, gefahren und waren
zwischen 10 und 25 Meter lang.
DER »EWER«
Ein Ewer ist ein kleinerer, aus Friesland
stammender Segelschiffstyp mit
Plattboden und ursprünglich ohne
Kiel. Bereits im 14. Jahrhundert,
bis zum Ende des 19. Jahrhunderts,
wurde mit Ewern über die Ilmenau
Salz von Lüneburg nach Lübeck und
Hamburg transportiert. Ewer hatten
eine Länge von 15 bis 20 Metern und
konnten bis zu 20 Tonnen Fracht
laden. Für ihre Größe eine enorme
Menge! Ab etwa 1800 fanden sie vor
allem im Gebiet der Unterelbe und
Unterweser aber auch in den Niederlanden
und Dänemark Verbreitung.
Im 19. Jahrhundert war der Ewer mit
über 2000 Booten das am häufigsten
eingesetzte Transport- und Arbeitsschiff
in Deutschland.
Foto: AdobeStock / Illustrationen: G.Ahrens
TRADITIONSSEGELSCHIFFE
VOM KUTTER BIS ZUM VOLLSCHIFF –
DAS KLEINE 1 X 1 DER „ARBEITSSEGLER“
Foto: AdobeStock
DIE »KETSCH«
Die Ketsch ist ein Segelboot mit zwei
Masten: dem vorderen Großmast und
dem achterlichen, immer kleineren
Besanmast. Die Ketsch wurde ursprünglich
um die Mitte des 17. Jahrhunderts
für die Fischerei und die
Küstenschifffahrt in England entwickelt.
Ihre Tragfähigkeit betrug bis zu
50 Tonnen – für ein 25 Meter langes
Boot eine ganze Menge! Die Ketsch
war ein beliebter Langstreckensegler,
denn sie ließ sich so austrimmen,
dass sie sich ohne zusätzliche Apparate
selbst steuerte. Ein weiterer
Vorteil war die stärkere Unterteilung
des Segelplans. Die einzelnen Segel
sind klein und ließen sich deshalb
leichter, bzw. von weniger Crewmitgliedern,
setzen und bergen.
Illustrationen: G.Ahrens