
Hey Nordsee
4. Juli 2019 Seite 11
Foto: Adobe Stockphoto
DIE SEEFAHRT IST KEIN BERUF –
DIE SEEFAHRT IST EINE BERUFUNG
DER BEDARF AN QUALIFIZIERTEN FACHARBEITERN
UND SCHIFFSOFFIZIEREN FÜR DIE DEUTSCHE SEESCHIFFFAHRT
IST AUCH ZUKÜNFTIG UNSTRITTIG.
JUNGE MENSCHEN, DIE SICH FÜR EINEN BERUF
IN DER SEESCHIFFFAHRT ENTSCHEIDEN, HABEN
AUCH IN DER ZUKUNFT GUTE PERSPEKTIVEN.
Die deutsche Handelsschifffahrt ist
vielseitig – von Schleppern über
Offshore-Versorger, Tanker, Massengut
und Schwergutschiffe bis hin zu
den Fahrgast- und Containerschiffen
sind alle Schiffstypen vertreten.
Jeder Schiffstyp hat seine eigene
Faszination, seine eigene modernste
Technik und stellt damit auch seine
Herausforderung an die Ausbildung
der Besatzungen.
Der Einsatz an Bord ist einzigartig
Berufe in der Seeschifffahrt bieten
auch zukünftig sehr gute Karrierechancen.
So können Sie innerhalb
von 5 Jahren den Karriereweg zum
Technischen Wachoffizier (Laufbahn
zum Leiter der Maschinenanlage)
oder zum Nautischen Wachoffizier
(Laufbahn zum Kapitän) über die
Berufsausbildung zum/zur Schiffsmechaniker/
in durchlaufen.
Im Gegensatz zu dem an Land
üblichen steten Wechsel zwischen
Arbeitszeit, Freizeit oder freien
Tagen ist der Lebensrhythmus von
Seeleuten ganz anders. So ist man
meist eine längere Zeit an Bord und
danach mehrere Monate im Urlaub.
Der Urlaub bietet große Freiräume,
die es in anderen Berufen selten gibt.
Die Zeit an Bord ist dafür stärker von
der Arbeit geprägt als der sonstige
Alltag bei Landberufen.
Was macht die Seefahrt
so einzigartig?
Die Seeschifffahrt ist immer schon
ein internationales Geschäft gewesen.
Das Schiff ist ein Beispiel
multikultureller Zusammenarbeit.
Auf Schiffen leben und arbeiten
Menschen zusammen, die aus unterschiedlichen
Kulturkreisen kommen
können. Es ist daher gut möglich,
dass nicht jede Person an Bord einen
Gesprächspartner mit derselben
Muttersprache findet. Daher ist die
Arbeits- und Umgangssprache üblicherweise
Englisch.
Eine kleine, geschlossene Welt
Anders als in einem Landbetrieb, in
dem die Beschäftigten abends nach
Hause gehen, leben und arbeiten
die Besatzungsmitglieder an Bord
24 Stunden zusammen und sind in
vielerlei Hinsicht aufeinander angewiesen.
Dies erfordert von jedem
an Bord Toleranz, Flexibilität und
Akzeptanz.
Frauen an Bord? Kein Problem
Eine reine Männerdomäne ist die
Seefahrt schon lange nicht mehr.
Heute sind Frauen an Bord sehr
erfolgreich als Schiffsmechanikerinnen,
als Nautische oder Technische
Schiffsoffizierinnen und als Kapitäninnen
tätig. An den deutschen
Seefahrtschulen werden so viele
junge Frauen ausgebildet wie nie
zuvor. Zwar befinden sich Frauen
an Bord noch immer in der Minderheit,
jedoch ist der Frauenanteil
deutlich angestiegen. Frauen und
Männer können alle Tätigkeiten an
Bord in gleicher Weise ausführen,
denn für die Aufgaben auf einem
Schiff braucht es weit mehr als
bloße Muskelkraft.
Fernziel Kapitän – aber wie
kommt man dahin?
Voraussetzung für einen Beruf in
der Seefahrt ist die ärztlich attestierte
Seediensttauglichkeit sowie ein
Mindestalter von 16 Jahren gemäß
Seearbeitsgesetz.
Die Ausbildung an einer Seefahrtschule
dauert insgesamt etwa vier
Jahre. Die ersten zwei Jahre in
Vollzeit enden mit dem Abschluss
zum Nautischen Wachoffizier. Darauf
folgen zwei Jahre, in denen man zur
See fährt.
Um für die Ausbildung an einer Seefahrtschule
zugelassen zu werden,
benötigt man eine abgeschlossene
Ausbildung als Schiffsmechaniker
oder als Schiffsbetriebstechnischer
Assistent in der Fachrichtung Nautik.
Außerdem ist hierfür ein mittlerer
Schulabschluss erforderlich.
Um später als Schiffskapitän tätig
zu werden, kann man aber auch
einen Bachelor-Studiengang im Fach
Nautik an einer Hochschule belegen.
Diese Studiengänge bestehen aus
einem theoretischen Teil und ein bis
zwei Praxissemestern, die an Bord
eines Schiffes verbacht werden. Die
Regelstudienzeit für dieses Studium
beträgt sechs bis acht Semester.
Nach dem Abschluss dieser Ausbildung
arbeitet man mindestens drei
Jahre als Nautischer Wachoffizier in
einer leitenden Funktion. Erst danach
kann man zum Kapitän eines Schiffes
ernannt werden. Etwas schneller
geht es, wenn man während dieser
Zeit zum Ersten Nautischen Offizier
befördert wird. Damit ist man
dem Kapitän direkt untergeordnet
und vertritt ihn, falls es nötig wird.
Erster Nautischer Offizier wird man
frühestens nach einem Jahr als
Wachoffizier, danach muss man noch
mindestens ein Jahr als Erster Nautischer
Offizier tätig sein.
Zum Schiffskapitän wird man von
einer Reederei ernannt, wenn man
neben der Ausbildung über die
nötige Erfahrung und die richtige
Persönlichkeit verfügt, um den
Schiffsbetrieb leiten zu können.
Der Weg ist lang – aber er lohnt sich!
Quelle: Berufsbildungsstelle
Seeschifffahrt e.V. / GA
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KAPITÄN AUF DIE REISE
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