
11 Einkaufen und genießen über Land
Bunt und leuchtend
wie die Blätter
der Bäume und
die Blüten der Herbstblumen,
findet man
unter den Kürbissorten
ebenfalls farbenfrohe
lustige Formen. „Der
besteht ja aus zwei
großen Knubbeln und
sieht aus wie eine hohe
Mütze!“ Daher sein
Name Bischofsmütze
oder Kardinalshut, Kaisermütze
oder Turbankürbis.
Viele Namen,
viel Ehr! Immerhin ist er
einer von 800 Sorten
Speise- und Zierkürbissen.
Sehr bekannt ist er nicht unter den essbaren
Herbstfrüchten. Zierkürbisse, die sich durch ihr
schönes Aussehen wunderbar zum Dekorieren
eignen, kann man nicht verzehren. Dagegen
haben die wohlschmeckenden Kürbisse oft keinen
so tollen Look. Innere Werte, auf die seine
nicht so blendend aussehenden Kollegen
setzen, zählen bei der Bischofsmütze wenig.
Er liebt es mehr, bewundert zu werden. Gleichwohl
ist es mittlerweile durch etliche Züchtungen
gelungen, seinen bisher ungenießbaren bitteren
Geschmack in einen süßlich-würzigen umzuwandeln
und ihn dadurch essbar zu machen.
Allerdings ist das Fruchtfleisch recht trocken und
Wer auf kulinarische Entdeckungstour
gehen will, kann das umso intensiver
genießen, indem er auch die Landschaft
erkundet. Das kann er entweder auf dem
Land- oder auf dem Wasserwege tun. Dafür
bietet sich zum Beispiel die Oste direkt vor der
Haustür an.
Am Schiffsanleger in Oberndorf liegt die MS
„Mocambo“ vertäut und wartet auf große und
kleine Matrosen, um ihnen die schöne Natur, die
uns umgibt, schmackhaft zu machen. Die Fahrt
geht entweder zu den Seehunden ins Ostewatt
oder nach Bremervörde. Alternativ wird zur Kleinwörderner
Mühle geschippert. Schon tuckert das
Schiff, eingerahmt von üppiger Flora, auf dem
Strom dahin. Das plätschernde Geräusch vom
Spiel der Wellen dringt aufs Vordeck. Erwartungsvolle
Mienen bei den Gästen, die dort die
letzten Sonnenstrahlen des Herbstes einfangen.
„Die Oste, früher mal ein großer Priel, schlängelt
sich 75 Kilometer weit ins Hinterland hinein“,
erzählt Käpten Knurrhahn im Seemannsbass.
Als sogenanntes offenes Tidengewässer
ist der Strom von Gezeiten geprägt. Backbord
voraus erkennt man den Höhenzug der Wingst,
in der viele Ausflugslokale mit heimischer Kost
auf hungrige Gäste warten.
Das gewaltige Ostesperrwerk taucht auf. Seit
1968 schützt es das hinter ihm liegende Gebiet
vor Sturmfluten. Steuerbords schippern wir
am Hullen vorbei, dem „Großflughafen“ des
Ostewatts. Jetzt, im Herbst, geht ein Rauschen
durch die Luft und kommen die Nonnengänse in
großer Zahl angeflogen. Bis zu 10.000 Flatterviecher
pro Tag fliegen dann zum Überwintern
aus Sibirien ein. Auch sie wissen, wo es sich gut
leben lässt. Wer einmal hier war, kommt immer
wieder! jt
Kleine Gurke, wachs!
In Nordleda
reifen regelrechte
Monstergurken heran
Hübscher Hingucker
Bischofsmützen sind zum Essen nur bedingt geeignet
Genuss hat viele Seiten
NORDLEDA. So eine Riesengurke
hat die Welt noch nicht gesehen:
Ein Meter Fünfzig lang, acht Zentimeter
Durchmesser, zwei Kilo schwer und
– sie wächst noch weiter! Das gute Teil ist
nicht genmanipuliert sondern gedüngt mit
Karnickelmist, verrät Hobbygärtner und
Kaninchenzüchter Thorsten Stüven das Geheimnis
der Wachstumskraft seiner grüner
Giganten.
200 davon hat er schon geerntet. Und
die übrigen haben ihren Wachstumsdrang
noch lange nicht eingestellt. Solange man
sie nicht abschneidet, wachsen sie munter
weiter. Auf zwei Meter werden sie wohl
kommen. Die kleinen werden zu Salat,
die Riesengurken landen als Schmorgurken
im Wok und reichen zu einer durchaus
sättigenden Hauptmahlzeit.
Als kleiner Gärtnermeister mit grünem
Daumen entpuppte sich der sechsjährige
Juhan. „Wenn ich mit ihnen rede, hören
sie gar nicht mehr auf, zu wachsen“,
lacht er, und die Schlitzohrigkeit ist ihm
anzumerken.
Und erst die Sonnenblumen. Aus Vogelfutter
ist in Nullkommanix ein fast undurchdringlicher
Urwald entstanden. So eine reiche
Pracht mit tellergroßen Blütenköpfen,
trotz Trockenheit und Dürre. Auch hier ist
das Wachstumswundermittel Kaninchendung.
Von vielen Mini-Blüten umsäumt und
Stiele dick wie Baumstämme. Aber das
Erstaunlichste ist die Höhe: Keine einzige
Sonnenblume umgeknickt.
Daneben ist ein zweiter Urwald. Zwischen
den Blättern leuchten in orange, gelb, grün
und beige die unterschiedlichsten Kürbisse
hervor: Hokkaido, Butternut, Muskatkürbis
und Spaghettikürbis. Da braucht sich niemand
um die nächsten Mahlzeiten Sorgen
machen. jt
der Geschmack nicht sehr intensiv. Aromatisch
wird es erst in Scheiben geschnitten, gegrillt
oder gebraten.
Die Bischofsmütze entsteht, indem sich während
des Wachstums am Blütenansatz ein Ring bildet.
Das Fruchtfleisch befindet sich wie eine Wurst
herum. Allerdings ist der Kürbis sehr schwer
zu schneiden. Durch die Verwachsungen auch
schwierig zu schälen. Der obere Teil ist kernlos.
Oft wird er nur ausgehöhlt und als Deko-
Terrine für Kürbissuppe verwendet oder zum
Überbacken. Als Winterkürbis ist er im Herbst
ausgereift und kann bis zu einem Jahr gelagert
werden. Egal, was man mit diesem besonderen
Kürbis macht, ein Hingucker ist er allemal. hg
„Gurkenprinz“ Juhan weiß schon viel über
Gartenarbeit. „Am meisten Spaß macht das
Ernten und Essen.“
Fotos (2): Joachim Tonn
Juhan weiß schon viel über
Foto: Joachim Tonn
Foto: Joachim Tonn