
6 Die Schützenvereine aus Cuxhaven stellen sich vor
Gründung: 1848
Mitglieder: 163
Präsident: Michael Sepcke (seit 2008)
Von links Fabian Steiner Rita Sepcke Tyren Petereit Bester Michael Sepcke Adjutant Vorne von links: Inge Lecour (Königin), Hans-Dieter Lecour (König). Barbara Sepcke (Beste Dame).
Ritzebütteler Schützengilde
von 1848 e.V.
Worauf Sind Sie besonders stolz?
MS: „Auf unser 172-jähriges Bestehen.
Es war nicht einfach für den Verein, den
Deutsch-Französischen Krieg und beide
Weltkriege zu überstehen, aber uns gibt
es immer noch. Zudem hatten wir im 20
Jahrhundert überwiegend nur Herren
als Mitglieder im Verein – diesen Imagewechsel
haben wir in diesem Jahrhundert
sehr gut gemeistert – unsere Damenabteilung
wächst stetig.“
Was ist das Besondere an der Ritzebütteler
Schützengilde?
MS: „Wir sind der einzige Verein direkt
im Stadtgebiet. Definitiv ist auch unser
Schützenfest etwas Besonderes. Wir
sind der einzige Verein, der seinen König
live mit der Armbrust vor Publikum
und nicht hinter verschlossenen Türen
ausschießt. Vorher wird der Holzvogel
von dem„noch amtierenden König“ getauft.
Absolute Höhepunkte sind „Der
Große Zapfenstreich“ mit Bengalischer
Beleuchtung (wenn kein trockener
Sommer ist). Und die Feldandacht vor
dem Schloss als Auftakt zum letzten Tag
des Schützenfestes.“
Gibt es ein Histörchen, das immer wieder
gerne erzählt wird?
MS: „Unzählige! Mitte der 50iger Jahre
hatten wir z. B. über das Schützenfest
„Rausschmeißer“, die die Randalierer
nach Hause geschickt haben – hierunter
befand sich aus Versehen der Wirt des
Schützenhauses, welcher am nächsten
Tag mit einem „Veilchen“ ankam. Oder
im Jahr 1986, wo unsere zwei Könige
Wolfgang Peter und Harald Sepcke das
sogenannte Herrenessen auf dem Schiff
„Wappen von Hamburg“ ausrichteten.
Dort wurde bis in die Morgenstunden
gefeiert. Es war ein einmaliges Erlebnis. “
Hat der Werte-Dreiklang des Schützenwesens
„Glaube, Sitte, Heimat“ heute
noch eine Bedeutung?
MS: „Heimat ja. Bei uns werden allerdings
Eintracht, Geselligkeit und Kameradschaft
groß geschrieben.“
Wie könnte man die Mitgliedschaft im
Schützenverein in Zukunft für junge
Leute noch attraktiver gestalten?
MS:„Das Problem ist: Man hat noch kein
Rezept gefunden, wie man die Leute
vom PC und von Zuhause wegkriegt.
Man müsste „Social Media“ stärker nutzen,
vom PC und von Zuhause
um die Jugendlichen dort abzuholen,
wo sie sich befinden.“
Wie hat der Verein die Corona-Pandemie
bisher überstanden?
MS:„Sehr ruhig und keine Verluste. Zum
eigentlichen Schützenfesttermin Anfang
August haben wir uns in kleiner
Runde zum Frühshoppen getroffen.
Unser Spielmannszug hat einige Ständchen
und sogar schon neue Stücke für
uns gespielt – ganz ohne Schützenfest-
Stimmung geht es halt doch nicht im
Sommer.“
Wie können Schützenvereine in Zukunft
überleben?
MS: „Heute noch: Ja. Es kommt aber
darauf an, wie es in 50 bis 100 Jahren
aussieht.“
Wie haben Sie Ihren Verein für die Zukunft
aufgestellt?
MS: „Wir haben den Verein in folgende
Sparten eingeteilt: Traditionsschützen
(die ein bisschen weniger werden),
Sportschützen und der Spielmannszug.
Der Spielmannszug wurde vor
drei Jahren zum 170-jährigen Jubiläum
wiederbelebt und erstmals wieder der
Öffentlichkeit vorgestellt. Er wird von
den umliegenden Vereinen sehr gut angenommen.
Wir haben mehr Anfragen,
als wir bewältigen können.“
Geplante Ereignisse 2021:
MS: „Die Vorbereitungen für das Schützenfest
vom 28. Juli bis 1. August 2021
NACHGEFRAGT BEI …
Präsident Michael Sepcke
laufen. Die Vorbereitungen für das Jubiläumsschützenfest
zum 175-jährigen
Bestehen im Jahre 2023 laufen ebenfalls.
Und das Wintervergnügen (Schützenball)
am 30. Januar ist schon fast in
trockenen Tüchern – wenn Corona nicht
dagegen spricht. Das betrifft im Übrigen
alle Veranstaltungen.“
Von links hinten: Fabian Steiner (Jugendkönig), Rita Sepcke (Adjutantin), Tyren Petereit (Bester Jungschütze), Michael Sepcke (Adjutant & Präsident).
HISTORIE
05.04.1848
Aufforderung zur Errichtung eines
Schützenkorps „zur Verteidigung der
Freiheit und gesetzlichen Ordnung
im Inneren, wie zum Schutze der heimischen
Erde, des vaterländischen
Bodens“. Aufgerufen: alle Männer, die
zum Heerdienst nicht mehr taugen.
Auslassung des „Komitee zur Errichtung
und Begründung einer hiesigen
Schützengilde und dadurch eine anzubahnende
Volksbewaffnung“ im
Beiblatt der Amtszeitung.
24.04.1848
Gründung eines Schützenkorps
im „Lokale Heinsohn“, Verpflichtungsformel
zur Bewaffnung und regelmäßigen
Waffenübungen. Wahl eines
„Comittees“ zur Waffenbeschaffung.
Friedrich Finck wird Führer des Schützencorps.
Start mit 17 Mitgliedern.
Seit 21.05.1848
Einmal monatlich Schießübungen in
Brockeswalde
18.08.1848
Erstes Bürgerschützenfest
1853
Fünftes Schützenfest bei schönstem
Wetter mit der Teilnahme der befreundeten
Wurster Schützen. Ein aus
Hamburg kommendes Schiff führte
viele Gäste zu dem Fest in den Busch.
Herr Schaumburg wurde der erste
Schützenkönig der Ritzebütteler
Schützengilde.
24.04.1948
Erste Mitgliederversammlung nach
dem 2. Weltkrieg zum 100-jährigen
Bestehen. Es wurde ein neuer Vorstand
gewählt. Vorstandsmitglieder durften
aber nicht der NSDAP angehören! Ein
Jubiläumsfest durfte in diesem Jahr leider
nicht gefeiert werden. Kurz danach
erlaubte die Britische Militärregierung
die aktive Arbeit der Gilde. Vorläufig
nur Schießen mit der Armbrust erlaubt.
1952
Gründung der Jugendabteilung. Bis
1966 nur Jungen, danach kamen
Mädchen dazu.
2008
Auflösung der letzten Männerbastion im
Schützenbezirk Elbe-Wesermündung.
Gründung der Damenabteilung. Mittlerweile
zählt die Damenriege 20 Frauen,
die sehr erfolgreich an Wettkämpfen
und Meisterschaften teilnehmen.
Alljährlich
Schützenfest immer am ersten Wochenende
im August. Höhepunkt ist
am Sonntag früh die Feldandacht mit
Gottesdienst vor dem Schloss Ritzebüttel
und für die Gäste natürlich die
Möglichkeit, in Brockeswalde mit der
Armbrust zu schießen.
Foto: Sepcke