
2022 Frühjahr/Sommer AUTOJOURNAL Seite 11
Früh und sicher in
die Automobilität
starten
Erfahrungen sammeln: Das Begleitete
Fahren ab 17 lohnt sich für Jugendliche
Mit dem Begleiteten Fahren ab
17 (BF17) können Jugendliche schon
früher am Steuer sitzen und bereits vor
der Volljährigkeit Auto fahren. Mit dabei
ist stets eine Begleitperson, bevor es
ab 18 Jahren alleine auf die Straße geht.
Diese ist nicht nur Ansprechperson in
unbekannten Verkehrssituationen und
kann mit Ratschlägen zur Seite stehen,
sondern gibt auch Sicherheit und
Unterstützung in der neu erlangten
Automobilität der Jugendlichen. Um
pünktlich zum 17. Geburtstag die
Prüfbescheinigung zu erhalten und
ein ganzes Jahr begleitet zu fahren, ist
eine frühzeitige Anmeldung in der Fahrschule
bereits im Alter von 16 ½ Jahren
empfehlenswert. Die Fahrausbildung
ist die gleiche wie bei älteren Personen.
Für die Anmeldung zum BF17 sind
ein gültiger Personalausweis, ein bio-
BF17 hat viele Vorteile
Nach der Fahrschulzeit sammeln BF17
Fahranfängerinnen und Fahranfänger
bis zu einem Jahr lang in Anwesenheit
ihrer Begleitpersonen Erfahrungen
im Straßenverkehr. Studien belegen,
dass Teenager, die am Programm
teilgenommen haben, im ersten Jahr
des Fahrens ohne Begleitung rund
20 Prozent seltener an Unfällen beteiligt
sind als Gleichaltrige, die unmittelbar
nach der Fahrschule auf sich allein
gestellt waren. Auch mit Blick auf die
Kfz Versicherungsbeiträge wirkt sich
das Begleitete Fahren ab 17 häufig
positiv aus, wenn später ein eigenes
ACHTUNG – Der Führerschein
mit 17 gilt nur in Deutschland, da
nur bei uns das Begleitende Fahren
erlaubt ist. Beim Überfahren einer
Ländergrenze verliert die Prüfungsbescheinigung
ihre Gültigkeit.
Foto: djd/v. Kummer/BF17-Kampagne
Auto versichert oder das Fahrzeug der
Eltern weiter mitbenutzt werden soll.
Viele Versicherungen unterscheiden
sich darin, ob bei der Nutzung für das
Begleitete Fahren ab 17 die Beiträge
gleichbleiben oder sich erhöhen. Ist
BF17 in der Familie geplant, kann eine
frühzeitige Nachfrage bei der eigenen
Kfz-Versicherung sinnvoll sein. (djd)
Rund 430.000 Stornierungen in den
letzten drei Monaten
„Hersteller und Importeure wälzen ihre Probleme auf den Handel und die Kunden ab“
In den letzten drei Monaten haben
die Automobilhersteller und
Importeure die Bestellungen von
rund 430.000 Fahrzeugen wieder
storniert. Das geht aus einer aktuellen
Blitzumfrage hervor, die der
Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe
(ZDK) vom 14. bis
21. Januar 2022 im Fabrikatshandel
durchgeführt hat. Von den teilnehmenden
884 Betrieben gaben
80 Prozent (708 Betriebe) an, von
Stornierungen betroffen zu sein.
Durchschnittlich wurden jedem
dieser Betriebe in den letzten drei
Monaten rund 37 Fahrzeugbestellungen
storniert, in Summe rund
26.300 Fahrzeuge.
„Hochgerechnet auf 80 Prozent der
bundesweit 14.600 fabrikatsgebundenen
Betriebe (11.680) reden wir
hier von rund 430.000 bestellten
Fahrzeugen, die nun nicht mehr
geliefert werden“, weist ZDK-Vizepräsident
Thomas Peckruhn auf
dieses große Problem für den Automobilhandel
hin. „Es drängt sich der
Eindruck auf, dass die Hersteller und
Importeure möglicherweise ihre Probleme
auf den Handel und die Kunden
abwälzen, die für diese Probleme gar
nichts können und durch lange Lieferzeiten
schon genug gebeutelt sind.
Wenn ich als Hersteller einen Auftrag
annehme, dann muss ich auch dafür
sorgen, dass das Fahrzeug gebaut
und geliefert wird, Halbleiterkrise hin
oder her.“
Kundenzufriedenheit leidet
Das habe nicht nur negative Konsequenzen
für die Rentabilität der
Händler aufgrund des Entzugs eines
wichtigen Teils der Geschäftsgrundlage.
Auch die Kundenzufriedenheit,
an der bei den meisten Fabrikaten
ein Teil der Vergütung für die Händler
hängt, werde massiv leiden. Darüber
hinaus ignorierten Hersteller und
Importeure teilweise den Fakt,
dass mit Annahme einer Bestellung
ein rechtskräftiger Vertrag
zustande gekommen sei, der nicht
ohne weiteres einseitig geändert
oder storniert werden könne.
Auch in Sachen Kompensation für
den Handel aufgrund dieser Stornierungen
zeigen sich die betroffenen
Händler unzufrieden: Rund
80 Prozent von ihnen gaben an,
dass es keine entsprechende Kompensation
oder Hilfe vom Hersteller
oder Importeur gegeben habe.
„Diese Situation ist für den Fabrikatshandel
untragbar, und das vor
dem Hintergrund eines massiven
Einbruchs der Pkw-Neuzulassungszahlen,
die im vergangenen
Jahr um rund eine Million Einheiten
unter dem Vorkrisenjahr
2019 lagen“, so Peckruhn. „Wer als
Hersteller oder Importeur immer
wieder partnerschaftliches Miteinander
mit den Handelsorganisationen
postuliert, ist spätestens jetzt
in der Pflicht zu handeln.“ (red)
metrisches Passfoto, die ausgefüllten
Antragsformulare und die Unterschriften
der Erziehungsberechtigten
notwendig. Die Jugendlichen müssen
zudem vorab einen Sehtest sowie einen
Erste-Hilfe-Kurs absolvieren und die
entsprechenden Nachweise vorlegen.
Auch Begleitpersonen sollten sich frühzeitig
mit dem Thema befassen, da es
einige Kriterien zu erfüllen gibt: Begleiten
darf, wer über 30 Jahre alt ist, seit
mindestens fünf Jahren den Führerschein
besitzt und nicht mehr als einen
Punkt im Fahreignungsregister in Flensburg
hat. Tipps zum Begleiteten Fahren
gibt es unter www.bf17.de, einer Seite
des Deutschen Verkehrssicherheitsrates
(DVR) und der Deutschen Verkehrswacht
(DVW) sowie auf Facebook
und Instagram. Das Projekt wird vom
Bundesministerium für Verkehr und
digitale Infrastruktur (BMVI) gefördert.
LANGE LIEFERZEITEN –
Neuwagenkunden müssen sich
vorerst weiter auf lange Lieferzeiten
einstellen. Und der Autohandel,
Zulieferer und Hersteller
werden weiterhin – in unterschiedlichem
Ausmaß – mit Umsatzeinbußen
kämpfen.
Foto: ProMotor/T.Volz