
2022 Frühjahr/Sommer AUTOJOURNAL Seite 3
Ehrgeizige Ziele in Sachen
Elektromobilität
Mit dem Kaufpreis sinkt die Hemmschwelle
zur Anschaffung eines E-Autos
Ist die Elektromobilität wirklich
die alleinige Mobilitätslösung der
Zukunft? An der Antwort auf diese
Frage kommt heute niemand mehr
vorbei. Spätestens bei der Entscheidung
fürs nächste Auto wird ein
klares Bekenntnis fällig. Die steigenden
Absatzzahlen von E-Autos
scheinen auf einen Siegeszug der
Elektromobilität hinzudeuten. Doch
die Bundesregierung will mehr: nur
noch voll batterieelektrische Autos
und davon bis 2030 zehn Millionen
in Deutschland. Das setzt voraus,
dass ab heute jedes zweite neu zugelassene
Auto eine fette Fahrbatterie
und Elektromotoren an Bord hat.
Laut der Deutschen Automobil Treuhand
(DAT) setzen sich heute aber
nur rund 39 Prozent der potenziellen
keinem Land der Durchbruch der
E-Mobilität ohne erhebliche Kaufprämien
oder Incentives. Ohne attraktive
Zuschüsse zum Kauf und zum
Betrieb oder bewusste Benachteiligungen
anderer Antriebe ist bisher
nirgendwo ein Durchbruch gelungen.
Mit dem Kaufpreis sinkt die Hemmschwelle.
Außerdem sind Werkstattaufenthalte
für Batterieelektriker
deutlich günstiger.
Verstärkend wirkt, dass das Vollladen
mit Ökostrom ungefähr die Hälfte
kostet im Vergleich zum Volltanken
mit Benzin. Allerdings ist die erzielbare
Reichweite beim E-Auto auch
nur halb so hoch. Außerdem wird es
noch bis mindestens 2030 dauern,
bis aus jeder Steckdose wirklich Ökostrom
aus erneuerbaren Energien
kommt – wenn bis dahin die Kohlekraftwerke
wirklich abgeschaltet sind
und Wind oder Sonne die Energieversorgung
übernommen haben.
Erst dann wird der volle Effekt des
Elektroautos aufs Klima wirksam.
Das Ladenetzwerk soll
kontinuierlich wachsen
Der schleppende Ausbau des Netzwerks
von Ladestationen ist ein weiteres
Argument, das potenzielle Interessenten
noch zweifeln lässt. Doch
werden in Deutschland immer mehr
Ladestationen gebaut. Es wird trotzdem
noch lange dauern, bis Großstädter
abends daheim verlässlich
eine öffentlich zugängliche Ladestation
finden werden. Da die Kabeltrommel
keine Lösung darstellt, sind die Besitzer
von ober- oder unterirdischen
Parkgaragen ebenso gefordert wie
die Arbeitgeber. Wohl dem, der eine
Wallbox sein Eigen nennt. Mit denen
funktioniert das „Tanken“ schneller als
beim Benziner oder Diesel: abends
Stecker rein, morgens Stecker wieder
raus – macht weniger als eine Minute
bis zum vollen „Tank“. (red/Sm)
Kunden vor dem Autokauf mit dem
Thema Elektromobilität auseinander.
Das sind zehn Prozent mehr als im
Vorjahr. Auch die Unternehmensberatung
Deloitte fand heraus, nur noch
41 Prozent der deutschen Fahrzeughalter
würden beim nächsten Autokauf
für den Elektroantrieb entscheiden,
während es 2019 noch mehr als
die Hälfte der Verbraucher waren –
viel zu wenig für die ehrgeizigen Ziele
der Ampel.
Umweltprämie und
geringere Betriebskosten
Das Interesse an batterieelektrischen
E-Autos erklären Marktforscher
mit der Förderung durch die deutsche
Regierung. In der Tat gelang in