
In Cuxhaven und Land Hadeln 9
DAS OSTERFEST BEI ORTHODOXEN CHRISTEN
OSTERN IN DER UKRAINEBOMBEN
Foto: djd/kinder
Eigentlich ist für die Christenheit
Weihnachten das wichtigste
klerikale Ereignis des
Jahres. In den Einflussgebieten
der orthodoxen Kirchen – also
auch in der Ukraine – ist jedoch
Ostern das herausragende Fest
des gesamten Kirchenjahres.
In Anlehnung an das jüdische
Pessach-Fest wird es dort Pascha
genannt.
Während die westliche Christenheit
bei der Berechnung des
Osterdatums vom gregorianischen
Kalender ausgeht, wird für das orthodoxe
Osterfest der julianische
Kalender angewandt, der dem
gregorianischen Kalender um 13
Tage nachfolgt. Mit Beginn des Ostersonntages
endet dann auch die
traditionell vierzig Tage währende
Fastenzeit. Untrennbar von den
STATT CHORÄLE?
Für die Menschen in der Ukraine
wird Ostern 2022 für immer eine
ganz besondere Bedeutung behalten:
Putin hat das Land von
seiner russischen Armee überfallen
lassen, schießt auf Zivilisten
und bombardiert die Städte ohne Rücksicht auf Verluste. Brutal,
unmenschlich, heimtückisch. Und es ist kaum zu hoffen, dass zu Ostern
die Waffen in der Ukraine für immer schweigen werden und die Gläubigen
– so wie sie es gewohnt sind – ihr hohes Fest zelebrieren können.
Osterfeiertagen ist das Backen
des traditionellen Osterkuchens
„Kulitsch“, der dann an Angehörige
und Bekannte verschenkt
wird und sich auf jeder Ostertafel
findet. Eine weitere traditionelle
kulinarische Spezialität ist der
pyramidenförmige Quarkkuchen
„Pascha“.
Auch Ostereier (Pysanky), mit verschiedenen
Wachs- und Batiktechniken
und mit christlichen
Figuren und Symbolen versehen,
haben in der Ukraine Tradition.
Der Höhepunkt der Osterfeierlichkeiten
ist die Nacht zum Ostersonntag,
in der die Gläubigen sich
zur Auferstehungsmesse in der
Kirche zusammenfinden. Allerdings
bietet die orthodoxe Kirche
keine Sitzplätze und die Messe
dauert ca. 3,5 Stunden. Hier ist
dann im wahrsten Sinne des Wortes
Stehvermögen gefragt...
Gegen 23:30 Uhr beginnt der
Ostergottesdienst. Um Mitternacht
ertönen die Glocken und
das bis dahin dunkle Gotteshaus
wird von vielen Kerzen erleuchtet.
Sie symbolisieren das Licht des
Glaubens in der düsteren Welt.
Der Pope erscheint und begrüßt
alle Anwesenden mit der österlichen
Formel: „Christos woskres!“
(Christus ist auferstanden!), worauf
ihm die Gemeinde entgegnet:
„Wo istinu woskres“ (Fürwahr er
ist auferstanden). Chorgesänge erfüllen
das Gotteshaus, Weihrauch
zieht durch das Kirchenschiff. Tief
in der Nacht der Höhepunkt der
Ostermesse: Die Prozession der
Würdenträger und ihrer Symbole
in den Kirchhof und um die Kirche
herum. Dort haben sich hunderte
Menschen aufgereiht, um auf
die Weihung der mitgebrachten
Osterkörbe (gefüllt mit Osterkuchen,
Osterbrot und Eiern) und
ihrer selbst zu warten. Die feierliche
Prozession, begleitet von
mehrstimmigem Glockengeläut,
symbolisiert den Kreuzweg Jesu
und damit die Leiden, die er für
die gesamte Menschheit auf sich
genommen hat. Nach der Prozession
enden die Feierlichkeiten mit
der Fortsetzung der Lithurgie im
Inneren der Kirche.
Der Ostersonntag gehört der
Familie. Man trifft sich, sitzt zusammen
und genießt die Speisen
der üppigen ukrainischen Ostertafel.
Ein Osterwässerchen darf
dabei natürlich nicht fehlen. Weit
verbreitet ist auch der Besuch der
verstorbenen Angehörigen mit
Speis und Trank auf dem Friedhof.
Karfreitag und Ostermontag sind
ganz normale Werktage und
haben beim orthodoxen Osterfest
In einer orthodoxen Kirche – eine Mutter mit ihren keine Bedeutung. (GA)
Töchtern bei der Osterzeremonie. Fotos: AdobeStock
In der Ukraine werden sie „Pysanky“ oder „Kraschanky“ genannt. Die Muster und
Ornamente, mit denen die Eier bemalt werden, haben eine besondere Bedeutung.