
Seite 10 AUTOJOURNAL Herbst/Winter 2021/2022
Der neue Bußgeldkatalog
hat es in sich
Wer zu schnell unterwegs ist,
zahlt zukünftig fast das Doppelte
in die Staatskasse
Bund und Länder haben sich Mitte
April 2021 auf einen neuen Bußgeldkatalog
geeinigt, der im November
2021 in Kraft treten soll. Die für vermutlich
wichtigsten Punkte sind die
Regelungen zu drohenden Fahrverboten
sowie die Bußgelder bei Tempoverstößen.
Die Strafen für Geschwindigkeitsüberschreitungen
haben sich im Vergleich
zum ursprünglichen Bußgeldkatalog
nahezu verdoppelt. Punkte
und Fahrverbote bleiben wie gehabt.
Wer ein 30er-Schild innerorts übersieht,
der muss den Führerschein,
anders als in der letzten Novelle
Bußgeld – Ein Bußgeldbescheid
ist nicht nur unangenehm,
sondern meist auch sehr
kostspielig.
Foto: von Rueden/Stockfotos-MG -
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angestrebt, in Zukunft nicht sofort
abgeben. Ein Fahrverbot wird erst bei
einer Geschwindigkeitsüberschreitung
von 26 km/h innerorts und ab
36 km/h außerorts fällig. Außerorts
gilt wie bisher, dass ein Fahrverbot in
der Regel im Wiederholungsfall innerhalb
eines Jahres bei einer Geschwindigkeitsüberschreitung
von mindestens
26 km/h verhängt wird.
Da sich die Wichtigkeit einer Rettungsgasse
noch nicht bis zu allen
Autofahrern herumgesprochen hat,
hilft der Staat mit höheren Strafen
nach. Wer keine Gasse bildet, zahlt
nicht nur 200 Euro Bußgeld und kassiert
zwei Punkte in Flensburg, sondern
muss auch mit einem Monat
Fahrverbot rechnen. Deutlich teurer
wird es, wenn Autofahrer durch die
Rettungsgasse fahren oder sich
an Einsatzfahrzeuge dranhängen.
Macht zwischen 240 und 320 Euro,
zwei Punkte in Flensburg und einen
Monat Fahrverbot.
Auch bislang kleine Ordnungswidrigkeiten
gehen künftig richtig ins Geld.
Wer das Verbot zum Parken und Halten
ignoriert, zahlte bislang 15 Euro.
Daraus werden nun 55 Euro. Auch
die Strafe fürs Halten und Parken in
der zweiten Reihe ist deftig. Wird man
erwischt, werden bis zu 110 Euro fällig.
Neuer Tatbestand
E-Auto-Fahrer kennen das Problem
in Städten: Oft versperren herkömmliche
Autos den Platz an der Ladestation.
Verständlich, dass der Staat nun
reagiert hat, denn er will ja die Verbreitung
der Stromer fördern. Deshalb
führte der Bußgeldkatalog einen
neuen Tatbestand für das unberechtigte
Parken auf einem Parkplatz für
elektrisch betriebene Fahrzeuge
ein. Anhand des Kennzeichens lässt
sich einfach ermitteln, ob das Fahrzeug
auf der Stellfläche mit einem
E-Antrieb ausgerüstet ist. Fehlt das
E rechts auf dem Nummernschild,
kostet das Parken 55 Euro Verwarnungsgeld.
(red)
Das deutsche Auto
ist heute
klischeefreie Zone
Kaum noch Wackeldackel
und Duftbaum
Unabhängig von der großen
Modellvielfalt hält sich hartnäckig
so manches Klischee über
das Innenleben der Fahrzeuge
deutscher Autofahrer. Die
Rede ist von Wackeldackel und
Duftbaum. Doch die sind längst
Schnee von gestern: Der Wagen
von heute ist klischeefreie Zone!
Der Wackeldackel ist immer
dabei: Lange Zeit waren
Wackeldackel und Klopapierhut
festes Inventar im deutschen
Auto. Aber: Das war einmal. Über
90 Prozent einer Online-Umfrage
der YouGov Deutschland
GmbH haben nichts mehr auf
der Hutablage sitzen oder liegen.
In der Altersgruppe der 45- bis
54-Jährigen beispielsweise
nutzen lediglich 8,3 Prozent die
Ablage noch – insbesondere für
einen Regenschirm.
Nicht ohne meinen Duftbaum!
Sie versprühen einen Hauch Tannengrün
oder eine frische Meeresbrise,
und sie waren lange das
Must-have an den Rückspiegeln
dieser Autonation. Doch das ist
auch schon Geschichte. Über
80 Prozent der Befragten verzichten
heute auf einen Duftbaum im
Auto. Dabei sind ausgerechnet
die Millennials mit 23 Prozent
Zustimmung die größten Anhänger
dieses Accessoires. Klarer
Favorit der 25- bis 34-Jährigen: die
Duftnote Vanille. (red)
Immer mehr Fahrerassistenzsysteme
in den Autos
Was haben Parkassistent und Notbremsassistent gemeinsam?
Parkassistent und Notbremsassistent
sind zwei grundverschiedene
Fahrerassistenzsysteme (FAS). Der
eine unterstützt beim Einparken,
der andere warnt vor Kollisionen
und hilft in Gefahrensituationen,
bestmöglich zu bremsen. Doch
eines haben sie gemeinsam: Sie zählen
mit dem Spurhalteassistenten zu
den beliebtesten FAS der deutschen
Autofahrer.
Das ergab eine repräsentative
Umfrage unter Neuwagenkäufern
der Kampagne „bester beifahrer“
des Deutschen Verkehrssicherheitsrates
(DVR) und seiner Partner. Die
drei beliebtesten Fahrerassistenzsysteme:
Platz 1: Parkassistent
63 Prozent aller Befragten geben an,
einen Parkassistenten in ihrem Neuwagen
zu haben. In der komfortabelsten
Form hilft der Parkassistent
beim Finden der passenden Parklücke.
Er schlägt, nachdem der Fahrer
die vom Fahrzeug vorgeschlagene
Parklücke bestätigt hat, selbstständig
im richtigen Moment das Lenkrad ein
und übernimmt das Einparken nahezu
vollständig. Der Fahrer muss nur noch
Gaspedal und Bremse betätigen.
Platz 2: Notbremsassistent
53 Prozent der Befragten sagten
in der Umfrage, dass ihr Auto über
einen Notbremsassistenten verfügt.
Er warnt den Fahrer vor Kollisionen
und hilft in kritischen Situationen,
bestmöglich zu bremsen. Er ist jederzeit
aktiv und kann heikle Situationen
erkennen. Er warnt den Fahrer frühzeitig,
verschafft ihm wertvolle Zeit
zum Reagieren und unterstützt in
Gefahrensituationen beim richtigen
Bremsen. Im Notfall bremst er eigenständig.
Platz 3: Spurhalteassistent
48 Prozent der Befragten geben an,
dass ihr Neuwagen mit einem Spurhalteassistenten
ausgestattet ist. Er
hilft, in der Fahrspur zu bleiben und
reduziert Unfallrisiken, die durch
unvorsichtiges oder unbeabsichtigtes
Verlassen der Fahrspur entstehen.
Noch Luft nach oben
Mehr als die Hälfte aller Befragten
haben mindestens ein sicherheitsrelevantes
FAS an Bord ihres Neuwagens.
Holger Küster, Geschäftsführer Automobil
Club Verkehr (ACV) sieht darin
einen wichtigen Schritt zur Unfallvermeidung:
„Heute gibt es Notbremsassistenten
in mehr als der Hälfte aller
Neufahrzeuge. Mit Blick auf die Sicherheit
sehen wir aber noch Luft nach
oben. Ich empfehle auch Gebrauchtwagenkäufern,
auf die Ausstattung
mit einem Notbremsassistenten zu
achten." Zudem sind Kleinwagen vergleichsweise
selten mit FAS ausgestattet,
Kompakt- und Mittelklasse-Wagen
liegen in etwa im Durchschnitt,
während Oberklasse-Fahrzeuge und
SUVs überdurchschnittlich darüber
verfügen. DVR-Geschäftsführerin Ute
Hammer appelliert: „Ich wünsche mir,
dass auch in kleineren und günstigeren
Autos vermehrt Fahrerassistenzsysteme
eingebaut werden." (djd)