
12 Donnerstag, 28. März 2019
Von der Fasanenjagd und leckeren Heißgetränken
Eine kleine Geschichte zum Schmunzeln – aufgeschrieben von Gerhard Klotz
ser machen können. Jetzt war auch der
merkwürdige Geruch im Auto erklärbar
und das ruhige Verhalten des
Hundes nach Rückkehr der Jäger
konnte als Verdauungsschlaf eingestuft
werden. Jetzt musste aber
Tante Frieda der Fall schonend beigebracht
werden. Tante Frieda ist
sehr Gastfreundlich. Noch bevor die
Jäger zu Wort kamen, sollte über
die Freude des Sonntagsbratens ein
wärmender Grog zur Anwendung
gebracht werden. Der Federbalg ohne
Inhalt wurde erst einmal zur Seite
gelegt. Das zögerte die Offenbarung
noch etwas hinaus. Aber nach einem
weiteren Heißgetränk war es
doch soweit, dass eine Übergabe
mit den Erklärungen erfolgen musste.
Mit dem Versprechen, morgen es
noch einmal zu versuchen, konnte
aber kein Zorn aufkommen. Das
ganze Unglück konnte natürlich nur
mit einem weiteren Glas des gut
erhitzten Getränks von Tante Frieda
überstanden werden. Heute nach
langen Jahren lachen wir immer noch
gerne über die Geschichte, wenn
unser Jagdfreund Winne sie am
Stammtisch gestenreich erzählt.
chen auf ein baldiges Wiedersehen
ging es zum Auto. Schon durch die
von der Atemluft des Hundes beschlagende
Scheibe sah man, dass der
Hund sich immer noch gemütlich
auf seinem Rücksitz eingerollt hatte.
Die Tür wurde aufgeschlossen und
die Plätze wurden eingenommen.
Der Zündschlüssel beauftragte den
Motor, seine Arbeit zu verrichten.
Alles normal wie immer. Bis auf den
ungewohnten muffeligen Geruch,
den es bei der Hinfahrt so eigentlich
nicht gab. Man stellte lächelnd
fest, dass der Hund seine Duftnoten
aus dem anatomisch hinteren
Ende des Hundekörpers nach der Einnahme
von Futter entlassen hatte.
War man ja so seit langem gewohnt.
Aber eigentlich hatte es ja noch
keine Futterration für den heutigen
Tag gegeben. Man erreichte das
Haus von Tante Frieda, stellte den Motor
ab und nahm den Fasan in die
Hand. Aber was war das. So leicht war
der Fasan doch vorhin nicht. Eine
genaue Untersuchung des Vogels ergab,
dass er nur noch aus der Haut
mit seinen Federn bestand. Ein Präparator
hätte seine Arbeit nicht besgekommen
wurde umgehend die erfolgreiche
Jagd bereits aus dem
Autofenster kund getan. Da Tante
Frieda einen Ort weiter wohnt,
sollte der Fasan dann auch dort hingebracht
werden. Die Dämmerung
brach langsam herein und kalt war es
ja auch geworden. Beides ein guter
Grund, die Einladung des Jagdherrn
auf ein Glas Grog nicht abzuschlagen.
Ein Blick auf den schlafenden Hund
ließ unsere Jäger beruhigt in das
Haus gehen. Ein kleiner Trunk auf den
Erfolg konnte ja nicht schaden.
Das Glas wurde unerwartet schnell
geleert und Gesprächsstoff war
immer noch genug vorhanden. Was
lag da näher, als das Wasser noch
einmal zum Kochen zu bringen und
den goldbraunen Geschmacksstoff
mit einem Stück Zucker hinzuzufügen.
Die Jagdgeschichten wurden
interessanter, die Böcke immer
größer und schwerer und lautes
Gelächter erfüllte hin und wieder den
Raum. Aber dann war es so weit,
dass der Fasan noch am Abend ausgeliefert
werden musste. Nach der
Verabschiedung und dem Verspre-
Besuch sagte sich bei Tante Frieda
an. Tante Frieda ist eine hervorragende
Köchin von alten ländlichen
Rezepten Es ist Herbstzeit
und damit Jagdzeit. Also eine Zeit,
wo man mit einem Wildbraten
seine Freunde ein gutes Essen bereiten
kann. Tante Frieda kennt
einen Jagdpächter. Also schnell
das Telefon zur Hand und der
Wunsch, doch schnell einen Fasan
zu liefern, an den Jagdpächter
gegeben.
Die Bitte um einen Fasan für den
nächsten Sonntagsbraten sollte
gerne erfüllt werden. Da aber so kurzfristig
keine Zeit für einen Jagdtag
war, sollten schnell zwei Jagdfreunde
den Braten sichern. Ein Anruf genügte
und die revierlosen Jäger waren
sofort bereit, bei dem Jagdpächter
vorzusprechen. Der eingeschenkte
Kaffe blieb somit stehen und an
der Haustür reichte es gerade noch für
ein „Bin heute Abend zurück“ als
Abschied an die erschrocken blickende
Ehefrau. Auch der Jagdhund
begriff die Situation sofort und sprang
schwungvoll auf den Rücksitz des
Autos. In früheren Jahren war die Suche
nach einem Fasan nie von langer
Dauer. Und so brauchte der Hund
auch nicht lange, um mit seiner
feinen Nase einen bunten Vogel in guter
Vorstehmanier anzuzeigen.
Die Jäger rückten näher und fasten
das kalte Eisen in der Erwartung
des auffliegenden Fasans fester an.
Polternd flog endlich der Fasan
auf und wollte sich so in Sicherheit
bringen. Ein Schuss beendete den
Flug und der Hund erfüllte seine Aufgabe
als guter Apporteur. Stolz
übergab er den Fasan seinem Jäger.
Beide Jäger freuten sich, dass sie
nunmehr dem Jagdherrn seinen
Wunsch so schnell erfüllen konnten.
Der Sonntagsbraten von Tante
Frieda war gesichert. Zumindest
schien es zu diesem Zeitpunkt so. Da
der Hund sich noch nie um die
Jagdbeute im Auto gekümmert hat,
konnten Hund und Fasan auf dem
Rücksitz gemeinsam Platz nehmen.
Beim Hause des Jagdpächters an-
Foto: picture alliance/Martin Palkoviè/TASR/dpa
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