
2019/2020 Herbst/Winter AUTOJOURNAL Seite 11
Pendeln begünstigt
den Sekundenschlaf
Koffeinhaltige Getränke, laute
Musik oder ein geöffnetes Fenster
halten nicht wach
Elf Millionen Deutsche verbringen täglich
mindestens eine Stunde auf dem
Arbeitsweg und etwa zwei Drittel von
ihnen sind mit dem Auto unterwegs,
das ergab eine Studie des Bundesinstituts
für Bevölkerungsforschung.
Nicht einschlafen –
Autofahrer sollten bei ersten
Anzeichen von Müdigkeit eine
Pause einlegen.
Foto: djd/Deutscher Verkehrssicherheitsrat
» PKW IST IN DEN STÄDTEN NICHT
MEHR DAS MASS ALLER DINGE «
Autoclub fordert umfassende fahrrad- und fußgängerfreundliche Überarbeitung der Straßenverkehrsordnung
Anlässlich der öffentlichen Anhörung
zur geplanten Novellierung
der Straßenverkehrsordnung (StVO)
im Verkehrsausschuss des Bundestages
fordert der ACE, Deutschlands
zweitgrößter Autoclub, die gleichberechtigte
Behandlung aller Verkehrsteilnehmer
im vorhandenen knappen
Straßenraum. Nur so gelingt es, die
Verkehrssicherheit signifikant zu
erhöhen.
Stefan Heimlich, Vorsitzender des
ACE: „Die schleppende Umsetzung
der Vision Zero und die aktuelle
Klimadebatte zeigen deutlich,
dass der Pkw insbesondere in den
Städten längst nicht mehr das Maß
aller Dinge ist. Es braucht eine
umfassende fahrrad- und fußgängerfreundliche
Überarbeitung der
Straßenverkehrsordnung, die ein
Gleichgewicht zwischen den Verkehrsteilnehmern
herstellt“.
Erhöhung von Geldbußen
Im Sinne der Verkehrssicherheit und
angesichts zu hoher Unfallzahlen und
Vergehen im Straßenverkehr begrüßt
der ACE die Diskussion um die Erhöhung
der Geldbußen insbesondere
für das Parken in zweiter Reihe, auf
Geh- und Radwegen sowie das Halten
auf Schutzstreifen. Falsches Halten
und Parken ist kein Kavaliersdelikt.
Durch versperrte Sicht und zu
Ausweichmanövern gezwungen, werden
vor allem Radfahrende und zu
Fuß Gehende gefährdet. „Die Höhe
des Bußgeldes muss disziplinieren
und eine Hemmschwelle darstellen.
Gleichzeitig ist auch klar: Es nützt die
strengste Verordnung nichts, egal
ob für Auto- oder Radfahrer, wenn
nicht entsprechend kontrolliert wird“,
erläutert Stefan Heimlich.
Abschreckung bedarf es auch für
das Nichtbilden einer Rettungsgasse
oder das unerlaubte Nutzen dieser.
Eine Aufstockung des Bußgeldes
auf 200 bis 320 Euro unterstützt der
ACE. Denn die Rettungsgasse kann
über Leben und Tod entscheiden.
Einen wesentlichen Beitrag zur
Verkehrssicherheit sieht der ACE
darüber hinaus im Einführen eines
Mindestabstandes zum Überholen
von Fußgängern, Radfahrern und
Elektrokleinstfahrzeugen durch
Kraftfahrzeuge. Der ACE setzt sich
dafür ein, dass der Abstand 1,5
Meter bis zu einer Geschwindigkeit
von 50 km/h beträgt. Über 50 km/h
ist ein Abstand von mindestens zwei
Metern empfehlenswert. Um vor
allem die sogenannten Dooring-Unfälle
künftig wirksamer zu verhindern,
sollte auch für Radfahrende
ein Mindestabstand zum ruhenden
Verkehr auf der rechten Straßenseite
festgeschrieben werden.
Der ACE Auto Club Europa ist Mobilitätsbegleiter
aller modernen mobilen
Menschen und bietet seinen
über 630.000 Mitgliedern klare Orientierung,
sichere Hilfe und zuverlässige
Lösungen. Die Kernthemen
des Clubs sind die klassische Pannen
und Unfallhilfe sowie Verkehrssicherheit,
Elektromobilität, neue
Mobilitätsformen und Verbraucherschutz.
(red)
Viele Pendelnde müssen sich mindestens
hin und wieder anstrengen,
um während der Fahrt hinter dem
Steuer wach zu bleiben. Dies fand
eine YouGov-Umfrage unter mehr als
850 Pendelnden im Auftrag des Deutschen
Verkehrssicherheitsrats (DVR)
im Rahmen der Kampagne „Vorsicht
Sekundenschlaf!" heraus.
Diesen Umfrageergebnissen zufolge
gaben 21 Prozent der Befragten an,
sich eher auf dem Heimweg statt
auf dem Weg zur Arbeit müde und
erschöpft zu fühlen. In beiden Fällen
ist jedoch volle Konzentration gefragt.
„Wer täglich die gleiche Strecke fährt,
insbesondere während größerer Leistungstiefs
wie am späten Nachmittag,
neigt eher zur Ermüdung hinter dem
Steuer und hat damit ein erhöhtes
Unfallrisiko", warnt DVR-Geschäftsführerin
Ute Hammer.
Relevanz des Schlaftyps
Um Müdigkeit am Steuer vorzubeugen,
sollten Pendelnde auf ihre
Schlafhygiene achten und unter anderem
für einen regelmäßigen Schlaf-
Wach-Rhythmus und eine angenehme
Schlafzimmeratmosphäre sorgen. Wer
das Einschlafrisiko hinter dem Steuer
verringern möchte, sollte zudem das
ureigene Schlafbedürfnis und damit
seinen eigenen Schlaftyp berücksichtigen.
„Lerchen" sind morgens schneller
fit, werden aber gegen Abend früher
müde und sollten auf dem Heimweg
besonders vorsichtig sein – und vor
Fahrtbeginn lieber noch etwas frische
Luft schnappen. Die „Eulen" kommen
morgens schwerer aus dem Bett und
sollten vor Fahrtantritt ausreichend
Zeit zum Wachwerden einplanen.
Sinnvoll für beide Schlaftypen können
Fahrgemeinschaften sein, bei denen
sich Pendelnde mit dem Fahren
abwechseln.
Unterstützung
durch Arbeitgeber
Pendelnde sollten sich also ihres
Risikos bewusst sein und für einen
gesunden Schlaf sorgen. Er trägt zur
Regeneration bei und fördert die Konzentration
und Sicherheit während
der Fahrt. Arbeitgeber sollten den
Erholungsbedürfnissen der Angestellten
möglichst entgegenkommen:
durch flexible Arbeitszeiten, die
Option des Arbeitens von zu Hause
oder die Möglichkeit, sich bei aufkommender
Müdigkeit am Arbeitsplatz
auszuruhen. Wer dennoch auf dem
Arbeitsweg müde wird, sollte auch
auf kürzeren Strecken keine Hemmungen
haben, eine Pause einzulegen
und sie mit einem Kurzschlaf von
zehn bis 20 Minuten oder Bewegung
an der frischen Luft zu verbinden. Koffeinhaltige
Getränke, laute Musik oder
ein geöffnetes Fenster helfen entgegen
der verbreiteten Meinung nicht
gegen aufkommende Müdigkeit am
Steuer. „Denn ein müder Körper holt
sich, was er braucht", so Hammer.
(djd)