
2021 Frühjahr/Sommer AUTOJOURNAL Seite 7
Unfallprävention
mit Motiven im
Pop-Art-Stil
Neue Verkehrssicherheitskampagne
„Runter vom Gas“ an Autobahnen
Die Verkehrssicherheitskampagne
„Runter vom Gas“ wirbt mit zwei
neuen Plakatmotiven im Auftrag des
Bundesministeriums für Verkehr und
digitale Infrastruktur (BMVI) und des
Deutschen Verkehrssicherheitsrats
(DVR) mit Unterstützung der Deutschen
Gesetzlichen Unfallversicherung
(DGUV) seit Ende letzten Jahres
an Autobahnen für eine sichere und
rücksichtsvolle Verkehrsteilnahme.
Im Pop-Art-Stil der 1950er Jahre stellen
die Motive jeweils ein Verkehrsszenario
dar, in dem die Protagonisten
entweder abgelenkt durch das Smartphone
oder durch Missachtung des
vorgeschriebenen Mindestabstands
in gefährliche Situationen geraten. Ob
es tatsächlich zu einem Unfall kommt
oder „nur“ bei einem Beinahe-Unfall
bleibt, ist frei interpretierbar.
Dass eine solche Unfallerfahrung
neben möglichen körperlichen Folgen
auch langfristige psychologische Auswirkungen
auf die Beteiligten haben
kann, bestätigt Dr. Kerstin Auerbach,
Verkehrspsychologin der Bundesanstalt
für Straßenwesen (Bast): „In
einer Studie haben wir Verunglückte
befragt, die nach einem Verkehrsunfall
zur stationären Behandlung in ein
Krankenhaus mussten. Im Ergebnis
zeigte sich, dass jedes vierte Unfallopfer
unter ernstzunehmenden psychischen
Beschwerden (Angst, Depression
oder einer posttraumatischen
Belastungsstörung) litt. Bei dem
Großteil der Betroffenen waren die
psychischen Symptome anhaltend.“
Plakataktion –
Auf mehr als 700 Plakatflächen
entlang der deutschen Autobahnen
und auf Raststätten werden die
Autobahnplakate zu sehen sein.
Foto: runtervomgas.de
Sensationsgier gefährdet
das Leben anderer
Fotografieren oder Filmen von Unfallopfern
seit Januar unter Strafe
Feuerwehr, Polizei, medizinische
Rettungsdienste und Pannenhelfer
leisten Tag für Tag einen harten
Job. Bei ihrem Einsatz zählt jede
Sekunde – deshalb ist es im wahrsten
Sinne des Wortes lebenswichtig,
dass die Rettungsdienste
ungestört arbeiten können. Sollten
sie durch anhaltende Fahrzeuge
oder Menschentrauben rund um
den Unfallort nicht schnell genug
zu den Verletzten kommen, kann
das tödliche Folgen haben. Abgesehen
davon, dass die Gaffer das
Rettungspersonal und auch sich
selbst in Gefahr bringen können.
Der vom Bundestag gebilligte
Gesetzentwurf, welcher eine härtere
Strafe fürs Gaffen vorsieht, ist
am 1. Januar 2021 in Kraft getreten.
Seit Jahresbeginn steht das
Anfertigen von Fotos oder Filmen
von Unfallopfern, die zu Tode
gekommen sind, ebenfalls unter
Strafe. In Bezug auf die Strafe fürs
Gaffen kommen mehrere Möglichkeiten
in Betracht. Handelt es sich
dabei um eine Ordnungswidrigkeit,
kann diese ein Bußgeld von bis zu
1000 Euro nach sich ziehen. Gaffer
können sich aber auch wegen
unterlassener Hilfeleistung schuldig
machen. Diese kann dann mit
einer Freiheitsstrafe bis zu einem
Jahr oder einer Geldstrafe sanktioniert
werden. Wer Fotos oder Filme
von Unfalltoten anfertigt, muss in
Zukunft mit einer Freiheitsstrafe
bis zu zwei Jahren oder einer Geldstrafe
rechnen. (red)
Gaffen und das Behindern –
von Einsatzkräften haben in den
letzten Jahren stetig zugenommen
und stellen Rettungskräfte
und Pannenhelfer oft vor logistische,
aber auch emotionale
Probleme.
Foto: runtervomgas.de
» Nicht für mich,
denn ich beherrsche
mein Auto perfekt «
Die grundsätzliche Frage, warum
Menschen ihre Gesundheit durch
eine riskante oder rücksichtslose
Fahrweise aufs Spiel setzen, beantwortet
Dr. Hardy Holte, ebenfalls
Verkehrspsychologe der BASt, damit,
dass diese durch ihr eigenes Verhalten
„keine negativen Konsequenzen“
erwarten: „Zwar wissen die meisten
Menschen, dass eine riskante Fahrweise
gefährlich sein und ein Unfall
schwerwiegende gesundheitliche
Folgen nach sich ziehen kann. Aber
mit der Einstellung „Nicht für mich,
denn ich beherrsche mein Auto perfekt“
schließt man sich selbst aus dem
Kreis der Gefährdeten aus. Dieser
Haltung kann nur mit kommunikativen
Maßnahmen begegnet werden,
deren Botschaften auf die relevanten
Zielgruppen zugeschnitten sind, die
überzeugen und Menschen zum
Nachdenken anregen. Die Kampagne
„Runter vom Gas“ leistet seit 2008
hierzu einen wichtigen Beitrag.“ (red)