
Seite 8 AUTOJOURNAL Frühjahr/Sommer 2019
Sekundenschlaf ist
häufig die Unfallursache
PKW- und LKW-Fahrer kämpfen
mit Müdigkeitsanfällen am Steuer
Experten zufolge sind ungefähr 25
Prozent der Unfälle auf deutschen
Straßen auf plötzlichen Schlaf zurückzuführen.
Wenn die Aufmerksamkeit
nachlässt, Sie als Kraftfahrer plötzlich
zusammenzucken oder spüren, wie
Ihnen langsam aber sicher die Augen
zufallen, dann handelt es sich mit
großer Sicherheit um einen bevorstehenden
Sekundenschlaf.
Lange Fahrten, monotone Strecken,
unregelmäßige Schlafzeiten, Nachtfahrten
– Lkw-Fahrer sind besonders
stark gefährdet, am Steuer kurz einzunicken.
Der Deutsche Verkehrssicherheitsrat
(DVR) bezieht Lkw-
Fahrende deshalb besonders in seine
Präventionskampagne „Vorsicht,
Sekundenschlaf!“ ein. Gemeinsam
mit der Gesellschaft für Schlafforschung
und Schlafmedizin (DGSM)
macht man öffentlich auf die Gefahr
durch Müdigkeit am Lkw-Lenkrad
aufmerksam.
Aber auch mit zunehmendem Alter
verringern sich die gesamte Schlafzeit
und damit auch die regenerierende
Tiefschlafphase. Neben diesen
rein altersbedingten Veränderungen
können auch schlafbezogene Atemstörungen
und typische Alterskrankheiten
wie Demenz oder Depression
die Schlafqualität beeinflussen. Nach
einer vom Deutschen Verkehrssicherheitsrat
(DVR) durchgeführten
Kantar-Emnid-Umfrage im Rahmen
der Kampagne „Vorsicht Sekundenschlaf!“
ist rund jeder vierte Befragte
der über 60-jährigen Pkw-Fahrer
schon mindestens einmal hinter dem
Steuer eingeschlafen.
Schwerverletzte und Tote
„Wer kurz einnickt, legt binnen drei
Sekunden bei einer Geschwindigkeit
von 100 km/h über 80 Meter im
Blindflug zurück. In dieser kurzen Zeit
können ein schwerer Unfall verursacht
und Menschenleben gefährdet
werden“, so DVR-Geschäftsführerin
Ute Hammer. Thomas Unger
von der ADAC Unfallforschung dazu:
„Bei Müdigkeitsunfällen kommen
Fahrzeuge häufig bei hohem Tempo
von der Fahrbahn ab. Deshalb gibt es
dabei überproportional viele Schwerverletzte
und Tote.“
Aber Sekundenschlaf trifft einen
nicht wie der Blitz aus heiterem Himmel.
Es gibt davor immer Anzeichen
von Schläfrigkeit. Nur werden diese
manchmal falsch gedeutet und sogar
missachtet. Wenn ein oder mehrere
Müdigkeitsanzeichen eintreten, wird
es höchste Zeit für eine Pause oder
am besten einen kurzen Schlaf.
Der Deutschen Gesellschaft für
Schlafforschung und Schlafmedizin
liegen Untersuchungen vor, dass
die Fahrtüchtigkeit nach 17 Stunden
ohne Schlaf ähnlich eingeschränkt
ist wie mit 0,5 Promille Alkohol im
Blut, nach 22 Stunden sogar wie bei
Bloß nicht einschlafen!
Wer am Steuer müde wird,
sollte unbedingt eine Pause
einlegen und vielleicht sogar
auf dem Rastplatz einige
Fitnessübungen machen.
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1,0 Promille. Und wer würde sich
nach einem feuchtfröhlichen Abend
noch mit gutem Gewissen ans Steuer
setzen? Ganz nebenbei verstärken
bereits geringe Mengen Alkohol die
Schläfrigkeit erheblich. (dm / djd)
Wildunfall verhindern –
Nur wer hellwach hinterm Steuer
sitzt, kann einen Wildunfall
vielleicht noch verhindern.
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