
2019 Frühjahr/Sommer AUTOJOURNAL Seite 9
Ein Leben auf der Autobahn
ist für LKW-Fahrer
das tägliche Brot. Mit
Trucker-Romantik hat das
heute nicht mehr viel zu tun.
Im Gegenteil: überall lauern
Gefahren. Das ist auch oder
gerade im Stadtverkehr
nicht anders. denn das Risiko
ist groß, beim Abbiegen
andere Verkehrsteilnehmer
zu übersehen.
Foto: iStockphoto.com / © Jag_cz
Radarfalle –
Wer in eine Radarfalle
tappt, bekommt auch
noch Wochen später die
Rechnung serviert.
Foto: iStockphoto.com / © HT-Pix
Streckenradar ist an
den Start gegangen
Testprojekt in der Region Hannover
soll bis Sommer 2020 laufen
Viele Unfälle im Straßenverkehr
werden durch eine nicht angepasste
Geschwindigkeit ausgelöst.
Blitzer sollen für mehr Sicherheit
auf deutschen Straßen sorgen. Viele
Fahrer lassen sich von den Radarfallen
jedoch nicht davon abhalten,
zu schnell zu fahren: Kurz vor dem
Messgerät bremsen sie kurz ab, um
nicht geblitzt zu werden, und treten
danach wieder aufs Gas.
Eine neue Technik, Section Control
bzw. Streckenradar genannt, soll
dies verhindern. Nach einer vierwöchigen
Testphase ist am 14. Januar
Deutschlands erstes Streckenradar
auf der B6 bei Laatzen (Region
Hannover, Niedersachsen) auf einem
2,2 Kilometer langen Streckenabschnitt
in Betrieb gegangen.
Herkömmliche Blitzer messen die
Geschwindigkeit eines Fahrzeugs an
einem einzigen Punkt. Damit kann
nur ein kleiner Teil der Straßen in
Deutschland überwacht werden.
Deutschlands erstes Streckenradar
kann hingegen längere Streckenabschnitte
kontrollieren. Das funktioniert,
indem sowohl am Anfang als
auch am Ende der Strecke Kameras
angebracht werden.
Diese erstellen automatisch ein Foto
von den Fahrzeugen, die ein- und
später wieder ausfahren. Zusätzlich
wird die Zeit ermittelt, welche für das
Durchfahren des Abschnitts benötigt
wird. Dadurch kann die Durchschnittsgeschwindigkeit
eines Pkw
oder Lkw berechnet werden. Liegt
diese über der erlaubten Geschwindigkeit,
löst erneut eine Kamera aus.
„Das bundesweit erste Streckenradar
in der Region Hannover stellt
zunächst ein Testprojekt dar. Es soll
bis Juni 2020 laufen. Danach wird
entschieden, ob die Technik auch
an anderen Stellen eingesetzt wird“,
informiert der Verband für bürgernahe
Verkehrspolitik. (red)
ELEKTRONISCHER ABBIEGEASSISTENT
KANN LEBEN RETTEN
LKW-Fahrer können im toten Winkel andere Verkehrsteilnehmer nicht sehen
Abbiegende Autos und Lkws können
für Radfahrer gefährlich sein.
Tatsächlich sind 60 Prozent der
Verkehrsteilnehmer der Meinung,
dass Kraftfahrzeuge für Radfahrer
beim Abbiegen das größte Risiko
im Straßenverkehr darstellen. Dies
ist das Ergebnis einer repräsentativen
Befragung des Meinungsforschungsinstituts
Civey vom
November 2018 im Auftrag von TÜV
Rheinland.
Generell gilt: Der Radfahrer hat Vorrang,
wenn er geradeaus unterwegs
ist. Aber im Zweifel empfiehlt es sich,
einen nach rechts abbiegenden Lkw
passieren zu lassen, bevor man
selbst seine Fahrt fortsetzt. Der
Grund: Lkw-Fahrer können vielfach
andere Verkehrsteilnehmer im
Außenspiegel nicht sehen, weil diese
sich im so genannten toten Winkel
befinden. „Einige dieser Unglücke
beim Abbiegen von Lkw wären vermeidbar,
denn es gibt bereits die
entsprechenden technischen Mittel“,
sagt TÜV-Mobilitätsexperte Thorsten
Rechtien. „Ein elektronischer Abbiegeassistent
könnte über 40 Prozent
der Unfälle zwischen Lkw und Radfahrern
verhindern. Dies hat die
Unfallforschung der Versicherer in
einem mehrjährigen Forschungsprojekt
ermittelt.“
Die Ausstattung von Lkw mit den
entsprechenden Assistenzsystemen
ist ohne weiteres möglich, auch in
Kombination mit einer Notbremsfunktion.
Seit 2010 bieten verschiedene
Hersteller bei einigen Modellen
den Totwinkelwarner für rund
2.000 Euro an. Das System überwacht
durch Radar seitlich am Lkw
einen 3,75 Meter breiten sowie maximal
fast 19 Meter langen Streifen.
Erfasst der Abbiegeassistent im toten
Winkel auf der Beifahrerseite einen
Radfahrer oder Fußgänger, geht am
Armaturenbrett eine gelbe Warnleuchte
an. Droht Kollisionsgefahr,
blinkt eine rote Leuchte, zusätzlich
ertönt ein akustisches Warnsignal.
Manche serienmäßig eingebauten
Abbiegeassistenten verfügen sogar
über eine Notbremsfunktion, die den
Lkw automatisch abbremst. (red)