
10 Ehrenamtliches Engagement
Auf mein Gespräch mit Catrin Ebken
war ich besonders gespannt.
Ich hatte bis dahin keinerlei Vorstellung
von der ehrenamtlichen
Arbeit in einem Kinderhospiz.
Jetzt bin ich Frau Ebken dankbar
dafür, dass sie mir ihre Geschichte
erzählt hat und ich somit Ihnen
Einblick darüber geben kann, warum
sich jemand mit ganzem Herzen
für die ehrenamtliche Arbeit
im Kinderhospiz engagiert.
Als gelernte Krankenschwester
hatte Catrin Ebken in ihrer eigenen
Familie die Aufgabe übernommen,
die eigene Mutter und anschließend
auch die Großmutter bis zum
Tod zu pflegen. Ihre Kinder waren
damals noch klein, der ältere der
beiden Söhne war gerade einmal 5
Jahre alt.„Die Kinder mussten manches
Mal ihre eigenen Wünsche
und Bedürfnisse zurückstellen und
sie bekamen natürlich auch mit, in
welcher Verfassung ich mich in den
Zeiten der Trauer befunden hatte.
Dann brachte mich jemand auf die
Idee, mich an das Kinderhospitz
in Cuxhaven zu wenden. Dort bekam
ich so viel Hilfe für mich und
meine Kinder, dass ich mich nach
der eigenen Trauerarbeit dazu entschloss,
selbst als ehrenamtliche
Mitarbeiterin im Kinderhospiz zu
helfen. Ich wollte unbedingt etwas
von dem zurückgeben, was ich
selbst dort an großartiger Hilfe und
Unterstützung bekommen hatte.“
Das Kinderhospiz arbeitet als ambulantes
Hospiz und ist sowohl
Ansprechpartner und Hilfe für erkrankte
Kinder und deren Eltern
als auch für trauernde Kinder und
trauernde Eltern. Einmal im Monat
leitet Frau Ebken jetzt die Trauerinsel.
Hier treffen sich Eltern und ihre
Kinder, die in der Familie einen nahen
Angehörigen verloren haben.
Neben der Trauerarbeit mit den
Erwachsenen ergeben sich auch
Netzwerke der Betroffenen, die
dann wieder Hilfestellung bei Behördenfragen
und beim Ausfüllen
von Anträgen und Formularen geben
können. So unterstützen sich
die Trauernden, denen es in ihrer
Situation oft besonders schwerfällt
sich auf diese unbekannte Arbeit
zu konzentrieren.
In der Trauerinsel werden nachmittags
für eineinhalb Stunden die
Eltern und die Kinder getrennt betreut.
Jedes Kind wird, soweit möglich,
von einem Ehrenamtlichen
begleitet und darf seinen momentanen
Gefühlen und Bedürfnissen
nachkommen. Für die Gruppe wird
spielen, basteln, malen, erzählen
angeboten. Kein Kind muss etwas
tun. Jedes Kind macht in dieser Zeit
„sein Ding“. Schweigen oder reden,
lachen oder weinen, tanzen oder
still sitzen, alles ist erlaubt, alles
darf man sich wünschen und wird
begleitet und unterstützt. Die Kinder
zünden Kerzen für die Verstorbenen
an und bemalen Steine mit
dem, was sie gerade bewegt.
Frau Ebken erzählt mir, dass einige
Kinder erst nach einem oder
sogar mehr Jahren anfangen
können, die Trauer zuzulassen.
Jedes Kind bekommt hier die
Entfaltungsmöglichkeit, die es
braucht um den Verlust von Vater
oder Mutter, von Bruder oder
Schwester zu verarbeiten. „Meine
eigenen Kinder nehme ich immer
mit zu den Nachmittagen in der
Trauerinsel. Das schadet ihnen
nicht und mir gibt diese ehrenamtliche
Arbeit Kraft für den Alltag.
Manche eigenen Probleme
werden dann ganz klein.“
Sie erzählt mir auch noch, dass
sie im Bekanntenkreis schon mal
anregt, sich auch für das Kinderhospiz
zu engagieren, und dass
sie dann immer wieder hört, das
wäre nichts für die eine oder
den anderen. Warum eigentlich
nicht? Ich werde Frau Ebken
ganz sicher einmal im Kinderhospiz
besuchen.
Foto: C.Weverink
Kinderhospiz Cuxhaven
Schweigen oder reden, lachen oder weinen,
alles ist erlaubt