
4 Ehrenamtliches Engagement
„Wenn ich in Rente bin, gehe ich zur Tafel.“
Das war Frau Maaß schon lange
klar, denn auch beruflich hat sie
viel mit Menschen zu tun gehabt,
die dringend ihre Hilfe gebraucht
haben.
Es kam für sie gar nicht infrage,
nach dem Berufsleben untätig zu
sein. Sie wollte weiterhin Struktur
in ihrem Wochenrhythmus haben.
Die Tafel in Cuxhaven ist montags
und donnerstags für Bedürftige
geöffnet. Die Kunden bekommen
eine Teilnahmekarte, mit der sie
sich ausweisen und, wie in einem
gut sortierten Laden, Lebensmittel
und auch Gebrauchsgegenstände
erwerben können.
Dabei geht es sehr geordnet zu,
denn es bekommt nicht der das
beste und das meiste vom Angebot,
der morgens als Erster da ist.
Jeder der registrierten Kunden
betritt an unterschiedlichen Tagen
zu unterschiedlichen Zeiten die
Ausgabestelle. So werden jeweils
etwa 10 Personen gleichzeitig zu
den ordentlich aufgebauten Tresen,
Tischen und Regalen gelassen.
Jeder Kunde meldet seinen
Bedarf und seine Wünsche an und
die ehrenamtlichen Helfer der Tafel
füllen dann die Taschen und Körbe
abhängig vom jeweiligen Angebot.
Pro Ausgabetag kommen ca. 100
Personen zur Tafel. Das berücksichtigen
die Helfer, damit jeder genügend
Lebensmittel mitnehmen
kann. Eine Einzelperson bezahlt am
Tag 2 Euro und eine Familie 4 Euro.
Das ist eine ordentliche, logistische
Herausforderung, die viel
Organisation und Überblick erfordert.
Und genau darin besteht für
Frau Maaß die Motivation, immer
donnerstags und freitags bei der
Tafel zu arbeiten. Diese Arbeit ist
nur in einem gut organisierten
Team möglich, denn vor der Ausgabe
der Waren müssen diese
erst einmal von vielen anderen
Ehrenamtlichen in Stadt und Landkreis
zusammengetragen und per
Kühlwagen zum Heringskai nach
Cuxhaven gebracht werden. Dort
werden sie dann sortiert, zum Teil
auch aussortiert und eingelagert.
Bei Frischeartikeln muss das Haltbarkeitsdatum
beachtet werden,
bei Obst und Gemüse entscheidet
der Verstand. Konserven und Trockenware
halten sich länger, sollen
aber auch nicht zu lange den Platz
im Lager blockieren. So muss Frau
Maaß schon das eine oder andere
Mal dazu anregen, dass man mit
getrockneten Linsen oder Erbsen
genauso gut kochen kann, wie
mit dem Gemüse aus der Dose.
Eine andere Herausforderung sind
Foto: C. Weverink
Foto: C. Weverink
Die Tafel Cuxhaven
im Sommer schnell verderbliche
Obstsorten, wie zum Beispiel die
Erdbeeren.
Bis auf dienstags ist jeder Tag von
Montag bis Freitag bei der Tafel in
Cuxhaven „Packtag“. Dann werden
viele Lebensmittel aus den Supermärkten
angeliefert und für den
nächsten Ausgabetag am Montag
oder am Donnerstag sortiert und
Regalen, Kühl- und Gefriereinheiten
eingelagert. „Wenn freitags
mehrere Kisten mit Erdbeeren
dabei sind, dann kochen wir am
Wochenende auch schon mal Erdbeermarmelade,
die wir dann ab
Montag verteilen“, erzählt mit Frau
Maaß. Ich staune wirklich darüber,
mit welchen Herausforderungen
die Menschen bei der Tafel zu tun
haben und mit welcher Fröhlichkeit
sie diese Arbeit machen.
Bei meinem Besuch sind mir tatsächlich
nur fröhliche Menschen
begegnet. Jeder hat mich mit einem
Lächeln begrüßt, egal ob er
oder sie gerade einen Besen, eine
Kiste oder einen Eimer in der Hand
hatte. Und diese Fröhlichkeit ist
es, die Frau Maaß immer wieder
motiviert zu sagen: Donnerstag
und Freitag bin ich bei der Tafel.“
Es ist eine tolle Gemeinschaft, die
nach getaner Arbeit im Gruppenraum
zusammensitzt und sich
austauscht und manch einen auch
mal auffängt. „Wenn ich mal nicht
so gut drauf bin“, sagt Frau Maaß
„dann freue ich mich auf die beiden
Tage, an denen ich bei der
Tafel bin. Denn da sind Menschen,
die mir zuhören, die mir auch mal
gute Tipps geben und die meine
Stimmung wieder aufhellen. Darum
komme ich so gern hierher.“
Kann es ein schöneres Kompliment
für die Mitmenschen geben? Es
ist eine Gemeinschaft, die sich gesucht
und gefunden hat. Jeder hat
hier seinen ganz eigenen Grund,
seine Arbeitskraft und seine Zeit
hier zu verbringen. Diese Energie
konnte ich deutlich spüren und sie
macht kreativ.
So ist vor einiger Zeit die
„KulturTafel“ entstanden. Die KulturTafel
bringt Menschen, die sich
für Kultur interessieren, sich aber
oftmals die Eintrittspreise zu kulturellen
Veranstaltungen nicht leisten
können, ins Kino oder ins Theater,
ins Museum oder zu anderen
Festivitäten.
Veranstalter, die nicht alle Eintrittskarten
einer Veranstaltung verkaufen
konnten, geben diese Karten
kurzfristig an die KulturTafel ab. Die
KulturTafel führt eine Liste Interessierter
und ruft sie an, um kurzfristig
einen Besuch zu ermöglichen. So ist
beiden Seiten geholfen: Der Veranstalter
hat „ein volles Haus“ und der
Kunstinteressierte darf die Kunst,
die er liebt, genießen. Wunderbar!
Wenn Sie sich angesprochen fühlen,
bei der Cuxhavener Tafel aktiv
zu werden, schauen Sie doch einfach
mal vorbei:
www.tafel-cuxhaven.de